Badass

By stylesti

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Dass eine einzige Party das Leben der siebzehnjährigen Rebecca völlig auf den Kopf stellt, hatte sie nicht ko... More

0 | Schuld
1 | Die Party
2 | Der schöne Unbekannte
3 | Der imaginäre Hund
4 | Predigten und Strafen
5 | Babysitten mit Links
6 | Caleb
7 | Geständnisse und andere Katastrophen
8 | Heilige Scheiße
9 | Pizza
10 | Eine Entschuldigung
11 | Daddy
12 | Erste Annäherungsversuche
13 | Gorillas
14 | Wutausbruch
15 | Krankenschwester Beccs
16 | Arschlöcher bleiben Arschlöcher
17 | Hass und Liebe
18 | Ein Tritt in den Schritt
19 | Ein unerwarteter Anruf
20 | Alecs andere Seite
21 | Der Morgen danach
22 | Rote Spitze
23 | Ein Abschiedskuss
24 | Eine teuflische Idee
25 | Rache ist süß
27 | Ablenkungsmanöver a la Becca
28 | Lügen
29 | Dr. Moranis
30 | Eifersüchtig?
31 | Erwischt
32 | Nicht wie die anderen
33 | Du bist schön
34 | Das erste Date
35 | Ich liebe ihn
36 | Stolz
37 | Schokoeis heilt alle Wunden
38 | Fehler
39 | Trauer
40 | Es tut mir leid
41 | Liebe
42 | Fragen über Fragen
43 | Dunkelheit
44 | Ein paar Antworten
45 | Fiese Gedanken
46 | Das fünfte Rad am Wagen
47 | Ich will nur reden
48 | Nur ein einziges Mal
49 | Alles und nichts
50 | Lasagne
51 | Sein wahres Gesicht
52 | Brüder
53 | Der Anfang vom Ende
54 | Danke
55 | Leb wohl
56 | Das Ende der Party
Danksagung
Badass Spin-off
Kickass
Kickass 2.0

26 | Schnüffeln muss Gelernt sein

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By stylesti

• Hollywood Undead - Lion •

Ich warte vor dem Hörsaal, bis Alec hinein geht. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, bereut er seine Entscheidung, mir seinen Schlüssel anzuvertrauen und mich alleine auf sein Zimmer gehen zu lassen, bereits.

Er dreht sich ein letztes Mal zu mir und wirft mir einen misstrauischen Blick zu, doch als ich grinsend mit dem Schlüssel in der Hand herum wedele, ist es schon zu spät für ihn.

Als die Tür mit einem lauten Knall schließlich zu geht, mache ich auf dem Absatz kehrt. Das Essen, das Alec mir eben gekauft hat, wartet bereits in meiner Tasche darauf, in seinem Zimmer von mir gegessen zu werden.

Ich möchte gerade losgehen, als drei Mädchen sich vor mich stellen; Mädchen, die vielleicht zwei, drei Jahre älter sind als ich. Schwer schluckend schiebe ich mir Alecs Schlüssel in die Hosentasche und bleibe stehen, erwarte jedoch nichts Gutes.

»Hey«, sagt eine von ihnen - eine kleine, hübsche Asiatin mit einer beneidenswerten Figur und schönen, langen Haaren, von denen ich nur träumen kann.

»Äh...hi«, antworte ich, während ich den Blick über die zwei anderen Mädchen fahren lasse - eine Blondine mit langen Beinen, perfekten, weiblichen Rundungen und eine Brünette mit einem wunderschönen, puppenhaften Gesicht. Neben ihnen fühle ich mich wie ein dickes, unattraktives Kind.

Die Blondine tritt mit einem freundlichen Grinsen auf mich zu. »Wir haben dich vorhin mit Alec reden hören. In der Mensa.« Die drei werfen sich einen vielsagenden Blick zu und kichern plötzlich. Unruhig hüpfe ich von einem Fuß auf den anderen. »Steht er echt drauf, wenn du ihn Daddy nennst?«

Oh.

Was?

Ich muss kurz nachdenken, um endlich zu begreifen, wovon diese Mädchen da reden, doch irgendwann macht es klick in meinem Kopf.

Ohhhh.

Darauf möchten die drei hinaus.

Ich schaue sie alle abwechselnd an, bin mir nicht sicher, ob und wie ich auf so eine Frage antworten soll. Für einen Bruchteil der Sekunde ziehe ich in Erwägung, einfach davon zu laufen, aber meine Beine tun nicht das, was ich von ihnen verlange, also bleibe ich wie ein Volldepp stehen.

Die drei Mädchen starren mich an, als könnten sie meine Antwort nicht abwarten.

»Das hat uns alle ziemlich überrascht. Er wirkt nicht so«, sagt die Brünette, während sie mich mit ihren großen, blauen Augen neugierig mustert. Ich versuche, ihrem aufdringlichen Blick auszuweichen und nachzudenken. Wie wirkt man auch von Außen hin, wenn man drauf steht, Daddy genannt zu werden? Vielleicht wie ein Zuhälter? Ich denke nach...nein, so wirkt Alec wirklich nicht.

»Außerdem«, ergänzt die hübsche Blondine, »hätten wir nicht gedacht, dass er eine Freundin hat.«

Ich hebe irritiert eine Braue und schiebe die innere Stimme beiseite, die mir sagt, dass ich das Missverständnis aufklären sollte, dass ich ihnen sagen sollte, dass ich nicht seine Freundin bin. Der Gedanke daran Alecs Freundin zu sein und dafür gehalten zu werden, gefällt mir ziemlich gut. Besser als es sollte.

»Wieso nicht?«, frage ich so beiläufig, wie ich nur kann.

Die Blondine grinst so breit, dass mir alleine beim Zusehen der Kiefer schmerzt. »Ich habe ihn mal gefragt, ob er Interesse an mir hätte, da hat er gesagt, dass er momentan keinen Kopf für eine feste Beziehung hätte und er nicht der Typ wäre für One Night Stands.«

Wie bitte? Ich starre sie mit offenem Mund an, woraufhin sie lacht.

»Clara ist ziemlich direkt«, erklärt die Brünette neben ihr, aber meine Gedanken sind immer noch bei dem, was Clara, die Blondine, davor gesagt hat. Ich habe immer gedacht, Alec hätte schon mit allen Mädchen an der Uni und den Professorinnen geschlafen. Warum sollte er dann einem so hübsches Mädchen mit einer solch beneidenswerten Figur einen Korb geben? Das passt überhaupt nicht in das Bild, das ich bis eben noch von Alec gehabt habe.

Ich schaue die Mädchen wieder abwechselnd an. »Ist er nicht so etwas wie ein Weiberheld? Ein Partylöwe?«

Die Asiatin schüttelt lachend den Kopf. »Leider überhaupt nicht. Er ist meistens der Erste, der aus den Vorlesungen stürmt und sich dann direkt auf seinem Zimmer verkriecht. Dass er mal in der Bibliothek lernt oder sich mit jemandem länger als fünf Sekunden unterhält, ist ziemlich selten.« Sie runzelnd die Stirn, dreht sich dann zu den anderen, um sie anzusehen. »Habt ihr ihn schon einmal auf einer Party gesehen? Er ist mit dem Kopf wohl bei allem, nur nicht bei Partys und Mädchen.«

»Doch, doch. Diesen Sommer habe ich ihn auf einer Party gesehen«, mischt sich Clara ein, die sich eine helle Strähne um den Zeigefinger wickelt. »Das hat uns alle ziemlich überrascht. Fast alle Mädchen wollten mit ihm tanzen. Die haben sich regelrecht auf ihn geworfen, als er aufgetaucht ist...aber er hat behauptet, dass er nicht tanzen könnte und nur hier sei, um ein wenig Abstand vom Lernen zu haben.« Sie zuckt mit den Schultern. »Ich bin eine derjenigen, die gerne mit ihm getanzt hätte. Nur...wenn du jetzt seine Freundin bist, dann müssen wir unsere Bemühungen wohl abbrechen.«

»Ich...ich bin...« Ich bin nicht seine Freundin! Wieso kann ich das nicht einfach sagen? Vielleicht weil du möchtest, dass sie glauben, du seist es und die Finger von ihm lassen? Nein, daran liegt es bestimmt nicht. Ich weiß einfach nicht, was ich sagen soll. Na gut, vielleicht weiß ich doch, was ich sagen soll, aber nicht wie. Ein einfaches ich bin nicht seine Freundin wird dutzende weitere Fragen aufwerfen; Fragen, die ich nicht beantworten möchte. Also schließe ich den Mund wieder.

»Nicht so bescheiden«, meint Clara und klopft mir dabei lachend auf die Schulter. »Schrei es hinaus! Wenn Alec mein Freund wäre, würde ich auf die Straße gehen, ein Foto von ihm mitnehmen und es jedem erzählen.«

Ihre offene Art erinnert mich an Loreen und ich bin froh, dass die Mädchen so nett zu mir sind. Das ist etwas, das ich definitiv nicht erwartet habe, als ich sie vor mir stehen sehen habe. Aber mir wird diese Situation im Moment viel zu heikel, also stolpere ich nach hinten und kratze mich nervös am Hinterkopf. »Schon okay, ich...ich, äh, muss los. Hab keine Zeit mehr, sorry.«

Ohne ihre Antwort abzuwarten, drehe ich mich um und renne in die Richtung, die Alec mir zuvor noch gezeigt hat.

Ich brauche genau achtundzwanzig Minuten und einen freundlichen Typen, um Alecs Gebäude zu finden. Nachdem ich die ersten fünfundzwanzig Minuten ahnungslos herumgeirrt bin, ohne zu wissen welches Gebäude nun seines ist, habe ich es aufgegeben und habe einen nett aussehenden Jungen gefragt, der mich bis vor die Tür gebracht hat.

Sobald ich im Gebäude drinnen bin, ist es ein Leichtes, sein Zimmer zu finden. Im vierten Stock steige ich aus dem Fahrstuhl, gehe durch eine der Glastüren, an der steht Zimmer 400-430, und stehe schließlich und endlich vor Alecs Zimmer, die 412.

Nervös krame ich nach dem Schlüssel in meiner Hosentasche. Ich weiß nicht genau, was ich erwarte, aber als ich die Tür schließlich mit zitternden Fingern aufschließe und in sein Zimmer trete, weiß ich, dass ich so etwas nicht erwartet habe. Und zwar ein stinknormales und einfaches Zimmer.

Mit offenstehendem Mund trete ich in privaten Alecs Rückzugsort, schließe hinter mir die Tür und schaue mich langsam und neugierig um. Die Wände sind, wie nicht anders zu erwarten, weiß. Ich erwarte Poster und Kalender mit halbnackten Mädchen drauf, leere Bierflaschen im engen Flur und dreckige Socken auf dem Boden, werde aber nicht fündig. Er ist ordentlicher, als ich erwartet habe.

Ich gehe auf eine Tür zu, die rechts neben mir steht und beschließe, mir erst anzusehen, was sich dahinter versteckt, bevor ich mich auf mein Essen werfe, das immer noch in meiner Tasche herum springt, während es darauf wartet, von mir gegessen zu werden.

Vielleicht habe ich das ein oder andere dreckige Geheimnis erwartet, aber nachdem ich den Lichtschalter betätige, wird mir klar, dass ich mich in einem einfachen Badezimmer mit einer Dusche, einer Toilette und einem Waschbecken befinde. Kein Luxus, bloß das Notwendigste.

Enttäuscht lasse ich den Blick durch den kleinen Raum gleiten. Auf dem Waschbecken liegt ein Rasierer, aber sonst sieht alles ziemlich ordentlich und unspektakulär aus. Was hast du erwartet, Becca? Peitschen? Handschellen? Du bist hier in Alecs Wohnung und nicht in Mr. Greys Spielzimmer.

Mit einem lauten Seufzen gehe ich aus dem Badezimmer, knipse das Licht aus und ziehe die Tür hinter mir wieder zu.

Ich gehe wieder zurück in das Zimmer und schaue mich auch hier um. Leider bekomme ich auf den ersten Blick nicht viel zu sehen. Das Zimmer ist nicht nur klein sondern auch spärlich eingerichtet. Rechts neben dem Bett steht ein einfacher Kleiderschrank, während links vom Bett, am Fenster, ein Schreibtisch steht. Mehr als das kann ich im Zimmer nicht wirklich ausmachen.

Was genau ich erwartet habe, als ich in Alecs Zimmer hinein gestürmt bin, weiß ich immer noch nicht, aber definitiv kein einfaches, ordentliches Zimmer. Mir fehlen benutzte Kondome, die achtlos auf den Boden geworfen wurden, dreckige Unterhosen und Socken, die den Raum schmücken und halbnackte Frauen-Poster, die die Wände zieren. So etwas hätte ich mir bei Alec vorstellen können. Stattdessen sieht es hier normal aus, so normal, dass es schon wieder unnormal ist.

Enttäuscht über meinen mageren Fund werfe ich einen Blick auf die Uhr. In etwas mehr als einer halben Stunde kommt Alec zurück.

Panisch schaue ich mich um. Am liebsten würde ich sofort alle Schubladen und Schranktüren aufreißen, aber wenn ich nicht zuerst esse, würde Alec erstens Verdacht schöpfen und zweitens würde ich vor Hunger sterben.

Also sage ich mir, dass ich einfach schnell esse und mich dann ein wenig umsehe. Umsehen heißt ja nicht schnüffeln - außerdem hat Alec nur gesagt, dass er mich umbringt, wenn er mich beim Schnüffeln erwischt, was wiederum bedeutet, dass ich mich einfach nicht erwischen lassen darf.

