Kapitel 41

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~13. Februar~
N O A H

Gestern bin ich wieder zurück gekommen. Und ich weiß ganz genau, wie sehr Maddy sich gefreut hat. Nachdem Samira gegangen ist, hat sie ihre Finger garnicht mehr von mir lassen können, aber das war absolut nicht schlimm, denn genauso ging es mir auch. Ich glaube sie kann heute noch garnicht wieder laufen, so sehr haben wir uns gestern gezeigt, dass wir uns vermisst haben.

Ich muss aber auch zugeben, dass ich sie gestern ein bisschen angelogen habe, denn das Geld kam nicht von irgendwem, sondern von ihrem Vater. Und dieser hat mir ausdrücklich verboten, Maddy davon zu erzählen, denn dann hätte sie wieder ein schlechtes Gewissen und so weiter. Jedoch habe ich darauf bestanden, ihm das Geld, sobald es mir möglich ist, zurückzuzahlen. Sie darf davon aber nichts erfahren, denn dann ist sie sowohl sauer auf mich, als auch auf ihren Vater.

Gerade, als ich mich leicht drehe, klingelt es an der Wohnungstür. Ich stöhne genervt auf und schaue auf die Uhr. Halb elf.
"Ich geh schon.", murmelt Maddy, während sie sich aus dem Bett quält. Wer zur Hölle klingelt morgens um halb elf an unserer Tür?
"Kannst du überhaupt laufen?", frage ich provokant und erinnere sie damit automatisch an die letzte Nacht.
"Noah!", ruft sie beschämt und steht dann auf. Ich sehe ganz genau, wie ihre Beine zittern, weshalb ich sie zurück ins Bett ziehe und selbst zur Tür gehe. Vorher ziehe ich mir aber noch schnell eine graue Jogginghose an, denn komplett nackt wollte ich nicht die Tür öffnen.

Ich öffne die Tür und sehe in drei Gesichter.
"Noah.", sagt Grace abwertend und schaut an mir runter. Dann flüstert sie sowas wie 'Tattoos hat der Ausländer auch noch, um Gottes Willen'.
"Hallo. Allison, Paul, Mrs. Miller, kommt doch rein.", sage ich gespielt freundlich. Wenn ich Grace schon sehe, könnte ich kotzen.
"Wie geht es dir, Noah?", fragt Paul und umarmt mich. Soweit ich weiß, ist er der einzige, der von meinem Gefängnisaufenthalt Bescheid weiß.
"Sehr gut, danke. Und dir?", frage ich und führe die drei in die Küche. Er nickt, was so viel bedeutet wie 'mir auch, danke'.

"Maddy! Deine Familie ist hier!", rufe ich.
"Madeline, wenn ich bitten darf. Ihr Name ist Madeline, sie heißt nicht umsonst so.", meint Grace und schaut mich böse an. Was für ein Drache.
"Maddy, beeil dich. Wir wollen deine Gäste nicht warten lassen.", provoziere ich noch ein bisschen. Klar, es ist dumm von mir, meine zukünftige Schwiegermutter zu provozieren, aber ich nenne mein Mädchen wie ich will. Es ist sowieso egal was ich mache, Grace wird mich immer hassen, also warum sollte ich mir überhaupt Mühe geben?

"Ich glaube ich höre nicht richtig. Jetzt provozierst du auch noch?", sagt Grace fassungslos. "Hast du keine Erziehung genossen?"
In dem Moment kommt Maddy aus dem Schlafzimmer. Sie hat sich eine Leggings und ein T-Shirt von mir übergezogen.
"Mum, Dad, was macht ihr denn hier? Hey Ally!", sagt sie begeistert und umarmt ihre kleine Schwester.
"Alles Gute nachträglich meine kleine.", sagt Paul und zieht sie in seine Arme. Auch Grace gratuliert ihrer Tochter, jedoch viel distanzierter als Paul es getan hat.

"Wir wollten dich besuchen. Gestern haben wir es leider nicht mehr geschafft, weil dein Vater arbeiten war. Ich habe auch Kuchen mitgebracht.", meint Grace und stellt den Kuchen auf den Esstisch.
"Danke Mum.", sagt Maddy und holt ein Messer aus der Schublade. Ich hole Teller aus dem Schrank und stelle diese dann auf den Tisch. Um wenigstens etwas Mühe zu zeigen, stelle ich das erste Stück Kuchen zu Grace, welche mich jedoch immernoch grimmig anschaut.

Als jeder ein Stück hat, setzen wir uns alle an den Tisch und essen.
"Wie geht es deinen Eltern, Noah?", fragt Paul mich freundlich.
"Oh, ich denke denen geht es gut. Hab sie jetzt auch schon länger nichtmehr gesehen.", antworte ich Wahrheitsgemäß.
"Dir ist der Kontakt zur Familie also unwichtig.", stellt Grace fest.
"Nein, das stimmt nicht. Nur ist das nicht so leicht, jedes Wochenende nach Spanien zu fliegen.", gebe ich scharf zurück. Was Familie angeht, sollte sie lieber ihre Klappe halten, denn sie hat keine Ahnung. Ein Wort gegen meine Eltern und sie lernt fliegen.

