The Shining Erion

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Die Stadt Hadit

Silvester

Wir gingen durch die Straßen der Industriestadt Hadit, mit ihren riesigen silbernen Metalltürmen, die versuchten, den Himmel zu erreichen. Aber ich wusste, dass niemand das konnte. Es sei denn ... man war ein Pilot.

Ich betrachtete die Sucher in der Luft, die Hadit und Isis vor dem Angriff anderer Clans schützen sollten. Wir waren der Campbell-Clan, benannt nach unserem König. Ich spürte den Blick meiner Schwester, die ihre Sorge wie immer nicht verbergen konnte. Ihre Augen sprachen Bände. Da es in der Nacht kalt wurde, hatte sie sich einen knielangen Mantel übergezogen und die Flechtfrisur aufgelöst, sodass ihr die dunklen Haare mit einer einzigen hellblauen Strähne über die Schultern fielen.

Der Shining Erion war eine riesige blaue Halle, in der sich die jungen Erwachsenen abends trafen. Rhea hasste diesen Ort. Sie meinte früher hätte man so etwas Kneipe genannt und die Leute hätten sich dort betrunken, bis jemand eine Prügelei anfing. Das war kein Ort für eine regelbewusste Person wie sie. Ich war anders. Ich sah diesen Ort als eine Art Fluchtpunkt.

„Bitte mach nichts Dummes, Silly," „Du weißt genau, wie sehr ich diesen Spitznamen hasse!", gab ich zurück und die Schiebetür tat sich vor uns auf.

Wir betraten das riesige Atrium, an dessen Seite ein wellenförmiger Tresen aufgebaut war. Auf den Emporen, die für das höhere Volk reserviert waren, tummelten sich bereits die Adligen. Durch die Glasdecke konnte man das Flimmern des Kraftfelds deutlich erkennen, als es von einem Blitz getroffen wurde. Ich folgte Rheas Blick, die der Sturm nicht zu interessieren schien. Anscheinend suchte sie nach jemandem. Grace Ruby, die auf einem der riesigen Balkone stand, ignorierte sie geflissentlich. Ich starrte Grace einen Moment zu lange an, weil mir ihre leuchtenden grünen Augen auffielen. Wie jedes Mal, wenn wir den Raum betraten, fielen die Blicke kurz abschätzig auf uns.

Rhea hatte ihr Ziel offenbar ausfindig gemacht und ich musste einen sehr großen Schritt machen, um sie einzuholen. „Alain, wie war die Prüfung?", fragte sie. Alain drehte sich vorsichtig um. Von der erwähnten Wunde war nichts zu sehen. „Für einen Pilot zweiter Klasse wird es reichen", meinte er und sah dann kurz zu mir. „Was hat Arvid getan?", fragte ich ihn. Alain blickte kurz zu Rhea, die sich plötzlich nur noch für den Boden interessierte. „Wer will einen Drink?", rief Arvid gerade und ich fragte mich, wie er wohl seine Abschlussprüfung in der Akademie geschafft hatte. „Du weißt doch, wie er ist", meinte Alain und fixierte Rhea mit seinen Augen. „Ein Platon-Messer kann zu langfristigen Beeinträchtigungen führen!", knurrte ich und drehte mich um zu Arvid, der gerade mit Achill Anstieß und ihm dann gegen die Schulter boxte. „Woher ...?", fragte Alain.

„Ich wusste doch, dass es ein Platon-Messer war!", sagte Rhea und machte auf dem Absatz kehrt. Ich hielt sie am Arm zurück. „Ich dachte ich soll nichts Dummes machen", meinte ich. „Ich wollte bloß mit Arvid reden", meinte sie ausweichend und entriss sich meinem Griff.

„Wir sollten das vergessen. Ich habe seinen Angriff gemeldet, ich warte nur noch auf Rückmeldung", meinte Alain schulterzuckend und nippte an seinem Glas. Ich wusste schon, wie das enden würde. Entweder es kam keine Rückmeldung, die Rückmeldung sagte aus, wie leid es den Clanführern doch tat, aber sie könnten nichts tun, oder sie benannten Alain als Schuldigen oder Lügner. Wirklich besser dran als wir war er auch nicht.

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Zwei Stunden später war die Musik so laut, dass sie das Donnern und Blitzen des Sturms übertönte und ich war so wie jeden Freitag ziemlich betrunken. Zwar gab es hier nur Alkoholersatz, aber das reichte auch, um mich meine Arbeit und meine restlichen Probleme vergessen zu lassen. Wo Rhea war, wusste ich nicht. Vermutlich war sie gegangen, um über ihre Prüfung nachzugrübeln, oder sie saß in irgendeiner Ecke und warf Grace Ruby böse Blicke zu.

