66 ; ❕

604 36 17
                                    

⚠️ Triggerwarnung: Selbstverletzendes Verhalten ⚠️

Flashback

„Channie~ Wir halten zusammen, oder?" Meine Augen waren groß und auch wenn ich kurz dachte, dass er meinen Worten nicht zustimmen würde, legte sich ein Lächeln auf seine Lippen, als er seine Augen auf mich richtete. Noch immer brannte mein Arm und ich erlaubte mir definitiv nicht, irgendwelchen Schmerz zu zeigen. Egal, was er sagen würde, ich würde meine Gefühle verstecken müssen, um zu zeigen, dass mit mir alles okay war. Obwohl ich es nicht war.

„Natürlich tun wird das.", bestätigte er mir und klebte die Pflaster auf den weißen Stoffverband, damit dieser hielt und nicht verrutschte. Das Pochen der Wunden signalisierte mir, dass mein Puls sich beschleunigte hatte und meine Wangen wurden so langsam auch etwas wärmer. Ein Gefühl der Geborgenheit kam in mir auf und ich fühlte mich wohl, auch wenn ich wieder einmal schwach war. Nie hatte ich aber zuhören bekommen, dass es dumm war, was ich tat. Ich wurde nie verurteilt, dass ich zu schwach war oder nicht ausreichend kämpfte. Natürlich sah ich in seinen Augen die Enttäuschung, dass ich es wieder getan hatte und dementsprechend bekam ich ein schlechtes Gewissen, dass ich ihn enttäuscht hatte. Aber nie verletzte er mich mit dem, was er sagte, weil er wusste, dass ich mich versuchte anzustrengen. Und das schien auch der Grund zu sein, dass ich ihn nie wirklich von mir gestoßen hatte.

„Tut es sehr weh? Ich kann den Verband nicht noch lockerer machen, weil er dir sonst runterrutschen würde.", wollte er sichergehen. Sofort schüttelte ich meinen Kopf, um ihn zu verstehen zu geben, dass er sich keinen Kopf machen brauchte. Ich hatte schließlich Schmerzen, weil die Wunden frisch waren und nicht, weil er den Verband viel zu fest angelegt hatte.

„Das letzte Mal war es um die drei Monate... Die Abstände werden immer größer und ich bin wirklich stolz auf dich." Sanft streichelte er meinen Handrücken und schenkte mir ein verschmitztes Lächeln, während ich mir unsicher auf die Lippe biss und versuchte Vertrauen in seine Worte zu stecken. Ich wollte nicht sagen, dass es mir unangenehm war, dass er meine Hand hielt, aber genau das war es. Am liebsten hätte ich sie weggezogen, nur würde ich wohl auch seine Gefühle verletzen und die Situation zerstören, auch wenn sie ziemlich erbärmlich in meinen Augen war.

„Channie, denkst du ich bekomme es hin mich nicht mehr selbst zu verletzen?" Ich machte mir nicht einmal wirklich Hoffnung, dass ich es wirklich schaffen konnte. Am Ende würde ich wieder schwach werden und verfiel in ein und dasselbe Muster. Meine Bemühungen würden nichts bringen, weil ich am Ende nur eine Enttäuschung war und somit würde ich auch nicht auf wirkliche Zustimmung hoffen.

„Wenn du es wirklich willst, kannst du es schaffen. Du musst es nur wollen und an dich glauben... Irgendwann wirst du dem Drang widerstehen können. Und ich glaub an dich, dass du es kannst." Seine Hand umschloss meine ein bisschen fester, um mir zu verdeutlichen, dass er hinter seinen Worten stand und mich wirklich nicht allein ließ. Nur hatte ich noch immer Angst, dass ich am Ende vollkommen allein sein würde und Worte allein würden mir da auch nicht sonderlich viel bringen. Der Gedanke würde mich am Ende nur loslassen, wenn Chan es mir immer wieder zeigte, dass ich er da war, wenn ich ihn brauchte oder merkte, dass etwas nicht stimmte.

„Und was ist, wenn ich nicht stark genug bin? Wenn ich es immer und immer wieder tue? Ich enttäusche dich und dann sagst du es meiner Schwester... Es wird dann immer schlimmer und-"
„Hey, alles gut! Ich sag es niemanden, okay? Es bleibt unser kleines Geheimnis, solang du weiterkämpfst. Du kämpfst für dich und nicht für mich. Es ist dein Leben und nur du kannst es so lenken, wie du es möchtest. Ich helf' dir nur dabei an Stärke zu gewinnen, wenn du mich lässt, okay?" Seine Stimme war noch immer ruhig, ganz anders als meine Atmung, die darauf deuten ließ, dass ich jeden Moment kurz davor war zu heulen, weil ich nicht anders konnte. Und ja, ich fühlte mich unglaublich schwach und wusste nicht anders, was ich tun konnte, damit man mir helfen konnte.

Tränen flossen über meine Wangen und ich schluckte schwer. Die Schluchzer versuchte ich jedoch, so gut es ging, zu unterdrücken. Ich wusste nicht, wie oft ich noch brechen musste bis ich endlich einen Schritt machen konnte. Mittlerweile kam es mir sogar total sinnlos vor, dass ich es überhaupt versuchte, mich irgendwie aus dem Ganzen herauszuboxen, weil ich am Ende wieder hier war, dort endete, wo ich angefangen hatte.

„Und ich verspreche dir, dass es einen Tag geben wird, da denkst du an die Zeit zurück und du wirst stolz auf dich sein, dass du diese Zeit durchgestanden hast. Und ich werde dir immer wieder sagen, wie stolz ich auf dich bin, weil jeder Tag ein Triumph ist.", ergänzte er noch und tätschelte meinen Kopf, als wäre ich ein kleines Hündchen, welches ein Kunststückchen hingelegt hatte.

Und niemals im Leben hätte ich gedacht, dass dies tatsächlich das letzte Mal gewesen war, an dem ich rückfällig geworden bin.

𝗦𝗲𝗺𝗶𝗰𝗼𝗹𝗼𝗻 ✧ CHANLIXDonde viven las historias. Descúbrelo ahora