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Ich stand vor der großen Flügeltür, des Restaurants, mein Handy fest umklammert und atmete noch einmal kurz durch, bevor ich den großen Raum betrat. Suchend schaute ich mich um. Ich wusste nicht, nach was oder wem ich suchte. Aber ich konnte mich ja auch nicht einfach an einen der Tische setzten. ,,Miss Johnson?",riss mich ein Kellner aus meinen Gedanken verwirrt nickte ich.  ,,Würden sie mir bitte folgen" Warte, woher kannte er meinen Namen? Ich konnte nicht länger darüber nachdenken, denn ich musste mich beeilen den Kellner zu folgen. Er führte mich zu einer großen Tür. Er klopfte einmal an, dann hielt er mir die Tür auf. Ich betrat einen großen Raum. Ein einzige Tisch mit 2 Stühlen stand in der Mitte des Raumes. An den Wänden hingen teuer aussehende Gemälde, auf einem kleinen Tisch neben der Tür stand eine wertvoll aussehende Vase, mit wunderschönen Blumen drin. Mein Blick schweifte nochmal durch den Raum und erst jetzt bemerkte ich den Mann, der am Tisch saß. Ein Schauer lief mir über den Rücken und ich begann kaum merklich zu zittern. Ich wollte hier raus, aber die Tür hinter mir war schon zu. Also ging ich mit wackeligen Beinen auf den Mann zu. ,,Schön dich zu sehen" Bei dem Klang seiner Stimme zuckte ich zusammen. ,,Wieso bin ich hier?",traute ich mich zu fragen. ,,Ach Zoey, darf ich jetzt keine Zeit mehr, mit meiner einzigen Tochter verbringen?" ,,Wenn ich dir so wichtig wäre, dann wärst du nicht gegangen, dann hättest du dich all die Jahre mal gemeldet. Wenn ich dir wichtig wäre, dann hättest du ein einziges Mal ein meinen Geburtstag gedacht",erwiederte ich kalt. Aber innen drin tobte ein Sturm. Ich war auf den teuer aussehenden Teppich stehen geblieben.  Ich wollte hier weg.  Mir war das  alles sehr unangenehm und hätte ich gekonnt, wäre ich im Rauch verschwunden. ,,Es tut mir leid" ,,Das hättest du dir paar Jahre vorher überlegen sollen",erwiederte kalt, hatte aber immer mehr Schwierigkeiten, nicht auszurasten. ,,Setzt dich erstmal",bot er mir an. Wiederwillig lief ich die letzten 2 Meter zum Tisch und setzte mich. ,,Also, ich möchte, dass du hier in Luanda wohnst." Was? ,,Du hast dich all sie Jahre nicht gemeldet und jetzt soll ich hier wohnen? Nein, LA ist mir deutlich lieber" Ich lies mir meinen Schock nicht anmerken. Er konnte doch nicht verlangen, dass ich hier wohnte. ,,Und wieso nicht? Ich kann dir alles kaufen, was du willst, von mir aus kannst du hier die Schule schwänzen und hier hast du deutlich mehr Freiheit als bei deinen Brüdern." Spinnt der? ,,Du kannst deine Fehler nicht mit Geld oder irgend welchem teuren Firlefanz weg machen" ,,Weißt du Zoey, was mich wundert? Ich hatte dich viel temperamentvoller in Erinnerung",meinte er belustigt. Ich schwieg einfach, bevor ich etwas unüberlegtes sagte. ,,Außerdem kann ich dir ein Pferd kaufen, was dir Jake nie erlaubt hätte" Es stimmte, ich wünschte mir schon immer ein Pferd, aber Jake meinte, dass ich ich nicht genug Verantwortung hätte. Ich hatte zwischen zeitig sogar ein Pony, aber das hatte mein Vater verkauft. ,,Du hast Taifun doch verkauft",warf ich ihm an den Kopf. ,,Ich bitte dich Zoey, dieses Pony war überhaupt nicht ausgebildet. Außerdem hat es gemacht, was es will" ,,Bei mir aber nicht. Ich hatte Taifun sehr gut im Griff und du hast ihn nur verkauft, weil er dir zu lästig war" ,,Jetzt komm mal runter Zoey. Wenn du willst, kaufe ich dir ein neues Pferd" Jetzt riss meine erstaunlich lange Geduldsschnur:,,Du kannst mich nicht versuchen zu bestechen! Hol doch Alex, deinen Liebling! Aber lass mich wieder nach Hause!" Mein "Vater" blieb entspannt:,,Zoey, wenn du jetzt gehst, sorge ich dafür, dass du gar nicht mehr nach LA kommst. Ein paar Dollar hier und da und die Fluggesellschaft lässt den Flug ausfallen." Das war nicht sein Ernst oder? ,,Das ist nicht dein Scheiß Ernst!",schrie ich ihn an. Ein triumphierendes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Alles gut Zoey, in 3 Tagen kommen Jake und Noah und holen dich hier raus. Raus aus diesem schlechten Horrorfilm. Raus aus Luanda. Weg von Dad und zu deinen Brüdern. Von da an schwieg ich einfach demonstrativ und lies das Essen über mich ergehen. Er fragte mich, wie die Schule lief, ob ich Freunde hatte und so weiter. Genervt beantwortete ich jede seiner Fragen. Als ich dann endlich auf mein Zimmer durfte, war ich komplett am Ende. Tausend Gedanken schwirrten mir durch den Kopf:

-Ich will hier weg

-Lio hatte Recht

-Alex hatte Recht, Ace war ein Bad Boy

-Mein Vater war ein noch größeres Arschloch, als ich gedacht hab

-Wäre ich doch nur in LA geblieben

-Ich vermisste meine Brüder

-In was für Scheiße hatte ich mich nur wieder rein geritten?

-...

Erschöpft, seelisch komplett am Ende, wütend, traurig, hilflos und so ziemlich am Arsch schlief ich irgendwann ein. Ich hatte noch das Kleid an, Make-up auf dem Gesicht und ein mittlerweile ziemlich unordentlichen Dutt, aber das war egal. Ich wollte einfach in meine heile Traumwelt. Nichts fühlen, alleine seien, die ganzen Probleme los werden und einfach Frieden vorfinden.

Big BrothersDonde viven las historias. Descúbrelo ahora