Ich drängte mich durch die Menge zum Tresen. „Hey Jake", sagte ich zu dem winzigen Glieser, der Kyles Bruder war, „gib mir noch einen Elements!" Jake goss das bunte Getränk in ein gewelltes Glas und hielt es mir hin. Seine Augen funkelten mich böse an. Vermutlich hatte ich seinen gesamten Vorrat verbraucht. Ich ließ mich auf einem der Stühle nieder und starrte in die bunte Flüssigkeit. Was meine Eltern wohl gerade machten? Lebten sie überhaupt noch? Ich lachte in mich hinein. Was ich zu Rhea gesagt hatte, war mein voller Ernst gewesen. Ich wollte zur Erde und in meinem Kopf formte sich langsam ein Plan, der etwas damit zu tun hatte, dass Alain seine Prüfung bestanden hatte und somit einen eigenen Sucher bekam, den ich mir ausleihen konnte. Oder ich würde ihn einfach fragen, ob er mitkommen wollte. Aphrodite 13 hatte auch ihn nicht akzeptiert. Rhea würde ich einfach dazu zwingen, mitzukommen. Es wäre besser für sie. Es sei denn sie hatte es entgegen allen Erwartungen nun doch geschafft, einen Platz für die Medizinkurse zu ergattern.

Neben mir setzte sich jemand auf den Drehstuhl, aber ich trank mein Glas in einem Zug leer und blickte nicht zur Seite. „Du bist doch Rheas Bruder, oder?" Ich war wie erstarrt und stellte mein Glas ab. Als ich meinen Kopf zur Seite wandte, blickte ich direkt in Grace Rubys hellgrüne Augen. „Ich hab dich was gefragt!", sagte sie nach einigen Sekunden. „Ja, bin ich", nuschelte ich. Jake blickte erschrocken zwischen uns hin und her. Und ich hatte das Gefühl, dass er nicht der einzige war. Dass die einzige weibliche Pilotin, wenn sie denn nun ihre Prüfung bestanden hatte, mit jemandem wie mir sprach, mit einem Erdling... das war ein Skandal. Und ich genoss es.

Ich grinste sie an. „Willst du auch?", fragte ich und hielt das Glas hoch. „Kannst du dir das leisten?", fragte sie. „Nein, kann er nicht!", knurrte Jake und knallte die Rechnung auf den Tisch. „Er kann von Glück sagen, dass ihn mein Bruder gut bezahlt!" Nun ja, gut war relativ.

Grace Rubys helles Lachen schallte durch die Halle. Obwohl es wie eine Beleidigung klang, konnte ich ihr nicht böse sein. Sie rückte ein Stück näher. „Weißt du, Erdling, vielleicht habe ich dich falsch eingeschätzt." Sie strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Tatsächlich?" „Ja." Ich spürte ihren Atem an meinem Hals, als sie sich noch ein Stück näher wagte. „Für einen Erdling bist du ganz schön gutaussehend!", sagte sie. „Für eine Adlige bist du relativ wenig nervtötend", meinte ich und Jake verdrehte die Augen.

„Oh Isis, hol mich hier raus!" Er schüttelte den Kopf und verschwand endlich.

„Du weißt, dass deine Freunde dich anstarren", meinte ich. „Sie starren dich an, Silvester Adeodatus", erwiderte sie leise. Ich genoss den Moment in dem sie meinen Namen aussprach. „Außerdem hatten sie ihre Chance." Grace lächelte und Grübchen erschienen auf ihren Wangen.

Merkwürdigerweise erinnerte mich ihr Lächeln an das meiner Schwester. „Was hältst du davon, wenn wir nach oben gehen?", fragte sie. Ich wollte einfach nur ja sagen, aber aus meinem Nicken wurde ein Kopfschütteln. „Ich darf da doch gar nicht hin", sagte ich lachend und starrte den Tresen an. Sie stand auf und ihr Bein berührte rein zufällig meins. „Ich meine auch keine der Emporen", sagte sie. „Aber wie du meinst." Sie drehte sich mit einem letzten Lächeln um und ging.

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Wer ist bisher euer Lieblingscharakter?
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Danke fürs Lesen bis hierher. Bald geht es weiter 😊

Aphrodite 13 (paused, returning this summer)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora