Schuldgefühle

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„Und hier lebt jemand?", fragte ich, während Erlendurs Raumschiff in den grauen Himmel stieg und Alva ihm besorgt nachsah. „Wirklich kaum vorstellbar", meinte sie. „Aber er ist ein Arbeiter, der in der Schuld meines Vaters steht. Aber wie das gesamte Gefolge des Otis, war auch er ein Söldner. Auch jetzt noch würde er für Otis in den Krieg ziehen."

Sie ging über den grauen Schotter, der von Asche bedeckt war. Ich blickte nach oben. Erion sah von hier aus übermächtig aus. Die roten Punkte sahen aus, wie Blutflecken auf schneeweißem Sand. „Würdest du für Otis in den Krieg ziehen?" Sie blickte mich belustigt an, aber dennoch merkte ich, dass sie nachdenken musste, bevor sie antwortete. „Ich hoffe, das wird nicht nötig sein. Allerdings sind ihm die Aphroditer schon länger ein Dorn im Auge." „Wieso?", fragte ich vorsichtig. „Wieso bist du geflohen? Die Aphroditer sind ein merkwürdiges Volk, das aus einem merkwürdigen Volk entstanden ist, aber ...", sie blickte mich traurig an. „Wir Otianer sind im Grunde genauso. Jedes Volk hat einen schwierigen Start und ich kenne keines, dass etwas Gutes, etwas Nachhaltiges daraus gemacht hat."

Sie blickte in den Himmel und atmete tief ein. Ich konnte nichts sehen außer ihren Augen, als sie mich nun anblickte. „Du würdest dich mit meiner Schwester verstehen", meinte ich schließlich. „Ich hab sie zurückgelassen", fügte ich dann hinzu. „Ich wollte, dass sie mitkommt, ich dachte tatsächlich, sie würde, aber ..." Ich biss die Zähne zusammen. „Sie hat eine Stelle als oberste Dienerin der Königin. Ihrer Meinung nach war es offenbar nicht nötig zu fliehen. Und jetzt ist sie ganz allein in unserem schrecklichen Königshaus des Campbell-Clans."

„Du könnest zurückgehen", meinte sie. „Ich könnte ...", erwiderte ich, „aber das wäre mein Tod. Ich bin ein Erdling und dadurch bin ich dem Tod schon nahe. Jetzt bin ich auch noch ein Abtrünniger – weißt du was, ich werde sie anrufen." Ich drückte auf mein Ohr, um den automatischen Mechanismus zu aktivieren. Ich wusste zwar, dass er im Königshaus sicher nicht funktionieren würde, aber ich wollte es dennoch versuchen. „Rhea?", fragte ich. „Kannst du mich hören?" Ich wartete und wartete ... aber eine Antwort kam nicht.

„Vermutlich ist sie in ihrer Ausbildung, oder was auch immer." „Du denkst, es wäre eine egoistische Tat, aber sie hat doch entschieden, dort zu bleiben." „Aber es geht ihr schlecht, ich kann es spüren." Plötzlich spürte ich es ganz deutlich. Meine Schwester litt und ich konnte es nicht verhindern, weil ich vor meinem unvermeidlichen Tod davonrannte. „Du tust ihr den größten Gefallen, wenn du deine Eltern findest. Sie werden eine Lösung wissen", meinte Alva und ihre Mundwinkeln zuckten kurz, aber offenbar traute sie sich nicht richtig, zu lächeln. „Wenn sie noch leben. Ich habe gehört, mein Heimatplanet wäre ein furchtbarer Ort." „Ich würde wirklich gerne weiterreden, aber wir sind da", meinte sie. Wir standen vor einem verrotteten, altmodischen Haus, das sich durch seine schwarze Farbe perfekt in die trostlose Umgebung einfügte. „Denkst du auf der Erde sieht es auch so aus?", fragte ich. „Schlimmer", meinte sie knapp, wie es bei Otianern anscheinend üblich war. Ich seufzte und blickte hinauf zu Erion, der sich langsam aufzuladen schien. „Na dann los. Ach, und ... starr ihn nicht an, das macht ihn wahninnig."

Aphrodite 13 (paused, returning this summer)Where stories live. Discover now