Der Verstand

By ees31ra

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Aria Evans und Liam Black sind zwei unterschiedliche Menschen, doch trotzdem unzertrennlich. Sie haben sich g... More

Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
Kapitel 60
Kapitel 61
Kapitel 62
Epilog
Fortsetzung - Teil 3

Kapitel 12

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By ees31ra

Es war mitten in der Nacht und ich stand vor einer Tür, die ich noch immer nicht betreten konnte. Das Atmen fiel mir immer schwerer und ich wusste nicht, wie ich handeln sollte. Ich traute mich nicht, denn ich wollte nicht wahrhaben, dass sie sich dort drinnen befand. Wahrscheinlich waren schon Minuten vergangen, doch trotzdem schaffte ich es nicht mich zu überwinden. Im selben Augenblick spürte ich eine Hand, die nach meiner griff und sie fest umklammerte.

"Ich bin bei dir", flüsterte Liam und drückte einmal meine Hand, um es zu verdeutlichen.

Ich atmete schließlich tief ein und aus, dabei führte ich meine freie Hand vorsichtig an die Türklinke. Die Tür ging mit einem leisen quietschen auf und mein Herz blieb augenblicklich stehen, als ich mitten im Raum eine Person bis zum Kopf zugedeckt sah. Somit bewegte ich mich zwei Schritte nach vorne, wobei ich Liam's Hand loslassen musste. Da es sehr still war, bekam ich noch mit, wie er ebenso rein kam und die Tür hinter sich schloss.

Für einen Moment zögerte ich und starrte sie nur an, aber als ich ihre Haare ein wenig zusehen bekam, schnappte ich vergeblich nach Luft und stolperte zurück, wobei mich Liam sofort festhielt.

"Aria du musst das nicht tun", meinte er, jedoch schüttelte ich nur den Kopf und löste mich aus seinem Griff.

Die letzten Schritte ging ich langsam auf sie zu und blieb anschließend neben ihr stehen. Meine zitternden Hände hoben sich automatisch, aber ich ließ sie ängstlich wieder fallen, denn ich wusste nicht mehr, ob ich dazu bereit war.

Am Ende schüttelte ich leicht den Kopf und stellte mich aufrecht hin. Das Brennen in meinen Augen ignorierte ich vollkommen und konzentrierte mich lediglich nur darauf die Decke anzuheben, sodass ich ihr Gesicht endlich sehen konnte. Verunsichert ging ich einen Schritt zurück und beobachtete sie schweigend für einen Augenblick. Die Unruhe, die noch vor wenigen Sekunden in mir herrschte, war wie weggeflogen und ich wusste nicht, was ich nun fühlte.

Ich ging wieder auf sie zu und begann ein wenig zu lächeln, denn ich hatte sie vermisst. Nach Tagen sah ich sie wieder, aber was machte sie? Sie lag einfach nur hier und hatte anscheinend vergessen, dass sie noch eine Tochter und drei Enkelkinder hatte.

"Ich bin hier, Oma", begann ich zu reden und suchte nach ihrer Hand, die ich mit meiner um schloss.

Mein Gesichtsausdruck änderte sich sofort, denn ihre Hand war viel zu kalt. Ihre Körpertemperatur ließ mich sogar erfrieren und ich bekam eine unangenehme Gänsehaut, die ich gekonnt ignorierte. Aus diesem Grund griff ich auch mit meiner anderen Hand nach ihrer, um sie irgendwie zu wärmen, denn sie erfror hier. Sie würde krank werden und sie mochte es nie, wenn sie eine Erkältung bekam.

"Du frierst", sagte ich, aber sie erwiderte darauf nichts, denn ihre Augen waren weiterhin geschlossen.

"Warum bist du überhaupt hier? Ich mag es hier nicht. Es ist so kalt und trüb", redete ich weiter und versuchte sie noch immer aufzuwärmen, dabei spürte ich die erste Träne an meiner Wange.

"Oma gehen wir nach Hause", bat ich.

"Aria", hörte ich Liam's besorgte Stimme, aber ich blendete ihn aus.

Sie reagierte nicht auf mich, weshalb ich sie anstarrte und schwieg. Danach begann ich wieder den Kopf zu schütteln und wartete bis sie endlich die Augen öffnete, jedoch blieben sie weiterhin geschlossen. Warum hörte sie mich nicht? Meine Oma schlief nie so tief. Sie wachte bei jedem kleinsten Geräusch auf. Was war denn nur plötzlich los mit ihr?

"Oma gehen wir", wiederholte ich mich und zog etwas an ihrer Hand, aber keine Reaktion.

"Oma steh auf. Wir müssen gehen. Tante Amber macht sich schon bestimmt Sorgen", erklärte ich verzweifelt und verlor weitere Tränen.

Verloren wie ein kleines Mädchen entfernte ich mich ein wenig von ihr und schaute sie abwartend an, aber nichts geschah. Es machte mich wahnsinnig und somit war meine Geduld gebrochen. Wie ein Glas fiel es runter und zerbrach in mehrere Teile.

"Oma steh auf!", schrie ich, denn es brachte mich zum Durchdrehen, wie sie dort lag.

"Steh auf! Steh auf! Bitte, steh auf! Steh...auf! S-Steh auf!", brüllte ich mehrmals hintereinander und fiel langsam auf die Knie, wobei mich zwei starke Arme von hinten festhielten.

"K-Komm zurück zu mir", flehte ich sie an und weinte ununterbrochen.

"B-Bitte...Bitte", war ich vollkommen verzweifelt und am Ende, denn ich hatte sie verloren.

Sie war weg.

•••

Heute fand die Beerdigung meiner Oma statt, aber ich war nicht hin gegangen, doch am besten wäre es zu sagen, dass ich nicht konnte. Ich hatte Angst. Vielleicht war es schlecht von mir, das ich nicht da war, aber ich brachte es nicht übers Herz. Mich von ihr zu verabschieden, schaffte ich nicht. Wie verrückt wartete ich auf ein Wunder und hoffte jede Sekunde, dass das alles nur ein böser Traum war und ich jeden Moment aufwachen könnte.

Es passierte aber nichts.

Ich saß alleine an meinem Fenster und starrte nach draußen, dabei hatten sich schon neue Tränen angesammelt, die ich angestrengt versuchte zurückzuhalten. Letztendlich fanden sie aber trotzdem den Weg aus meinen Augen, sowie die einzelnen Regentropfen, die immer wieder an meiner Fensterscheibe runterliefen.

Wie ein Wunder, denn mitten im Sommer hatte sich das Wetter geändert und es regnete.

Diese Erkenntnis brachte mich weinend zum Lachen, denn meine Oma liebte den Regen. Das es genau jetzt regnete, war wie ein Zeichen. Als ob sie uns allen spüren ließ, dass sie noch da war, das sie nicht von uns gegangen war und das dies immer so bleiben würde. Genau aus diesem Grund konnte ich sie nicht loslassen, denn ich wusste, dass sie weiterhin bei mir war. Ich würde und könnte sie niemals vergessen, denn sie war nun in meinem Herzen, wie meine Eltern.

Gedankenverloren lehnte ich den Kopf gegen die Fensterscheibe, dabei waren meine Augen an den Himmel gerichtet und ein kleines Lächeln war an meinen Lippen abgebildet.

Nebenbei konnte ich einen sehr intensiven Blick auf mir spüren, weswegen ich mich umdrehte und zur Zimmertür schaute. Liam stand angelehnt neben meinem Schrank und beobachtete mich mit einer undefinierbaren Miene. Alle waren gerade bei der Beerdigung, doch er war bei mir geblieben. Eigentlich hatte ich ihn darum gebeten mich ein wenig alleine zu lassen, aber anscheinend hatte er es nicht lange ausgehalten, weshalb er nun schweigend vor mir stand und nicht wusste, was er sagen sollte.

Mein Lächeln verging augenblicklich und somit heftete sich mein Blick auf den Boden. Mir war bewusst, wie ruhig ich mich verhielt und ich wusste nicht, ob das gut oder schlecht war.

"Ich wünschte, ich könnte dir den Schmerz irgendwie nehmen", erklang plötzlich seine Stimme in meinen Ohren, die die Stille in der Luft unterbrach.

"Manche Dinge können wir nicht heilen", erwiderte ich daraufhin, wobei er kurz schwieg.

Es war wirklich so. Wir konnten nicht alle Dinge in unserem Leben heilen. Sie blieben an uns und es gab nur eins, was wir dagegen tun konnten. Uns daran gewöhnen. Diese Wunde, die wir tief in uns trugen, würde niemals verheilen, denn es war nun ein Teil von uns. Irgendwann würde sie zu gehen, als ob man eine blutige Stelle zu nähte, aber die Narbe würde immer an deiner Haut bleiben.

"Ich weiß, aber du musst und solltest es nicht in dir ganz alleine leben", meinte er, worauf ich den Kopf hob, um ihn anzusehen.

"Teile deinen Schmerz mit mir, denn du musst da nicht alleine durch. Wir können nicht immer stark sein, Engelchen", lächelte er schwach, was ich erwiderte und eine Träne verlor.

Er näherte sich langsam zu mir und ging anschließend vor mir auf die Hocke, dabei legte er seine Hände auf meine Oberschenkel ab und schaute mich durchdringend an. In seiner Nähe wurde ich schwach und das wusste er. Daher schloss ich meine Augen und versuchte nicht zu weinen, aber ich versagte, denn es tat so weh. Ein Schluchzen entwich mir bis ich schließlich leise zum Weinen begann.

Somit verschwanden Liam's Hände und wenige Sekunden später saß er hinter mir.

Stumm zog er mich in seine Arme, sodass ich halb auf seinem Schoß saß. Diesmal war es mir egal, denn ich merkte erst jetzt, wie sehr ich ihn brauchte. Meine Oma war meine Stütze gewesen, als ich meinen Vater verlor, doch nun war sie weg und jetzt hatte ich Liam an meiner Seite.

Er fing mich auf, bevor ich fiel.

Wenn ich aber Liam verlor, gab es niemanden mehr, denn er war mein Herz und ohne ein Herz konnte man nicht leben.

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