Kapitel 20

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~15. Dezember~
M A D E L I N E

Es ist nach wie vor ein komisches Gefühl, neben Noah aufzuwachen. Aber ich gewöhne mich daran. Ich stehe auf und lasse Noah schlafen. In der Küche steht John und schaut Fußball, während er genüsslich in einen Apfel beißt.
"Guten Morgen Madeline.", sagt er fröhlich, als er mich sieht.

"Guten Morgen.", begrüße ich ihn mit einem lächeln.
"Hast du gut geschlafen?", fragt er mich, während er mir einen Stuhl neben sich hervorzieht, damit ich mich setzen kann.
"Ja, danke.", ich setze mich zu ihm. "Und du? Lässt es sich bei uns aushalten?"
"Es ist schön bei euch. Ich muss dir ehrlich gestehen, dass Noah schon lange nicht mehr so gut drauf war. Du tust ihm gut. Es ist wunderschön, das zu sehen."

Automatisch muss ich lächeln. "Das freut mich sehr."
"Jedoch glaube ich, dass ihr, seitdem wir hier sind, viel zu wenig Zeit zu zweit habt. Ich finde ihr solltet heute mal wieder etwas allein unternehmen. Wir machen einen Ausflug mit Liam, dann ist ihm auch nicht langweilig.", schlägt er vor.

"Hört sich gut an.", ertönt plötzlich eine Stimme direkt hinter mir, und keine Sekunde später wird mir ein Kuss auf meinen Nacken gehaucht.
Ich drehe mich um und sehe Noah direkt in seine braunen Augen.
"Achja? Und was machen wir?", frage ich gespannt.
"Lass dich überraschen.", murmelt er und fixiert meine Lippen mit seinen Augen. Dann kommt er näher und schließt die Lücke zwischen uns, indem er mich küsst.

"Noah! Reiß dich bitte zusammen, nicht am Esstisch!", ruft Giulia als diese die Küche betritt. Sofort löse ich mich von seinen Lippen. Das ist mir unglaublich unangenehm.
"Sei nicht so spießig, mamá.", sagt Noah und setzt sich zu mir.
"Ich bin nicht spießig. Ich will nur nicht, dass hier in der Küche Dinge passieren, die normalerweise bei euch im Schlafzimmer passieren sollten.", erklärt sie sich.
"Vielleicht ist es dafür ja schon zu spät.", meint er und grinst.
"Spinnst du?", mecker ich und gebe ihm einen Klaps an den Hinterkopf, woraufhin er sich ein lachen verkneifen muss.

"Hab ich das gerade richtig gehört? Ihr Schweine!", sagt Liam lachend, als auch er die Küche betritt.
Scheiße ist das unangenehm.
Ich stehe auf, entschuldige mich und gehe in Noahs Zimmer. Keine zwei Minuten später kommt er zu mir.
"Hey, ist alles okay?", fragt er und setzt sich zu mir auf das Bett.
"Ja, das gerade war mir nur ziemlich unangenehm, da musste ich kurz flüchten, tut mir leid."
"Oh, tschuldigung. Das wusste ich nicht."
"Alles gut, ist ja nichts schlimmes dabei, war einfach nur eine unangenehme Situation."

Gegen 14Uhr gehen Noahs Eltern mit Liam in einen Tierpark, sodass Noah und ich alleine sind.
"Okay, und jetzt?", frage ich.
"Zieh dich an, wir gehen raus.", fordert er mich auf.
Ich ziehe mir sofort meine Winterjacke und Schuhe an und warte auf ihn.
Dann gehen wir runter zu seinem Auto und steigen ein.
"Wohin willst du jetzt fahren?", frage ich neugierig.
"Warte ab.", meint er und startet den Motor.

Wir fahren ca. 2 Stunden, bis Noah den Motor abschaltet.
"Wir sind da.", verkündet er und steigt aus. Ich tue es ihm nach und sehe mich um.
"Wo sind wir hier?", frage ich, da ich nicht weiß, was das hier darstellen soll.
"Wir sind an dem schönsten Ort in ganz Chicago. Wir gehen gleich da hoch auf das Dach und dann siehst du es.", sagt er und deutet auf ein Gebäude mit Dachterasse.
"Dürfen wir da überhaupt hoch?", frage ich unsicher.
"Nö. Aber mir macht das eh nichts aus, und wenn wir erwischt werden, dann habe ich dich gezwungen, mit mir da hoch zu gehen. Also keine Sorge."

Wir gehen also in das Gebäude und klettern eine schmale Leiter hoch. Noah hilft mir rauf und schon stehen wir auf einer riesigen Dachterasse.
"Wow.", staune ich, als ich mich umsehe.
"Warte bis die Sonne untergeht. Glaub mir, das ist das schönste, was du in deinem Leben bisher gesehen hast.", sagt er und stellt sich dicht hinter mich.
Kurz herrscht Stille und ich sehe mich um.
"Warum hast du mich hergebracht?", frage ich dann.
"Du wohnst seit fast einem halben Jahr hier und hast noch nie etwas schönes in Chicago gesehen. Ich kann dir das ja nicht einfach so vorenthalten.", erklärt er.

Noah legt eine Decke auf den Boden und setzt sich hin. "Komm her.", fordert er mich auf und ich setze mich zu ihm.
"Danke nochmal.", sagt er leise.
"Wofür?", frage ich verwirrt.
"Dafür, dass du meine Freundin spielst und vorallem dafür, dass du mich nicht bei der Polizei verpfiffen hast."
Für einige Momente hatte ich vergessen, dass das hier alles gespielt ist. Nichts ist echt. Wir sind fake. Ich muss schlucken.
"Gerne.", sage ich und rücke dann ein Stück von ihm weg.

Wir sehen uns den Sonnenuntergang an, und Noah zieht mich wieder zu sich, sodass ich mich an ihn kuscheln kann.
"Schau wie schön es ist.", flüstert er leise.
Ich nicke, denn es ist wirklich wunderschön.

Als es komplett dunkel ist, machen wir uns auf den Rückweg und steigen ins Auto.
Noah ist der Meinung, dass er den Weg ohne Navi zurück findet. Jedoch verfährt er sich schon nach einer halben Stunde und nun befinden wir uns irgendwo im nirgendwo. Und als wäre das nicht genug, ist auch der Tank leer und der Motor geht aus.
"Scheiße!", flucht Noah und fährt sich durch seine wuscheligen Haare.
"Na toll. Jetzt stehen wir irgendwo am Straßenrand, haben keine Ahnung wo wir sind und der Tank ist auch leer.", stelle ich sauer fest. "Ich habe dir gesagt, wir sollen von Anfang an das Navi anschalten. Und warum hast du Vollidiot nicht getankt?"

Er schaut mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Das ist jetzt jawohl nicht nur meine Schuld."
"Ach nein? Wessen denn noch? Ich habe dir gesagt wir brauchen das Navi!", motze ich.
"Ruf mamá an.", befiehlt er nach einem kurzen Blick auf sein Handy.
"Warum tust du es nicht?", frage ich genervt.
"Mach was ich sage. Ich habe kein Netz."
Ich wähle die Nummer und warte, bis jemand abnimmt. Wohlgemerkt ist es bereits 22Uhr.
"Kein Netz.", stelle ich fest.

Noah lässt sich nach hinten in den Sitz fallen und fährt sich genervt stöhnend durchs Gesicht, was wirklich extrem heiß ausschaut. Stopp, falscher Gedanke!
"Und jetzt?", frage ich verzweifelt.
"Warten."
"Worauf?"
"Das uns jemand findet."
"Da kannst du lange drauf warten. Noah wir sind am Arsch der Welt an irgendeinem scheiß Feld."
"Hast du eine bessere Idee?", fragt er genervt.
"Nein. Ich habe hunger."
"Hättest du nichts essen können?"
"Zufällig nicht, ich habe auch nicht damit gerechnet, dass du nicht tankst und wir hier feststecken.", sage ich wütend.
"Ach, aber ich oder was? Du hättest genauso gut gucken können, ob wir noch genug Tank haben.", eine komische Spannung entsteht.
"Ist es mein Auto?"
"Ach komm, halt die Klappe du Zicke."
"Bring mich doch dazu."

Und schon liegt sein intensiver Blick direkt auf mir. Ups, das hätte ich vielleicht nicht unbedingt sagen sollen.
Schon spüre ich zwei starke Hände an meiner Hüfte, welche mich über den Sitz auf seinen Schoß heben. Ich schaue ihm direk in seine braunen Augen, die so eben noch dunkler geworden sind. Mein Atem wird schwer und ich spüre Schmetterlinge überall in mir.

"Manchmal hasse ich dich.", raunt er und kommt meinem Gesicht gefährlich nahe, küsst mich jedoch nicht. Und das macht mich verrückt.
"Das beruht auf Gegenseitigkeit. Und jetzt küss mich.", fordere ich ihn auf. Das lässt er sich nicht zweimal sagen und presst seine Lippen Augenblicklich auf meine. Ich erwiedere sofort und der Kuss wird immer intensiver. Ich ziehe meine Jacke aus und auch er befreit seinen Körper von seiner. Immer mehr Kleidung verlässt unsere Körper, sodass ich nurnoch meine Jeans und meinen BH trage, und auch er nicht mehr als seine Hose trägt.

Als meine Haut seine berührt, fahren viele kleine Stromschläge durch meinen Körper. Und ich genieße es. Ich fühle mich wohl bei ihm. Bei Dean war ich nie so weit gegangen.

Plötzlich löst er sich von mir und schaut mich an.
"Du bist so wunderschön, Madeline.", sagt er und schaut mir genau in die Augen. Das ist das erste Mal, dass er meinen vollen Namen sagt, und es hört sich schön an.
Ich werde sofort rot.
"Und genau deswegen dürfen wir nicht weitermachen.", murmelt er.
"Wie? Womit?", frage ich verwirrt.
Er schaut an uns herunter. "Wir können nicht weitergehen als bis hier."
"Warum?"
"Weil ich nicht will. Das hier gerade ist nicht richtig."
"Wie meinst du das? Noah ich verstehe gerade garnichts."

"Ich will nicht mit dir schlafen."
Autsch. Ich klettere von ihm runter und ziehe mir meinen Pullover wieder an.

Ich hatte doch gesagt, dass das alles fake ist, warum tut mir das gerade weh? Ich wollte doch auch nicht mit ihm schlafen, oder? Ich meine das wäre mein erstes Mal, natürlich wollte ich nicht mit ihm schlafen. Oder?

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