Kapitel 34

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~14. Januar~
M A D E L I N E

Noah hat heute noch einen Auftrag, welchen er erledigt, bevor wir übermorgen flüchten würden. Auch wenn ich ihm versprechen musste, mich da so gut es geht rauszuhalten, muss ich dieses Versprechen brechen. Ich weiß auch, dass das ziemlich gefährlich ist, was ich da vorhabe, aber ich will, dass das alles ein Ende hat. Undzwar so schnell wie möglich.

Gegen 17 Uhr geht Noah aus der Wohnung, um zu Carlos zu gehen. Er hat seine Waffe nicht mitgenommen, obwohl er weiß, dass dieses Treffen heute gefährlich werden könnte, denn wenn Carlos erfährt, dass Noah bisher noch niemanden umgebracht hat, dann könnte das schnell eskalieren. Und genau deswegen muss ich heute Eingreifen. Ich weiß ungefähr, wo die alte Lagerhalle ist, in der Carlos seinen Platz hat, daher gehe ich, fünf Minuten nachdem Noah die Wohnung verlassen hat, in die Richtung. Ich nehme vorsichtshalber auch seine Waffe mit. Als ich dort ankomme, schreibe ich Samira schonmal, damit sie sich bereit machen soll. (Wofür werdet ihr noch erfahren ;) )

Ich schaue mich um und sehe auch die Autos von Noah, Jace und Milo dort stehen. Die Halle steht in der Mitte eines kleinen Waldes, sodass man sie nicht so leicht findet und auch nicht so viele Menschen davon wissen. Mir läuft ein kalter Schauer den Rücken entlang, als mir einfällt, was hier Tagtäglich passiert. Diese Halle hat einen Keller, in dem die ganzen unschönen Dinge wie Folter, Morde und wahrscheinlich auch Vergewaltigungen passieren. Ekelhaft.

Ich ekel mich vor allem hier an diesem Ort. Unschuldige Menschen werden gefoltert, umgebracht, misshandelt und teilweise sogar verkauft. Wie kann ein Mensch so schrecklich sein, und anderen so etwas antun? Dagegen ist Drogenhandel ja noch was ganz harmloses.

Ich betrete die Hintertür der Halle langsam und vorsichtig, in der Hoffnung, dass mich keiner bemerkt. Gerade, als ich die Tür hinter mir schließe, hält mir jemand von hinten den Mund zu und zieht mich in eine Kammer. Ich versuche zu schreien, jedoch schaffe ich es durch den Griff nicht.
"Was machst du hier?", fragt Noah wütend, als er mich in die Kammer zieht und die Tür leise schließt.
"Oh mein Gott, musst du mich so erschrecken?", frage ich und merke, wie mir ein ganzer Fels vom Herzen fällt. Ich habe schon mein Leben an mir vorbeiziehen sehen.

"Ich habe dir doch gesagt, dass du dich von hier fern halten sollst. Maddy, das ist zu gefährlich, geh sofort Nachhause. Wenn die dich hier sehen, dann bin ich Tot und du wirst... geh einfach nach Hause, bitte."
Ich schüttel den Kopf. "Ich kann dich hier nicht alleine lassen Noah. Ich habe Angst um dich, okay?"
"Du musst gehen Madeline."
"Ich werde aber nicht gehen. Ich bleibe bei dir.", sage ich hartnäckig.
"Sei nicht so stur, geh bitte einfach. Ich will nicht, dass dir was passiert."
"Ich werde nicht gehen. Ich lasse dich hier nicht in dein Unglück rennen. Noah, ich liebe dich."

Ich habe es wirklich gesagt. Diese drei Worte. Und auch, wenn es noch ziemlich früh ist und die Situation ziemlich unpassend ist, meine ich sie genau so, wie sie eben sind. Ich liebe ihn.

Er schaut mich geschockt an, legt dann seine Hände um mein Gesicht, während er sich runter beugt und mich küsst. Undzwar mit mehr Gefühl als je zuvor. Jedoch fühlt sich dieser Kuss nach Abschied an.

Als er sich von mir löst, nimmt er meine Hand und führt mich vorsichtig aus der Kammer, in der wir uns befinden. Dann gehen wir auf den Ausgang der Halle zu und er öffnet die Tür, um mich rausgehen zu lassen.
Als wir draußen stehen, gibt er mir noch einen Kuss auf die Stirn. "Du bleibst hier, klar? Geh in mein Auto und warte auf mich, bitte."
Ich verdrehe meine Augen und setze mich dann ins Auto. Noah bedankt sich noch bei mir und geht dann wieder in die Halle. Er denkt echt, dass ich hier sitzen bleibe und darauf warte, dass sie ihn umbringen.

Ich warte eine kurze Zeit, bis ich Stimmen höre.
"Wie viele sind noch übrig?", fragt eine tiefe Stimme, welche sich so gefährlich anhört, dass mir ein Schauer über den Körper fährt.
"15.", antwortet Noah desinteressiert. Scheint, als ob Noah mit Carlos spricht.
Ich steige aus dem Auto und gehe in Richtung Halle, damit ich besser zuhören kann.
"Wie 15? Du solltest doch nur 15 beseitigen, wie können dann noch 15 übrig sein?", spuckt Carlos.
Ich kann die beiden jetzt sehen. Carlos steht mit dem Rücken zu mir, während ich Noah direkt in sein Gesicht schauen kann. Carlos ist recht klein, dafür ziemlich muskulös, hat aber ordentlich Masse. Also, er ist klein und breit.

"Es leben noch alle.", meint Noah.
"Du hast nurnoch einen Monat Zeit, das ist dir klar, oder?"
"Ja."
"Und du weißt auch, was passiert, wenn du sie am leben lässt?", fragt Carlos.
"Ja."
"Sicher? Denn du wirkst nicht so, als wäre dir das bewusst. Es ist unmöglich, in einem Monat 15 Leute zu töten, welche komplett verteilt in diesem Land wohnen. Hast du dir die Liste überhaupt angeschaut?"
"Ja."
"Ja, ja, ja. Kannst du noch was anderes sagen?", meint er wütend.
"Ja.", provoziert Noah.

Das hätte er lieber lassen sollen, denn jetzt geht Carlos auf ihn zu. Noah hingegen bleibt einfach stehen und schaut ihn uninteressiert an.
"Du weißt schon, dass ich dich innerhalb von drei Sekunden umbringen kann, und keiner das merkt, oder?", fragt Carlos, während er Noah gefährlich nahe kommt.
"Soll ich dir mal was sagen? Ja.", meint Noah und grinst.

Manchmal hasse ich ihn dafür, dass er immer provozieren muss. Ich glaube ihm ist nicht bewusst, dass sein Leben gerade von diesem Moment abhängt.

"Ich erwarte ein bisschen mehr Respekt von dir. Wenn du nicht gleich sterben willst, dann würde ich jetzt aufpassen, was du sagst."
Noah will gerade zum reden ansetzen, als sein Blick auf meinen trifft. Wie als hätte er einen riesen Schreck bekommen, verändert sich sein Blick.
"Das hat dir nun also die Sprache verschlagen. Gut für dich, du darfst noch ein bisschen leben. Früher oder später werde ich dich so oder so umbringen.", macht Carlos weiter. Noah versucht mir zu sagen, dass ich sofort gehen soll, was ich aber ignoriere. Und dann dreht Carlos sich plötzlich um.

"Wen haben wir denn da?", fragt er. Seine Stimme ist ekelhaft. Er ist ekelhaft. Er geht langsam auf mich zu.
"Lass sie in Ruhe.", sagt Noah ruhig, aber so, dass ich eine Gänsehaut bekomme.
"Das ist also deine kleine Freundin, richtig? Die ist bestimmt viel Wert."
"Carlos, ich warne dich.", meint Noah und kommt zu mir.
"Du wirst so oder so sterben, Noah. Und deine kleinen Freundin werde ich qualvoll Foltern und dann verkaufen. Vielleicht werde ich aber auch noch andere Dinge mit ihr anstellen. Ich habe dir gesagt, du sollst alle daraus halten. Dass du sie da mit reingezogen hast, ist nicht meine Schuld.", meint Carlos und betrachtet mich.

Noah stellt sich vor mich und drückt Carlos ein Stück weg. Ich ziehe die Waffe vorsichtig unter meinem Pulli hervor und halte sie vorsichtig gegen Noahs Rücken, damit er sie mir abnimmt. Als das kalte Metall seinen Rücken berührt, zuckt er kurz zusammen, greift aber im nächsten Moment danach und steckt sie sich selbst unter den Pulli. Ich weiß, dass er sie nur im größten Notfall einsetzen würde, aber es ist sicherer, wenn er sie hat.

"Also... da du sie mit darein gezogen hast, werden wahrscheinlich auch noch mehr Leute hiervon wissen, habe ich Recht?", fragt Carlos abwertend.
"Nein. Sie ist die einzige, die hiervon weiß.", sagt Noah mit fester Stimme.
"Okay, das will ich auch für dich hoffen. Nun geh ein Stück zur Seite, ich will sie mir genauer anschauen. Ich bekomme sehr viel Geld für sie, da bin ich mir sicher."
Noah bewegt sich jedoch kein Stück von mir weg. Carlos versucht jedoch, an Noah vorbei zu gehen, um mich zu sehen.

"Maddy, lauf.", flüstert Noah. Ich schüttle jedoch nur den Kopf. Ich lasse ihn nicht hier.
"Lauf jetzt, ich komme hinterher, versprochen.", er dreht sich leicht zu mir um, um mich anzusehen. Und dann verändert sich sein Blick schlagartig und alles geht ganz schnell. Ich werde einmal gedreht und dann ertönt ein Schuss.

Ein schmerzerfülltes Stöhnen ertönt.
"Lauf Madeline!", schreit Noah, wärend er zu Boden geht. Ich schreie geschockt auf, als ich ihn sehe und knie mich zu ihm.
Keine zwei Sekunden später werden die Türen der Halle gestürmt und Männer mit riesigen Waffen und Schutzwesten kommen reingerannt.

Samira hat es geschafft.

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Roommate | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt