12 Let the floods cross the distance in your eyes

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Der Abend des Balls war gekommen und regungslos starrte ich nun seit geraumer Zeit mein Spiegelbild an.

Ich hatte mir mit meinem Aussehen ausnahmsweise wirklich Mühe gegeben.

Ich trug ein schlichtes, schwarzes, relativ kurzes und enganliegendes Kleid. Meine Schuhe und mein Schmuck waren silbern. Meine langen Haare hatte ich offengelassen und mich dieses Mal sogar etwas mit - von Lavender ungefragt ausgeliehener - Schminke aufgehübscht.

Demnach war ich nun schon seit geraumer Zeit fertig. Doch noch immer stand ich hier und starrte in den Spiegel.

Ich wusste nicht, was zu tun war. Denn, wie schon in den letzten Tagen, dachte ich nur darüber nach, was mich getreten hatte, Draco Malfoy für diesen Abend zuzusagen. Ich hatte jedem abgesagt. Nur ihm nicht.

Wieso nicht?

Mir war der Grund, der damals noch so logisch zu sein schien, entfallen.

Denn in den letzten Wochen vor dem Weihnachtsball, war wieder alles anders geworden. Es war beinahe wieder so wie vorher, bevor ich mit Fred zusammen war. Fast alles.

Eines Abends im Gemeinschaftsraum kam Fred auf mich zu, er hatte sich entschuldigt und mir geschworen, dass er versuchen würde, dass alles wieder so wird, wie es vorher war.
Daraufhin hatte sich auch George kniend vor mir entschuldigt und mit einem lauten Lachen konnte ich auch ihm verzeihen.

Ginny und Ron sprachen wieder normal mit mir - sie erwähnten die Trennung nie wieder - und auch alle anderen schienen darüber hinweg zu sein. Es war wieder alles so wie vorher. Nur ich war es nicht mehr. Denn mich hatte diese Erfahrung, wenn auch nur ein wenig, verändert.

Nichtsdestotrotz saß ich nun hier und wusste nicht mehr weiter. Denn Malfoy nun als Rache zu gebrauchen, erschien mir als unangebracht und falsch. Außerdem brauchte ich dies nun nicht mehr.

Ob es auch falsch war, Malfoy zu versetzen? Doch dann kam mir der Gedanke, dass Malfoy unsere Verabredung sowieso nicht ernst gemeint hatte, dies wahrscheinlich nur eine Wette, ein Spiel oder ein Scherz war und er auch nicht ernsthaft mit meinem Auftauchen rechnete. Das redete ich mir jedenfalls ein.

Ich sah auf den Zettel, den Malfoy mir eines Tages in Zauberkunst zugesteckt hatte, auf dem er mir die Uhrzeit, zu der wir uns treffen sollten, kommentarlos zugesteckt hatte. Ich sah auf Hermines Muggeluhr. In fünf Minuten sollte es soweit sein.

Ich war bereits fertig, würde ich nun hinunter gehen, wäre ich noch pünktlich. Doch etwas in mir drin hielt mich davon ab. Denn es war immer noch Malfoy. Warum sollte ich das tun? Ich wollte es doch gar nicht. Deswegen starrte ich weiterhin ausdruckslos mein Spiegelbild an.

Kurz fragte ich mich, wie wohl die Leute reagiert hätten, wäre ich mit Malfoy zusammen auf diesem Ball auftaucht. Sie hätten sich ihre Mäuler darüber zerrissen. Und ich musste mir eingestehen, dass es mir egal gewesen wäre und ich es noch eher für lustig gehalten hätte. Wir hätten sie alle schockieren können.

Doch dann dachte ich an meinen Bruder. Es hätte Harrys Herz zerrissen, wenn ich mich mit seinem Erzfeind abgeben würde. Das hatte ich nun wirklich nicht nötig, aus kindischer Rache meinem Bruder vor den Kopf zu stoßen. So rechtfertigte ich mich selbst.

Ich hatte niemandem verraten, mit wem ich zum Ball gehen wollte. Nicht einmal mehr mit Malfoy selbst sprach ich darüber. Niemand wusste davon, außer Malfoy. So wusste allerdings auch niemand, ob ich überhaupt zum Ball gehen würde.

Deswegen beschloss ich in diesem Moment, dass ich einfach gar nicht hingehen würde.

Es legte sich ein düsterer Schatten über meine Augen.

[Draco Malfoy] every step that I take is another mistake to youWhere stories live. Discover now