Aphrodite 13 (paused, returning this summer)

~Part I - Magic of the past~

Prolog - Zeitabschnitt 753

Die Königin trat aus dem Schloss in das Licht des Ringplaneten Erion, dessen Blitze die tiefschwarze Nacht temporär erhellten. Es kam ihr vor, als wäre dies ein unbestimmtes Zeichen. Ihr Schicksal könnte in Gefahr sein. Hier und jetzt.

Sie hatte den beiden Verbannten gestattet, ihr ebenso misslungenes Kind auf Aphrodite 13 zurückzulassen. Hätte sie denn gnädiger sein können? Laut einer alten Sage war dieses Kind eine Bedrohung für ihr Volk. Aber wer hörte schon auf alte Sagen ...

Sie schüttelte den Kopf und stützte sich auf dem Geländer des großzügigen Balkons ab. Erions Winde waren ausgerechnet heute besonders heftig und wehten ihr die langen schwarzen Haare ins Gesicht. Das passte zu der Geburt eines Erdlings. Vielleicht war die alte Sage nichts weiter als eine Lüge, aber was, wenn nicht? Wäre sie noch eine gute Herrscherin, wenn sie das Kind überleben ließ?

Ein Blitz schoss aus einem blutroten Punkt Erions und das suchende Licht der bewachenden Raumschiffe reflektierte sich auf dem Kraftfeld am Rande der weit entfernten Klippe, an der sich die Wellen brachen. Die Königin blickte nach unten auf den beinahe schneeweißen Sandstrand, der vom Wind aufgewühlt war. Die winzigen Körner standen in der Luft wie eiskalte Schneeflocken, die ihr das Blut in den Adern gefrieren würden ... wenn das nicht schon längst geschehen war. Ihr Herz fühlte sich an wie einer der riesigen Steine der Planetenringe. Hinter sich hörte sie schwere Schritte und kurz darauf trat eine weitere Person auf den Balkon. Seine platinblonden Haare und die roten Kontaktlinsen reflektierten das Licht der Raumschiffe. Als sie den König zum ersten Mal gesehen hatte, erschien er noch so weit entfernt wie ein Traum, aber jetzt ...

Jetzt schätzte sie ihre Macht viel höher ein als seine. Und doch hatte sie viel mehr Angst als damals. Das Volk liebte sie. Noch. Wie würde das aussehen, wenn sie den Erdling der Verräter am Leben ließ? Würde das Volk sie dafür verurteilen?

„Es sind Zwillinge." Die raue Stimme des Königs war so kalt wie Eis.
„Das darf nicht wahr sein!", zischte die Königin. Ihr Herz fiel wie ein scharfkantiger Stein.
„Es wäre so einfach, sie zu töten", meinte er.
„Oder einfach nur ihre Eltern zu verbannen", ergänzte sie. „Bella ist die Verräterin, sie hat den Erdling geheiratet. Die Kinder ... noch sind sie unschuldig."
„Aber sie sind eine Gefahr", knurrte König Narziss Campbell, wandte sich zu ihr, um sie mit seinen roten Augen zu durchbohren.
„Laut dem ersten Teil der Prophezeiung", sagte sie. Wieso wollte er sich nicht an den Rest erinnern?
„Frieden wird kommen, wenn das Leben des unglücklichen Erdlings im Sand versinkt, während die Zeit verrinnt", zitierte sie leise.

Wind wehte durch ihr schwarzes Kleid, als er sie am Arm berührte. „Je früher diese Leben versinken, desto sicherer sind wir", versuchte er ihr klar zu machen. Wie könnte sie seine Meinung ändern?
„Wir geben ihnen doch nur eine Chance. Bloß eine!", rief sie verzweifelt. „Sollte die Prophezeiung sich nun doch als wahr erweisen..." Mit einem Schaudern ließ sie den Satz unbeendet.

Er lächelte düster. „Gut. Aber wenn es so weit ist, kannst du mich nicht aufhalten." Er drehte sich langsam um und ging. Während sie seinen leiser werdenden Schritten lauschte, pochte ihr Herz so, als würde sie dem Tod in die Augen sehen. Ihr wurde schlagartig klar, dass Narziss sie bloß aus Selbstsucht geheiratet hatte, dass er sie brauchte. Nein, nicht sie brauchte er, sondern ihre Intelligenz und Raffinesse. Hatte sie tatsächlich eben noch geglaubt, sie wäre im überlegen?

Sie beschloss, die Zwillinge ab jetzt zu hassen. Sie würde sie akzeptieren, sie am Leben lassen, aber dennoch hassen. Einfach, weil sie es konnte, weil sie den Untergang ihrer Welt herbeiführen könnten ... oder sie wären die Rettung. Sie schienen so mächtig durch das Wort der Prophezeiung, obwohl sie eben erst geboren waren.

„Vergiss nicht, dass ich der König bin!" Seine Stimme schnitt wie die Sandkörner durch die Nacht. Durch die Nacht, die alles veränderte.