Eine Lösung

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Was ist Heimat und was ist Fremde? Der Weg zurück bedeutet manchmal das Ende...

Silvester

Als ich die Blutflecken auf dem Bett sah, bekam ich beinahe einen Herzinfarkt. „Rhea?", rief ich und durchquerte den Raum trotz meines betrunkenen Zustands, der jedoch bereits nachließ, mit wenigen Schritten, um die Tür ihres Zimmers aufzustoßen. „Schrei doch nicht so!" Sie saß auf dem Bett und rieb sich den Kopf. Ich blieb unschlüssig im Türrahmen stehen. „Was ist passiert?", fragte ich. „Wieso bist du gegangen? Du weißt, wie unvernünftig es ist, allein unterwegs zu sein, wenn Blue 33 untergangen ist. Vor allem bei Personen wie Arvid ... oh." Ihr Blick sprach Bände. „Es tut mir so leid!", sagte ich und kniete mich vor sie. „Er wird dafür bezahlen. Ich werde ..." Ich suchte nach etwas, dass nicht zu brutal klang. „Du wirst gar nichts tun. Sei einfach froh, dass Alain da war, während du dich deinem Rausch hingegeben hast und wer weiß was mit Grace getan hast."

Sie starrte auf ihre schwarzen Stiefel und presste die Lippen zusammen. „Ich schwöre dir, dass ich nichts getan habe, und das würde ich auch nicht." Ihre dunklen Augen musterten mich eingehend und ich hatte das Gefühl, dass sie mir mitten in die Seele starrte. „Ich glaube dir", entschied sie. „Aber du musst die Kontrolle über dein Leben wiedererlangen. Gerade jetzt, Silly. Bald werde ich in Isis sein und dann bist du ganz allein in dieser hässlichen schönen Stadt!" Sie wischte sich über die Augen. Ich stand auf und drehte mich weg. „Du solltest immer noch an deinem Traum festhalten. Du wirst keine Dienerin!" Sie sprang auf. „Ich kann froh sein, wenn ich nicht eingesperrt werde! Ich habe einen Adligen angegriffen, den Cousin von Narziss Campbell. Denkst du tatsächlich, ich werde jetzt noch irgendwas? Wenn du Arvid nicht immer so provoziert hättest ..." „Oh jetzt ist es meine Schuld?", fragte ich und drehte mich um. Ich sah deutlich, wie es in ihrem Kopf arbeitete. „Nein, aber du hättest da sein müssen!", schoss sie zurück. „Du hättest nicht gehen dürfen!", gab ich zurück.

Sie schwieg und starrte auf den Boden. „Hör zu, Rhea, es tut mir leid, was passiert ist, aber normalerweise bin ich immer derjenige, der angegriffen wird, dass dir so lange nichts passiert ist, war auch mein Verdienst. Jetzt war ich einmal nicht da und du ..." Ich schüttelte den Kopf. „Ich will nicht mehr darüber reden!" Ich drehte mich um und riss die Tür auf. Sie folgte mir nicht. Aphrodite würde es schaffen, uns auseinanderzubringen.

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Da heute Montag war, hatte ich eine Mittagspause und starrte in den Himmel. Die Sonnenbrille half nicht wirklich etwas gegen das stechende Licht von Erion und Blue 33. Die Sucher richteten ihr Licht auf alles, nur nicht auf mich. Nicht mal für meine Schwester existierte ich noch. Sie wurde immer so merkwürdig, wenn sie versuchte, ihre Gefühle zurückzudrängen. Ich legte mich auf die kühle Plattform und dachte an meine Zukunft im Vergleich mit ihrer. Sie hatte immer mehr gehabt, weil ich es mir schwerer gemacht hatte, weil sie anpassungsfähiger war. Ich hatte mir eingeredet, dass mich das nicht störte. Ich hatte mir eingeredet, dass es mich nicht störte, dass Alain ein Pilot war und ich nicht. Ich beobachtete die Sucher und fragte mich, in welchem Alain wohl saß, oder ob er immer noch ausgeschaltet war.

Das Einzige, was am Wochenende noch passiert war, war, dass Kyle das Motorrad geholt hatte, weshalb ich heute zu den Minen gelaufen war. Zu den Lagerhallen und dem Flugplatz würde ich heute nicht gehen. Wenn ich Arvid sehen würde, dann wäre sein adliges Leben zu Ende und meines ebenfalls, weil ich dann wegen Mord hingerichtet werden würde.

Ich stand auf und setzte mich an den Rand der Plattform. Irgendwie konnte ich keinen Ort zum Nachdenken finden. Aber eines war sicher. Lange würde ich nicht mehr bleiben. In der Ferne konnte man die Küste erkennen und die vielen Türme, die unzerstörbar in den Wellen standen. Wenn ich es schaffen würde, weit genug von der Klippe am Strand von Isis abzuspringen, dann könnte ich durch die Lücke im Kraftfeld, die für die Sucher bestimmt war, entkommen. Zwar wäre ich dann im Wasser gefangen, aber ich wusste, dass die Türme durch ein Tunnelsystem verbunden waren. Wenn ich also einen von ihnen erreichen würde, würde ich es vielleicht bis zum nächsten Clan schaffen. Ob sie allerdings einen Verräter aufnehmen würden ...

Vielleicht würde ich ein Raumschiff finden. Vielleicht würde Rhea mir helfen. Oder Alain. Oder sie würden mich weiterhin für mein Versagen hassen. Ich hasste mich doch schon selbst. Ich drückte auf mein Ohrläppchen, der Mechanismus wurde sofort ausgelöst und schon hörte ich Rhea in meinem Ohr. „Was?!", fragte sie. „Ich muss dir was erzählen, bist du allein?", fragte ich. „Ich bin in der Schule, was erwartest du?" Ich beschloss, ihr einfach zu erzählen, was ich vorhatte. Sie würde mich nicht umstimmen können. Entweder sie kam mit oder eben nicht.

„Ich werde am Mittwoch fliehen. Und ich möchte das du mitkommst." Rhea schwieg. Ich konnte lediglich hören, wie ihr Atem sich beschleunigte. „Nein", sagte sie dann. „Silvester, das kannst du nicht machen. Erstens, ist es unmöglich zu fliehen. Zweitens, wenn sie dich fangen, dann ..." „Dann was?", unterbrach ich sie. „Wir sind doch sowieso Ausgestoßene. Schlimmer kann es nicht werden. Mich hält nichts hier, verstehst du? Abgesehen von dir, daher möchte ich, dass du mitkommst." Ich bekam keine Antwort. „Die Pause ist zu Ende, Mann, tut mir leid!", sagte Kyle, der hinter mir auftauchte. „Rhea, überleg es dir, bitte!", flehte ich sie an. „Viel Glück!", wünschte ich ihr und unterbrach die Verbindung. Es würde mir schwerfallen, ohne sie zu gehen. Wenn sie nein sagte, war das ein beinahe unüberwindbares Hindernis. Aber wenn ich wusste, dass sie hier sicher war, wenn Alain auf sie aufpassen könnte ... „Silvester?", fragte Kyle nachdrücklich. „Stets zu Diensten", erwiderte ich. Nur eben nicht mehr lange.

Aphrodite 13 (paused, returning this summer)Where stories live. Discover now