Kapitel 55

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~29. November~
N O A H

"Ich bin bei Lou!", ruft meine Freundin und verlässt die Wohnung. Auch, wenn ich es liebe, mit ihr zusammen zu wohnen, genieße ich doch die Zeit alleine. Jedoch halte ich es auch nicht länger als acht Stunden ohne sie aus. Und in der Zeit, in der ich bei Miranda und Brio gewohnt habe, ist mir klar geworden, dass ich nur sie will. Und das für immer. Krass, diese Aussage nach fast drei Jahren Beziehung und einem Alter von 22 Jahren ernst gemeint sagen zu können. Aber ich habe das in den letzten Monaten wirklich oft genug gemerkt. Ich werde diese Frau auf Händen tragen und alles tun, um sie glücklich zu machen.

Mein Vater würde sagen 'Happy wife, happy life'. Und als er mir das erste mal von diesem Lebensmotto erzählt hat, dachte ich, er verarscht mich. Aber wenn ich sie glücklich sehe, bin ich es auch. Und ich will diese Frau heiraten. Zwar jetzt noch ncht, aber vielleicht in drei bis vier Jahren. Ich muss ihr schließlich etwas bieten können, und als Student ist das nicht ganz so einfach. Außerdem werde ich sie nicht heiraten, wenn ihre Mum dagegen ist. Schließlich weiß ich, wie sehr Maddy ihre Mum liebt, und wenn ihre Mum mich hasst, wird sie nicht kommen und das wiederrum würde Maddys Herz brechen.

Aber warum mache ich mir jetzt schon Gedanken darüber? Klar, die Vorstellung, dass sie meinen Nachnamen trägt, ist traumhaft schön. Aber ich bin noch nicht bereit und vorallem ist sie nicht bereit dazu. Und das ist okay, schließlich muss man bedenken, dass sie erst 20 ist. Und nur weil meine Familie mir Druck macht, muss ich mich ja nicht davon zerquetschen lassen.

Ich habe jetzt noch ein halbes Jahr, bis ich mein Studium abschließen kann und anfange, in der Schule zu arbeiten. Jedoch muss ich zugeben, dass ich nicht mehr so begeistert von dem Lehrerjob bin. Ich würde auch einen anderen Job in Erwägung ziehen, jedoch weiß ich, dass meine Freundin nicht so begeistert davon sein wird. Und aus dem Grund treffe ich mich mit den Jungs und diskutiere ein bisschen darüber.

Gegen 19Uhr bin ich wieder Zuhause und setze mich zu meiner Freundin auf die Couch. Sie schaut ihre Lieblingsserie. Und sobald ich mich zu ihr gesetzt habe, rückt sie fast automatisch näher zu mir und legt ihren Kopf an meine Brust, um mir zu signalisieren, dass sie kuscheln will. Ich liebe diese Frau, ganz ehrlich.

"Schatz? Ich wollte mal mit dir sprechen.", murmel ich an ihren Ansatz und fahre langsam mit meiner Hand durch ihre Haare. Sie schaut mich direkt an. "Ist alles okay?", fragt sie besorgt und sucht in meinen Augen nach einer Erklärung.
"Ja, natürlich. Mach dir keine Sorgen. Ich wollte nur über meine mögliche Planänderung mit dir sprechen. Schließlich bist du meine Zukunft und du hast da auch das ein oder andere Wörtchen mitzureden.", gebe ich zu und setze mich, wie sie, aufrecht hin, um sie anzusehen.

"Also... ich habe mir überlegt, mein Studium abzubrechen-", beginne ich, werde jedoch sofort unterbrochen.
"Das wirst du nicht tun. Noah, du bist fast fertig. Egal was du sagen willst, du wirst weiter studieren, sonst wären die ganzen Jahre pure Zeitverschwendung gewesen.", macht sie deutlich.
Ich muss kurz überlegen. Sie hat recht.

"Naja, wie dem auch sei. Ich will zur Bundeswehr.", sage ich meinen Plan geraderaus.
Madeline schaut mich geschockt an. Um dem Blick zu entkommen, gebe ich ihr schnell einen Kuss auf die Lippen.
"Du willst zur Bundeswehr?", fragt sie ungläubig, nachdem sie sich gefangen hat. Ich nicke schnell.
"Warum? Lehrer ist doch auch gut."
"Ich hab kein Bock, von Siebtklässlern ausgelacht zu werden, weil ich 'Penis' gesagt habe. Und das wird, wenn man so wie ich Biolehrer wird, häufig vorkommen. Außerdem werden die Kinder heutzutage immer asozialer.", versuche ich mich zu erklären.

"Aber du wolltest doch immer Lehrer werden. Was ist an der Bundeswehr denn so toll?"
"Ich weiß. Aber ich stelle mir das extrem interessant vor da. Außerdem verdiene ich da richtig Kohle und dann kann ich dir auch mehr bieten.", spreche ich den eigentlichen Hauptgrund für meine Überlegung aus. Ich will sie glücklich machen.
Sie rückt wieder ein Stück näher zu mir und umgreift mein Gesicht mit ihren Händen. "Du sollst mir nichts bieten können. Solange du mich liebst, will ich nicht mehr. Außerdem verdient man als Lehrer doch auch voll viel Geld."
Ich nehme ihre Hände von meinem Gesicht und halte sie in meinen Händen. "Aber bei der Bundeswehr ist wenigstens ab und zu ein bisschen Adrenalinkick drinnen."

"Aber du wirst so oft weg von hier sein müssen. Und außerdem will ich meinen Kindern nicht eines Tages erzählen müssen, dass Papa nie wieder zurück nach Hause kommt.", sagt sie ruhig und schaut mir in die Augen. Ich schlucke hart.
"Hey, niemand hat gesagt, dass ich dann nie wieder kommen würde."
"Noah, du wirst wahrscheinlich in Kriegsgebiete eingesetzt. Und vielleicht wirst du dann weggebombt und ich sitze hier alleine. Ich muss ohne dich weiter leben und deine möglichen Kinder werden ohne ihren Vater aufwachsen. Ich will das nicht. Ich liebe dich zu sehr, um dich in dieses Risiko zu schicken. Aber wenn das dein Traum ist, stehe ich immer hinter dir. Du solltest nur wissen, dass ich das nicht gut finde."

Meine Kinder könnten ohne mich aufwachsen. Und die Liebe meines Lebens wäre auf sich alleine gestellt. Allein bei dem Gedanken zieht sich alles in mir zusammen. Diese Frau weiß ganz genau, was sie sagen muss, um mich umzustimmen. Und sie will Kinder von mir.

"Du hast Recht. Vielleicht habe ich das nicht gut genug durchdacht.", gebe ich zu und sehe, wie sich ein siegessicheres Lächeln auf ihren Lippen ausbreitet. Kleine Hexe.

"Ich habe immer Recht, das müsstest du doch mittlerweile wissen.", sagt sie gespielt arrogant und gibt mir einen Kuss auf die Wange. Jedoch reicht mir dieser nicht und ich stehle mir noch einen von ihren Lippen. Und noch einen. Und noch einen. Und ich könnte ewig damit weitermachen. Diese Frau macht mich verrückt. Sie macht mich zu einem Menschen, von dem ich vor vier Jahren noch gedacht hätte, es würde ihn niemals geben.

Von dem arroganten Macho-Arsch-Drogendealer zu dem liebenden Weichei. Ja, man könnte behaupten ich bin in der Beziehung zu einem Weichei geworden -wenn man mich in der Öffentlickeit mit ihr sieht. In unseren eigenen vier Wänden kann man was anderes behaupten.
Aber insgeheim liebt sie diese Macho-Arsch Seite. Sie steht nunmal auf das dominante. Das hat sie mir oft genug gezeigt.

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Roommate | ✔️Where stories live. Discover now