Kapitel 48

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Ich wachte auf, weil die Sonne ihr helles Licht in mein Zimmer und direkt in mein Gesicht katapultierte. Stöhnend streckte ich mich im Bett und quietschte auf, als sich zwei starke Arme um meine Taille legten und ich an eine warme Brust gedrückt wurde.
Er küsste meine Nase und ich schlang die Arme um ihn. Ich hatte ihn so lange vermisst. So lange hatte ich betrauert, dass er nicht mehr bei mir war - und jetzt lag er direkt neben mir mit zusammengekniffenen Augen in meinem Bett.
Nachdem er mir alles erzählt hatte und ich ihm alles erzählt hatte, hatte ich ihn gebeten, zu bleiben. Aidan hatte nichts dazu gesagt, sich bloß auf mein Bett geworfen und die Arme nach mir ausgestreckt. Wir hatten über so ziemlich alles geredet, was es zu bereden gab. Er hatte mir genau geschildert, wie eifersüchtig er die ganze Zeit gewesen war, wenn ich bei Caleb oder Holden gewesen war - und dafür liebte ich ihn nur noch mehr. Aidan hatte seinem Vater nicht verziehen. Und ich verstand das, obwohl ich immer wieder wiederholt hatte, dass er ihm eine Chance geben sollte, dass sein Vater seine Mutter ganz bestimmt nicht mit Absicht auf dem Gewissen hatte. Ich war zuversichtlich, dass es nicht so war. Und trotz allem verstand ich seinen Hass auf seinen Vater, der seine Mutter in der Vergangenheit geschlagen und misshandelt hatte. Das war absolut nicht zu verzeihen. Und wir hatten bis spät in die Nacht darüber geredet. Ich hatte Aidan weinen sehen - und ich wusste, dass er diese Seite von sich niemandem zeigte. Nur mir.
Er hatte sich so oft entschuldigt, dass ich ihm zutrauen würde, dass er es demnächst auf Knien versuchen würde, wenn ich ihm nicht schon längst verziehen hätte.

"Hola, amor", flüsterte Aidan in mein Ohr, das er mit federleichten Küssen versah.

Ich lächelte und ließ mich von ihm auf Wolke sieben bringen.

"Guten Morgen", hauchte ich.

Ich wusste, dass ich den Mann, der neben mir im Bett lag, vermisst hatte. Jeden Tag. Doch erst jetzt wurde mir bewusst, wie sehr er mir wirklich gefehlt hatte. Wie sehr ich ihn wirklich wieder in meinem Leben gebraucht hatte. Wie sehr ich ihn wirklich geliebt hatte - und liebte.

Er lächelte. "Zoe wird sich freuen, dich wiederzusehen."

"Ist sie gerade zu Hause?"

Er schnaubte und schüttelte den Kopf. "Nein, sie ist bei einer Freundin. Ich würde sie niemals alleine ... bei ihm lassen."

Als ich seinen Mundwinkel küsste, fiel die Anspannung wieder von ihm ab.

"Wann kann ich sie sehen?"

Aidan stützte den Kopf in die Hand und sah mich an. In seinen Augen sah ich wieder diese Wärme, die ich die ganze Zeit lang so sehr vermisst hatte, diese Wärme, die mich immer wider Willen strahlen ließ.

"Wie wär's mit morgen?"

"Das wäre perfekt.", schaffte ich gerade noch zu sagen, bevor ich überrascht aufquiekte, als Aidan mich zu kitzeln begann.

*

"Komm schon, Eli."

"Nein. Ich weiß jetzt schon, dass mir total schlecht werden wird auf dem Ding."

Er verdrehte lächelnd die Augen. "Warst du denn schon einmal drauf?"

"Auf einer Achterbahn? Nein." Ich wich seinem Blick aus. "Bisher konnte ich mich immer davor drücken."

Zayn trat vor, den Arm um Lydia gelegt. "Es ist zwecklos, Aidan. Du hast Glück, wenn du sie überhaupt auf den Freefall-Tower für Kinder überreden kannst."

Wir waren seit 11 Uhr in diesem Freizeitpark. Das war Zayns Geburtstagsgeschenk für Aidan gewesen - er hatte uns allen Karten gekauft und hatte mir erst gestern Abend gesagt, was er für den Geburtstag meines Freundes und seines Kumpels geplant hatte. Ich hatte ihm auch ein Geschenk gemacht. Natürlich. Aber es war noch zu Hause - und ich wollte es ihm geben. Ihm allein. Deswegen hoffte ich inständig, dass ich diesen Tag hier heute überleben würde.

Zerschmettert Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt