Kapitel 26

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POV. Jungkook:

Als ich wieder zurück in mein Zimmer lief, saß er immer noch an der wand angelehnt und hatte die Augen wieder geschlossen. Ich betrachtete ihn kurz und lief dann auf mein Bett zu.

„Stört es dich, wenn ich hier schlafe? Ich kann auch im Wohnzimmer schlafen, wenn du das möchtest-" fragte ich ihn, doch er antwortete nur „Schlaf jetzt einfach." Ich hatte schon bemerkt das die ganze Situation ihm fremd war und er nicht wusste wie er damit umgehen sollte.

Hatte er denn noch nie Aufmerksamkeit bekommen? Oder Fürsorge? Fragen über Fragen und ich weiß nicht ob ich jemals Antworten zu ihnen bekommen werde... Er ist wie ein schwieriges Rätselbuch, was unlösbar scheint.

In solchen Momenten wie jetzt, erscheint er mir wie eine völlig andere Person. Als die Person, die ich in ihm sehe. Aber sobald er mich wieder von sich stößt, wird er wieder zu dieser gemeinen, verletzenden Person.

Plötzlich stand er auf und ging auf mein Fenster zu, dass er dann öffnete, wodurch ein kalter Windzug mein Zimmer umhüllte. Er holte etwas aus seinem schwarzen Sweatshirt raus, was sich als Zigaretten Schachtel heraus stellte.

Ernsthaft? Jetzt raucht er auch noch in meiner Nähe, obwohl er weiß, dass ich diesen Geruch verabscheue. „Weißt du.." fing er dann an von sich aus eine Konversation zu beginnen, während er den Rauch aus meinem Fenster raus pustete. „Es ist nicht alles so wie du es siehst. Es ist viel mehr als das. Viel viel mehr." ergänzte er und sah mich währenddessen nicht einmal an. Was sagt er denn?

Offenbart er sich mir etwa? Von sich aus? Wow, er muss echt viel Alkohol getrunken haben, dafür das er meinte er sei noch nüchtern, ist das jetzt nicht so ein nüchterner Schritt von ihm. Doch ich nutze die Gelegenheit um meine Neugier zu stillen.

„Was meinst du damit?" antworte ich ihm leise, als müsste ich leise sprechen damit er nicht realisiert was er mir da offenbart.

„Mein Leben. Ich will nicht, das du darin bist. Du weißt gar nicht... scheiße du weißt gar nicht wie abgefuckt mein Leben ist. Wie abgefuckt ich bin in mir drin. Du versuchst mir zu helfen, aber fuck verstehst du nicht, dass man mir nicht helfen kann?" sagte er dann und hatte wieder angefangen zu fluchen, doch mittlerweile störte es mich nicht mehr, weil ich mich daran gewöhnt hatte.

Und das war der Moment in dem sich meine Sicht auf ihn bestätigte. Er war weder kein gemeiner noch arroganter Junge. Es war eine Fassade. In Wirklichkeit war er der gebrochene Junge, der viel zu viel Kasten auf seinen Schultern trug und es nichts aushaltet, weshalb er es an anderen rauslässt...

„U-und wieso denkst du ich kann dir nicht helfen..?" traute ich mich ihn zu fragen. Er schmiss seine Zigarette aus dem Balkon, atmete den letzen Rauchzug aus und drehte sich zu mir um. Die Dunkelheit schien zu ihm zu passen. Wie er da komplett in schwarz stand, mit seinem Verband, und der schwarzen Kapuze. Aber jede Dunkelheit braucht ein Licht um in der Dunkelheit zu überleben.

„Weil es niemand kann. Es wird dich nur  zerstören. Ich werde dich nur zerstören. Fuck verstehst du das? Du kannst niemanden heilen! Also hör auf Psychiater zu spielen und geh und leb dein Leben ohne mich. Wieso bist du immer noch in meiner Nähe, wobei ich dir gesagt habe, du sollst dich von mir fern halten? Ist es so schwer mich zu ignorieren? Ich brauch dein scheiß Mitleid nicht." pfefferte er dann an einem Stück raus und raufte sich aggressive die Haare.

Doch ich nahm nichts mehr war. Klar verletzen mich seine Worte, aber ich wusste das er nur wieder sein Eigenschutz war, denn er immer auspackt, wenn er sich vor gefahren schützen möchte. Wie zum Beispiel jetzt mit meiner Hilfe.

„Taehyung... ich weiß nicht was du erlebt hast, oder wie schwer es dich traumatisierten hat, dass du jetzt so bist... aber Himmel. Hör endlich auf so stur zu sein und rede mit mir darüber! Weißt du, reden hilft. Ob du's glaubst oder nicht. Es ist wenigstens besser als alles in dich hinein zu fressen und somit dann andere anzugreifen!" fauchte ich nun mutig zurück, doch er schüttelte nur seinen Kopf und sagte „Du verstehst es nicht."

„Ich muss nicht mehr hier schlafen, ich bin wieder bei klarem Verstand." fügte er dann noch hinzu und verschwand von meinem Balkon, ohne noch weiteres zu sagen. Er hätte auch einfach die Tür benützten können... In Gedanken, sah ich die schwarze Gestalt zu seinem Haus laufen.

Ich beobachtete den mysteriösen Schatten, der jeden Tag in meinem Kopf rum schwirrte und mich neugierig machte. Den dunkele Schatten, dem ich helfen möchte. Den dunkeln Schatten, der doch eigentlich nur ein Licht braucht um sich in der Dunkelheit zurecht zu finden...

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„Sometimes the darkness feels lonely too."

𝐁𝐮𝐭 𝐈 𝐬𝐭𝐢𝐥𝐥 𝐰𝐚𝐧𝐭 𝐲𝐨𝐮| ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt