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,,Nicht dein Ernst. Was sollen wir in Paris?",fragte ich Alex vorwursvoll. Ich hasste Paris. Ich hasste diese Stadt. In dieser Stadt, in der Stadt der Liebe, hatten Dad und Mum geheiratet. ,,Jetzt mecker nicht rum, der Flieger geht gleich",hetzte mich Alex.

Armer Buddy, er musste wieder fliegen. Ich streichelte ihm noch einmal über den Kopf, bevor ich seine Transportbox einer Mitarbeiterin übergab. Bye Buddy, bis in 14 Stunden. ,,Kommst du?",fragte Alex.  Ich warf Buddy noch einen letzten Blick zu, dann rannte ich Alex hinterher. Zur Passkontrolle. Wir standen schon 10 Minuten an, als als unaufällig nach hinten zeigte. ,,Kennst du die beiden Typen da?" Ich guckte nach hinten. Paar Meter entfernt standen zwei nicht gerade freundlich aussehende Männer Mitte 30. Beide trugen schwarze Klamotten und weiße Sneakers. Einer hatte hellbraune Haare und leicht gebräunte Haut, der andere hatte blonde, nach hinten gegelte Haare und extrem helle Haut. Sie sahen aus, als ob sie irgend etwas suchten. In dem Moment wendete der braunhaarige seinen Kopf. Für einen Moment starrte ich in seine Rehbraunen Augen, bevor ich schnell meinen Blick abwendete. Aus dem Augenwinkel beobachte, wie der braunhaarige aufgeregt in meine Richtung zeigte. Ein ungutes Gefühl beschlich mich. Alex packte mich stärker am Arm:,,Zoey, kennst du die?" Ich schüttelte den Kopf. Alex drehte sich ängstlich zu den beiden um, die mit schnellen Schritten auf uns zu kamen. Wer waren diese gruseligen Männer?  Ich starrte stur geradeaus, in der Hoffnung, dass die Männer doch nicht mich suchten. Aber meine Hoffnung war wieder mal für den Müll. ,,Zoey",hörte ich eine kalte Stimme. ,,So, wir sind im Auftrags deines Vaters hier, also entweder kommst du jetzt freiwillig mit uns, oder wir ziehen hier ein riesen Theater ab und das willst du doch nicht oder?",flüsterte mir eine andere Stimme zu. ,,Ich habe keine Ahnung, wer sie sind oder wieso sie wollen, dass ich mit ihnen komme und selbst wenn mein Vater sie engagiert hätte, würde ich immer noch nicht mit ihnen kommen",zischte ich. ,,Oh, doch, Das wirst du" ,,Nein",und mit diesen Worten fing ich an zu rennen. Ich sprintete unter der Absperrung her, quer durch die ganze Halle und dann geradeaus zu, auf die Toiletten. Ich weiß, dass war dumm, aber was sollte ich anderes machen? Mit nach Luanda kommen würde ich ganz bestimmt nicht. In der Toilette angekommen, zog ich mir meinen Pulli aus, sodass ich nur noch im T-schirt da stand, zersauste meine Haare und wartete dann ein paar Minuten, bis eine Frau die Toilette verließ. Schnell huschte ich ihr, mit meinem Pulli im Arm hinterher und hoffte inständig, dass diese zwei Idioten mich nicht erkennen würden. Schnell lief ich wieder zu Alex. ,,Alles ok?",fragte er sofort besorgt. Ich nickte  erschöpft und hielt dem Kontrolleur meinen Pass hin.

Den ganzen Flug musste ich darüber nachdenken, was das eben war. Wer waren diese Männer, was wollten die von mir und woher wussten die, dass ich heute fliegen würde? Zu viele Fragen und zu wenige antworten, aber die wichtigste Frage würde sich wohl nie beantworten,: Was musste ich machen, um wie jedes andere Mädchen leben zu können?


In Paris hatte Alex ein kleines Appartment gemietet. Es war zwar kein Penthouse mit coolem Ausblick, aber besser als nix. Die nächsten 5 Wochen machten Alex und ich, was wir wollten. Wir zockten oder schliefen den ganzen Tag. Gingen Shoppen oder besuchten irgend einen Freizeitpark. Aßen nur Süßkram oder gingen in die teuersten Restaurants. Kurz gesagt, die Zeit war einfach mega cool. So cool, dass ich sogar Jake und Nicos Geburtstag vergaß. Ich hatte einmal in meinem Leben Spaß. Ich genoss mein Leben. Ich genoss es, mit Buddy an der Seine studenlange Spaziergänge zu unternehmen. Ich genoss die Nähe zu Alex. Mein Leben machte wieder Sinn. Ich weinte Nachts nicht mehr, meine Wunden an den Armen waren längst vernabbt und ich konnte wieder lachen, ohne vorher ein Fakeface aufzusetzten. Würde ich als Oma auf mein Leben zurück blicken, würde ich wahrscheinlich sogar sagen, dass das die schönste Zeit in meinem Leben wahr. Aber wie sagt man, die Ruhe vor dem Sturm.

Big BrothersWhere stories live. Discover now