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Recht schnell kam ein viel zu kalter Wind auf, sodass mir nicht einmal mehr die Decke half mich warm zu halten und Chan ohne Zustimmung entschied, dass wir reingehen sollten. Mein Kopf dröhnte und ich hatte unglaubliche Schwierigkeiten mich darauf zu konzentrieren gerade zu laufen. Ich schwankte hin und her, weil mein Gleichgewichtssinn mir einen Streich spielte und meine Sicht war durch die Tränen verschwommen, sodass mich der Blonde vorsichtig vor sich herschob und darauf achtete, dass ich nirgendwo aneckte. Was sich aber auch als ziemlich schwierig erwies, als wir die Treppe nach oben liefen und ich meinen Zehn an jeder Stufe stieß. Doch so wirklich den Schmerz spüren, tat ich nicht. Zum Rest meines Körpers hielt er nur für einen kurzen Augenblick an, als würde ich ihn zur selben Zeit ausblenden wollen. Und das wiederum weckte Erinnerungen in mir.

„Sei bitte vorsichtig. Nicht, dass du dir noch schlimm wehtust. Ich möchte nicht noch ins Krankenhaus fahren, weil du dir wehgetan hast.", mahnte mich der Ältere, als er zum dritten Mal einen leisen, dumpfen Schlag gehört hatte. Den Aufprall meines Zehs gegen die Steinfliese. Nur tat es eben nicht so sehr weh, wie man es eigentlich erwarten, wie ich bereits erwähnt hatte. Als ich aber weiter so machte, spürte ich, wie er mich Leichtigkeit einfach hochhob und mein schmaler Körper auf den Armen von ihm lag. So unerwartet wie es war, quiekte ich auf und hielt mir sofort die Hand vor den Mund. „Du weißt ganz genau, dass ich es nicht mag, wenn du dir selbst wehtust, wenn es dir schlecht geht. Niemand stößt sich mit jeder Treppenstufe den Zeh, während er sehr langsam die Treppe hochgeht... Ich muss mich korrigieren, mit der Aussage, dass du alles mit deinem Körper tun kannst, was du willst. Selbstverletzung und Selbstschädigung zählt nicht dazu. Das werde ich immer noch verhindern." Chans Stimme war plötzlich mehr als ernst, als er die Worte sprach, damit ich auch ja merkte, dass es für ihn nicht in Ordnung war. Eine kleine Erinnerung, dass ich nicht auf solche Dinge zurückgreifen sollte, um mit meinen Problemen zurecht zu kommen.

„Zwar kann dir der Schmerz helfen, mit Dingen klarzukommen. Es gibt dir auch sehr schnell das Gefühl, dass du dich bestrafst, wie du bist. Aber es macht deine Probleme nicht weniger. Es kann dir sogar noch weitere Probleme verschaffen, als dass es dir lieb ist und das weißt du selbst ganz genau." Somit ließ er mich wieder herunter, sodass ich wieder den Boden unter meinen Füßen spürte. Ich war so auf Chan fokussiert gewesen, dass ich nicht mehr wahrgenommen hatte, wie wir bereits sein Zimmer betreten hatten. Irgendwie vermisste ich diese plötzliche Nähe zu ihm, auch wenn er es wohl einfach nur tat, weil es ihn nervte zu sehen, wie ich mit meinem Körper umging. Besonders wenn ich vor wenigen Minuten sagte, wie sehr ich ihn hasste. „Aber ich möchte dir dabei helfen, dass du deinen Körper anfängst zu mögen und nicht zusehen, wie du ihn fahrlässig zerstören möchtest... Vielleicht ist mein Verhalten auch ein bisschen sehr übertrieben. Aber ich möchte einfach nicht, dass du dir Schmerzen zufügst."

Somit drückte er mich mit einem aufmunternden, aber auch wehleidigen Lächeln auf sein Bett. Direkt überfuhr mich mein schlechtes Gewissen, dass ich so rücksichtslos gehandelt und wieder nur an mich und mein Leid gedacht hatte. Dabei übertrug sich das eben auch auf andere und es war auch vorherzusehen, dass niemand wollte, wie ich solche Worte sagte, genauso wenig, dass sie sahen, wie ich mich mit banalen Dingen absichtlich verletzte.

„Ich weiß, dass du seit Jahren durch einen Schmerz gehst, den ich wohl nie so wirklich nachvollziehen kann, aber vergiss nicht, dass auch nach jedem noch so schlimmen Regen der Sonnenschein kommt." Aufmunternd lächelte er mich an, hockte sich vor mich und griff nach meinen Händen, was mir ein bisschen Sicherheit schenkte und ich mich nicht mehr ganz so verloren fühlte. Mein Herz fühlte sich nicht mehr ganz so schwer an, dass es jederzeit zerreißen konnte aufgrund meiner Gefühle. Unsicher erwiderte ich sein Lächeln, spürte wie meine Mundwinkel immer weiter nach oben wanderten bis mir ein leises Schniefen entfuhr und ich vorsichtig meine Wangen mit meinen Ärmel trocken tupfte.

„Ich hol uns was zum Trinken, okay? Bin gleich wieder da und... vergiss die Bedeutung deiner Kette nicht, wenn es dir schlecht geht, Lix."

𝗦𝗲𝗺𝗶𝗰𝗼𝗹𝗼𝗻 ✧ CHANLIXWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu