Kapitel 45

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Die Party war bereits in vollem Gange, als Caleb einen Parkplatz suchte und uns alle aussteigen ließ. Dauernd suchte Lydia meinen Blick, um dann nur zu grinsen und unauffällig auf meinen großen Bruder zu deuten, der seine Hand an ihrer Taille platziert hatte, während wir in der Nacht standen und auf Caleb warteten.

"Wird Voldemort heute auch da sein?"

Ich zuckte mit den Schultern und setzte die Maske auf. "Ich weiß es nicht."

Zayn hob die Augenbrauen, bevor er seine goldene Maske auch aufsetzte. "Voldemort?"

"Aidan.", sagte eine Stimme hinter mir, bevor sich ein Arm um meine Hüfte schlang und meine Begleitung neben mich trat. "Das ist Voldemort."

Beinahe wäre ich aus Reflex durch den Schreck, den er mir eingejagt hatte, einfach gestolpert.

"Haben wir dir das erzählt?", fragte ich an Caleb gewandt, der versuchte, die schwarze Maske festzuknoten.

"Ihr habt es vielleicht mal erwähnt... Bei euren endlos langen Telefonaten."

Ich stieß ihm den Ellenbogen in die Seite, dann stellte ich mich hinter den Blonden und schlug seine Hand weg, um ihm die Maske zuzuknoten.

Zayn räusperte sich. "Ich weiß auch nicht, ob... Voldemort... heute da sein wird. Für ihn wäre es besser, wenn er mir nicht unter die Augen tritt."
Ich winkte ab. "Schon okay, Zayn. Kümmere dich nicht um ihn. Genieße lieber den Abend mit Lydia."

Wie auf ein Stichwort wurden die beiden unter ihren Masken so rot wie Zayns und meine Haare. Caleb und ich warfen uns verschwörerische Blicke zu, nachdem seine Maske endlich saß. Durch das Schwarz wirkten seine Augen noch heller - wie zwei Smaragde im Sonnenlicht.
Mein Bruder stieß die Brünette sanft nach vorne.

"Wir gehen dann schon mal vor.", nuschelte er scheinbar schlecht gelaunt.

Doch ich konnte das Grinsen in seinen Augen sehen. Er hatte sich wahnsinnig gefreut, dass Lydia ihn gefragt hatte - er war so verliebt in meine beste Freundin. Die beiden hatten ihre Höhen und Tiefen zusammen. Sie kannten sich ewig. Und sie waren wie zwei Seelen, die sich schon seit dem Tag ihrer Geburt nacheinander gesehnt hatten.

Caleb sah mich an. "Bereit?"

Ich zuckte mit den Schultern. "Nein... Oder ja...? Keine Ahnung."

Ich war so durcheinander. Aidan hatte mich durcheinander gebracht. Mit seinem Verhalten. Mit seiner Existenz. Zuerst ging er auf Distanz, dann musste er unbedingt wissen, mit wem ich zu Serafinas Party erschien. Und nicht zu vergessen die Szene, als er betrunken und verheult vor meiner verdammten Haustür gestanden hatte, ohne sich zu verabschieden wieder gegangen war - und mir Blumen gekauft hatte. Und danach wieder Distanz und Ignoranz pur in der Schule.

Caleb drückte mich an sich. "Es ist okay. Du musst nicht so tun, als wärst du der glücklichste Mensch auf dieser Welt.", sagte er in mein Haar, während er die Arme um mich legte. "Aber ich will, dass du heute einen schönen Abend hast. Einen Abend, an dem du nicht an ihn denken musst. Sondern nur an dich selbst. Manchmal ist es das wert, ein wenig egoistisch zu sein."

Es waren nur Worte. Doch sie gaben mir Zuversicht. Sie richteten mich wieder auf, setzten mir die Krone wieder auf den Kopf - und hielten mein Herz irgendwie zusammen. Mein kaputtes, blutendes, mit Verbänden verbundenes Herz.
Ich löste mich von ihm und hakte meinen Arm bei ihm unter.

"Um auf deine Frage zurückzukommen: Ja. Ich bin bereit."

Caleb lächelte und trat ein wenig näher an mich heran, bevor er uns die Tür aufhielt.
Und dann traten wir gemeinsam in den Saal ein.
Die Musik war laut, die Halle voll mit Menschen. Frauen mit fliegenden Röcken, elegante Kleider wie meines, und junge Männer in Anzügen - mit Krawatten und Fliegen. Im ersten Moment kam ich mir vor wie in einem meiner Fantasybücher, bis die Realität sich aber in Handys, Rap, merkwürdigen TikTok-Tänzen und peinlichen Instagram-Posts zeigte. Und doch war ich überrascht, dass jeder sich an den Dresscode gehalten hatte. Mindestens zehn, die aus der Reihe tanzten, hatte ich erwartet. Aber es war kein Einziger da. Vielleicht hatte Serafina aber auch einfach alle schon rausgeschmissen, die nicht dem Bild ihrer Vorstellung entsprachen.
Apropos Serafina...
Sie kam bereits auf Caleb und mich zugeeilt. Und ihr Kleid war wunderschön. Der rote Ton passte perfekt zu ihren dunklen Locken und mit den breiten Rock sah sie aus wie eine Prinzessin. Als wäre sie direkt aus einem Disneyfilm gekommen.

Zerschmettert Where stories live. Discover now