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[A/N: Diese Story wurde mit dem "xier" Pronomen geschrieben/ überarbeitet und könnte aus diesem Grund im ersten Moment etwas komisch an einigen Stellen herüberkommen! Aber bitte lasst euch deswegen nicht abschrecken und gibt dieser Geschichte eine Chance. :) ]

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Fünfzehnter September, mein Geburtstag.

Ich hätte viele, positive Dinge darüber sagen können. Dinge, die ich wirklich wertschätzte und für die ich dankbar war. Angefangen von dem Morgen, der einen schönen Sonnenaufgang mit sich brachte und man meinen könnte, dass es ein guter Start ins neue Lebensjahr sein würde. Wie ich jeden meiner Geburtstage schon vorzeitig aufwachte, ehe überhaupt mein Wecker klingelte. So auch diesen. Und wie ich dann voller Nervosität die Treppen herunterlief, um zum Wohnzimmer zu gelangen, wo meine Eltern und Schwestern schon auf mich warteten und der Kuchen mit Erdbeeren bereits mit Kerzen auf dem Tisch stand, den meine Mutter am Vortag gebacken hatte. Es war jedes Jahr so und trotzdem war es wirklich etwas, was ich wirklich wertschätzte. Ich war dankbar darüber, dass meine Eltern sich jedes Jahr solche Mühe gaben, um mir einen schönen Start in meinen Geburtstag zu bereiten und für einen Moment schien wirklich alles in Ordnung zu sein, während sie und meine Schwester das Geburtstagssternchen sangen.

Es schien so unbeschwert, als würde ich wieder in meine Kindheit zurückgeworfen werden, wo ich mit keinerlei Problemen zu kämpfen hatte, außer dass ich um einundzwanzig Uhr noch nicht schlafen gehen wollte oder ich es nicht so toll fand, wenn ich eine Aufgabe in der Schule nicht erledigen konnte, weil mich der Lehrer nicht dafür ausgewählt hatte. Das fand ich damals absolut unfair und ich hatte mich so sehr geärgert, dass ich manchmal anfing zu weinen. - Hier wurde ich schon das erste Mal mit eines der bekanntesten Rollenklischees überrollt: Jungs sollten nicht weinen, weil sie stark sein mussten. - Mit den Jahren wurden meine Probleme allerdings größer und über solche Dinge von damals, konnte ich heute nur lachen, weil sie in der heutigen Sicht derartig banal waren.

Als mir jedoch mein Name zu Ohren kam, wurde ich sofort zurück in die Realität geholt. Es spannte sich alles an, weil ich meinen Namen, auch wenn er noch so simpel war, verabscheute. Allein deswegen schien der Tag für mich schon gelaufen zu sein und ich wollte am liebsten weinend in mein Zimmer gehen. Doch wie jedes Mal zwang ich mich zu einem Lächeln, weil mir nichts anderes übrigblieb, damit ich niemanden in Sorgen schwelgte. Ich redete mir ein, dass es nicht allzu schlimm war, auch wenn ein gewisser Teil mich regelrecht anschrie, dass es vollkommen schlimm war und es mich unwohl in meiner eigenen Haut fühlen ließ, als es ohnehin schon der Fall war.

Es ging wie immer recht schnell. Alle umarmten mich, wünschten mir alles Gute für das neue Lebensjahr und innerlich erhoffte ich mir einfach, dass man nicht allzu sehr merkte, wie sehr ich es verabscheute, umarmt zu werden, weil andere dadurch merken konnten, dass ich mich nicht wohl in meinem Körper fühlte, obwohl es Schwachsinn war. Wie sollte man das durch eine Umarmung merken?

Es herrschte wirres Gedränge, weil alle sich an ihrem Platz setzten, nur um mir dann zuzusehen, wie ich die Kerzen auspusten würde. In meinen Augen war das immer der unangenehmste Part des Ganzen, gefolgt vom Singen des Geburtstagsliedes. Auch wenn ich nun siebzehn war, würden wohl meine Eltern nichts anderes zu lassen, als genau das zu meinem Achtzehnten ein weiteres Mal zu machen.

„Aber vergiss nicht dir etwas zu wünschen, Felix!", hörte ich meine Mutter sagen. Meine Fingernägel krallten sich in meine Handballen, um diese erneute Anspannung einfach nur wegzubekommen und erneut ignorieren zu können. Ich hatte schon so oft gesagt, dass sie mich Lix nennen sollten, weil ich mich dadurch ein stückweit wohler fühlte, auch wenn es nur zwei Buchstaben waren, die weniger waren. Nur schien mir ein vollkommen neuer Name auch fremd zu sein, wenn ich mir vorstellte, so genannt zu werden.

Wenn ich ehrlich bin, hatte ich mir nie etwas gewünscht, weil ich mir ziemlich sicher war, dass solche Wünsche nie wirklich in Erfüllung gehen würden. Als könnten Kerzen etwas bewirken, wenn man sie ausblies. Ein Irrglaube, den ich bis heute nie verstand. Doch sollte ich mich nicht beschweren und sollte dem Ganzen eine Chance geben. Wenn es nicht funktionieren würde, dann wüsste ich schon einmal, was ich das nächste Mal nicht machen werde.

Mit einem leichten Seufzen schloss ich meine Augen und holte tief Luft, ehe ich die Kerzen ausblies.

Für dieses Jahr wünsche ich mir, dass ich bereit bin mich endlich vor meinen Eltern zu outen und sie mich akzeptieren, wie ich war. Mehr wollte ich nicht. Ich hatte genug mich verständig verstecken zu müssen und nicht der sein zu können, der ich sein wollte.

𝗦𝗲𝗺𝗶𝗰𝗼𝗹𝗼𝗻 ✧ CHANLIXWhere stories live. Discover now