Kapitel 15

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Als der Wecker klingelte, setzte ich mich auf und rieb mir die müden Augen. Draußen war es noch dunkel, als ich ins Badezimmer schlich, um Mum nicht zu wecken. Sie hatte die halbe Nacht nicht geschlafen. Genau wie ich. Mir ging so viel durch den Kopf... Zayn, Schule, Zayn, Hausaufgaben, Zayn, das Ende des Buches, mit dem ich nicht zufrieden war, und nochmal Zayn. Auch er hatte nachts kaum geschlafen und stattdessen mit mir geschrieben. Irgendwann hatte er mich angerufen, weil seine "Finger vom Schreiben schon wehtun würden" und irgendwann gegen drei Uhr muss auch ich eingeschlafen sein.

Meine Haut wirkte im Spiegel noch blasser als sonst und die Augenringe waren an diesem Morgen tiefer als normalerweise. Das musste daran liegen, dass ich in nächster Zeit eine halbe Stunde früher aufstehen musste als sonst, um den Bus zu bekommen, da Zayn mich nicht fahren konnte.

Ich putzte mir die Zähne und wusch mir das Gesicht, bevor ich eine große Haarklammer nahm und mir die Haare hochsteckte. Aus dem Schrank nahm ich mir eine simple dunkelblaue Jeans und einen schwarzen Pulli mit Rollkragen, denn es wurde immer kälter draußen. Vorallem um diese Uhrzeit.
Nachdem das erledigt war, warf ich mir meinen Rucksack über die Schulter und griff nach Handy und Kopfhörern, die beide auf meinem Nachttisch lagen, danach schlich ich die Treppe leise hinunter, wo ich die Wasserflasche auffüllte und mir einen Keks in den Mund schob, der in der Schale auf dem Tisch lag, bevor ich mir meinen Mantel und einen Schal überzog und die Tür hinter mir absperrte.

Sofort schlug mir ein Schwall kalter Luft entgegen und ich fröstelte und steckte die Hände in die Manteltaschen, um mich wenigstens ein bisschen zu wärmen.
An der Bushaltestelle angekommen, packte ich meine Kopfhörer aus und spielte dann die Playlist, die ich am liebsten hörte und sang im Kopf leise mit, meine Lippen bewegten sich bei dem Refrain ein wenig und ich sah ans Straßenende, um vielleicht einen großen Bus mit der Nummer 522 ausfindig zu machen, doch da waren bloß Autos, die an mir  vorbeifuhren.

Schönes Leben, wenn man ein eigenes Auto hat, dachte ich frustriert und wippte mit den Füßen leicht vor und zurück.

Ein schwarzer Mercedes fuhr an mir vorbei - am Lenkrad ein Mann mittleren Alters, der mit einer Hand das Auto führte und mit der anderen etwas in Richtung des Beifahrers gestikulierte. Mehr konnte ich nicht erkennen, dann war das Auto schon vorbeigefahren, kam aber einige Meter weiter mit quietschenden Reifen an der roten Ampel zum Stehen.

Ich holte mein Handy aus der Manteltasche.

7:20 Uhr.

Der Bus hätte schon vor zwanzig Minuten hier sein sollen. Vielleicht hatte ich mich einfach nur vertan und er fuhr früher? Oder vielleicht gab es wieder einen Streik und-
Genau in dem Moment vibrierte das Handy in meiner Tasche und die Stimme von Rhianna sang Diamonds.

Wieso ruft Caleb mich an?

"Ja?", fragte ich und räusperte mich leise, während ich irgendwie versuchte, die Hand, die das Telefon hielt, trotz allem warm zu halten, und dieses im Endeffekt zwischen Ohr und Schulter klemmte, während die Hand in die nicht ganz so kalte Manteltasche rutschte.

"Wo bist du?"

"Äh... An der Bushaltestelle...?"

Ich hörte ihn leise fluchen, dann atmete er aus und sagte: "Verflucht. Okay, warte dort auf mich. Ich bin gleich da."

"Caleb, warte!"

"Hmm?"

"Was ist hier los? Wo bist du?!", fragte ich verwirrt und gab alles dafür, dass das Handy nicht auf den Boden fiel und selbstständig eine Spider-man-app installierte.

"Bei dir zu Hause"

"Was zum-"

"Ich wollte dich abholen. Ist jetzt auch egal. Wo genau bist du?", erwiderte er ungeduldig und ich musste schmunzeln und beschrieb ihm die eigentlich einzige Bushaltestelle in dieser Gegend.

Zerschmettert Donde viven las historias. Descúbrelo ahora