"Haben deine Eltern keine Telefone? Man kann ja auch telefonieren. Oder gibt es sowas im Ausland nicht?", fragt Grace und ich weiß genau, dass sie mich provozieren will. Aber ich lasse mich nicht provozieren.
"Doch, gibt es und doch, haben sie. Aber ich habe einfach schon länger nicht mehr mit ihnen gesprochen.", sage ich ruhig.
"Mum, die leben da nicht am Arsch der Welt. Natürlich haben die da auch Handys und so.", erklärt Maddy.
"Ich weiß ja nicht. Von Erziehung haben die da offensichtlich auch noch nichts gehört.", äußert sie und schaut dann zu mir rüber.
"Erziehung haben Sie offensichtlich auch nicht genossen, Mrs. Miller.", sage ich, wobei ich mich wirklich konzentrieren muss, ruhig zu bleiben.
Maddys Blick liegt automatisch auf mir.

"Madeline, was hast du dir da für ein Asozialen Typen geholt?", fragt Grace und steht auf.
"Grace, bitte. Du musst auch nicht immer so gemein sein.", ermahnt Paul, was die Dame aber herzlich wenig interessiert.
"Mum.", meint Maddy warnend.
"Madeline, ich bitte dich. Du hast besseres als den da verdient. Lass mich raten, Noah, wie oft bist du ihr schon fremdgegangen? Einmal? Zweimal? Vielleicht auch fünf oder sechsmal? Oder hast du mittlerweile schon aufgehört zu zählen?", provoziert sie weiter. Meinen Namen spricht sie mit so viel Verachtung aus, dass es trieft.

"Kein einziges Mal, wenn du es genau wissen willst.", gebe ich zurück.
"Das hätte ich jetzt auch gesagt, ich glaube dir kein Stück. Und wann habe dich dir das 'du' angeboten?", fragt sie entsetzt.
"Garnicht. Aber ich denke nicht, dass ich dir noch Respekt zeigen sollte, denn der ist soeben komplett verschwunden.", sage ich und lehne mich provokant zurück in meinen Stuhl.
"Noah!", warnt Maddy, während sie mir gegen mein Bein tritt. Ich schaue sie kurz an, stehe dann aber auf und gehe in mein Schlafzimmer. Sowas brauche im mir wirklich nicht geben. Was denkt die alte, wer sie ist?

Kurze Zeit später kommt Ally in mein Zimmer, um mit mir zu spielen, was ich mir natürlich nicht zweimal sagen lasse. Jedoch wundert es mich, dass Grace sie überhaupt zu mir lässt, denn ich bin ja ein schlechter Umgang und habe keine Erziehung genossen. Ehrlich gesagt verletzen ihr Worte mich nichtmal. Denn genau das ist ihr Ziel, und das gönne ich ihr nicht.

Eine halbe Stunde später kommt Maddy auch dazu.
"Ich habe meine Eltern spazieren geschickt.", meint sie und setzt sich zu uns auf den Boden, auf dem wir gerade ein Gesellschaftsspiel spielen. Ich nicke.
"Tut mir leid, meine Mum ist... speziell. Aber du musst ja auch immer provozieren.", redet sie weiter.
"Pass auf, ich habe es wirklich versucht. Ich habe versucht, nett zu sein. Aber sie schreibt mir ja sogar vor, wie ich dich zu nennen habe. Man Maddy, deine Mum hasst mich. Das ist auch okay, ich mag sie auch nicht. Aber ich muss ja nichtmal was tun, damit sie mich hasst, also brauche ich mich auch nicht zusammenreißen.", erkläre ich.

"Noah bitte. Sie ist meine Mutter. Du wirst mit ihr auskommen müssen und vielleicht musst du auch einfach mal auf sie hören, obwohl das an deinem verdammt großen Ego kratzt."
"Ich hab kein verdammt großes Ego. Die hat mir einfach nichts zu sagen.", rechtfertige ich mich.
"Doch, hast du. Aber ich liebe es, okay? Jedoch solltest du vielleicht wirklich mal versuchen, zu machen, was sie sagt."
"Schatz, bitte. Sie hat mir unterstellt, dass ich dir fremdgegangen bin. Und auf die soll ich hören?"
Sie beugt sich jedoch nur zu mir und küsst mich kurz, woraufhin Ally sich die Augen zu hält.
"Versuch es. Für mich und für uns.", sagt sie und steht dann auf und geht in die Küche, um aufzuräumen.

Man, warum muss dieses Mädchen so ein verdammtes Monster als Mutter haben? Und warum gebe ich immer nach? Maddy hat mich so sehr unter Kontrolle, dass ich alles mache, was sie mir sagt. Ich liebe sie wirklich.

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