Ich setze mich an seinen Schreibtisch, ziehe meine Tasche herbei und hole mir mein Essen heraus. Während ich esse, denke ich mir einen Plan aus, wie genau ich das Umsehen gleich starten werde und male mir dann noch aus, was mich erwarten könnte. Vielleicht finde ich am Ende doch noch ein paar alte Socken und den ein oder anderen Porno, den er hier versteckt.

Durch die drei gesprächigen Mädchen von vorhin habe ich schon einige Dinge über Alec herausgefunden, die ich niemals erwartet hätte. Ich habe immer geglaubt, dass Alec mit der halben Uni geschlafen hat und jede Woche diverse Partys besucht. Dass er tatsächlich verschlossen ist und vor sozialen Kontakten davon läuft, hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können.

Als ich schließlich alles aufgegessen habe, knülle ich die Papiertüten zusammen, werfe sie in meine Tasche und springe regelrecht von meinem Platz auf.

Mein Blick streift noch einmal die Uhr. Ich habe noch etwa fünfzehn Minuten. Wenn ich die Zeit mitberechne, die Alec vom Hörsaal bis hierhin braucht, könnte ich fünf bis zehn Minuten dazu gewinnen. Voller Vorfreude reibe ich meine Hände aneinander und überlege, wo ich mit dem Suchen anfangen soll.

Ich werfe einen Blick unter den Schreibtisch, unter dem sich eine Laptoptasche und ein einfacher Papierkorb befindet. Für eine Sekunde spiele ich mit dem Gedanken, den Laptop an mich zu reißen und darin herum zu schnüffeln, doch die vernünftige, innere Stimme in meinem Kopf hält mich davon ab. Er wird es bemerken, sagt sie. Pah! Dass sie recht hat, treibt mich beinahe in den Wahnsinn, denn ich wüsste zu gerne, was Alec auf seiner Festplatte versteckt

Langsam gehe ich auf den kleinen Nachtschrank zu, setze mich vorsichtig auf sein ungemachtes Bett und werfe einen Blick über die Sachen, die um die Nachttischlampe herum liegen. Ein Hefter mit der Aufschrift Anatomie III, eine einfache Flasche Wasser und ein Wecker. Nichts aufregendes.

Ein wenig enttäuscht möchte ich gerade aufstehen, als mir die Schublade auffällt. Vorsichtig setze ich mich wieder hin und zögere kurz. Ist das zu privat? Ich schüttele den Kopf und ziehe langsam die Schublade auf. Er wird dort schon keine Leiche verstecken. Ich werfe nur einen kurzen Blick hinein und schließe sie dann wieder.

Ein wenig aufgeregt ziehe ich die Schublade auf und schaue hinein. Als mir auffällt, dass sich tatsächlich nichts besonderes darin verbirgt, atme ich die bis jetzt angehaltene Luft aus.

Als ich die Schublade wieder schließen möchte, fällt mir eine kleine Schachtel auf. Ich werfe einen Blick auf die Aufschrift der Verpackung und lese Ximovan. Leider sagt mir der Name alleine nichts, also strecke ich die Hand aus, nehme die Verpackung in meine Hand, öffne sie und hole den Beipackzettel heraus.

Die kleine Blisterverpackung rutscht aus der Schachtel, als ich sie öffne und fällt vor mir auf den Boden. Als ich mich nach unten vorbeuge, um sie aufzuheben, fällt mir auf, dass nur noch zwei Tabletten drin sind. Was das wohl ist, was er da nimmt?

Mit unruhigen Fingern schiebe ich die Blisterverpackung wieder in die Schachte und falte dafür den Beipackzettel auf. Ich brauche nicht lange, bis ich finde, wonach ich suche. Mit runzelnder Stirn lese ich Ximovan ist ein Schlafmittel.

Ich möchte den Beipackzettel gerade wieder zusammenfalten, als mir der fettgedruckte Hinweis auffällt, der nicht zu übersehen ist. Ximovan sollte nur bei Schlafstörungen von klinisch bedeutsamem Schweregrad angewendet werden. Alec hat Schlafstörungen? Wieso wusste ich noch nichts davon? Ich schüttele den Kopf. Alec erzählt dir auch sonst nichts, wieso sollte er dir von seinen Schlafstörungen erzählen?

Mich überkommt ein seltsames Gefühl. Als stecke mehr dahinter. Mehr als einfach nur Schlafstörungen, mehr als die lächerlich einfachen Erklärungen, die mir in diesem Moment im Kopf herumschwirren. Ich wünschte, ich könnte ihn einfach fragen, was es mit diesen Tabletten auf sich hat. Vielleicht schlägt ihm die Uni und das Studium so sehr auf den Magen, dass er sie einfach zum Schlafen braucht...vielleicht aber auch nicht.

Während ich ein offenes Buch bin, ist Alec eins mit sieben Siegeln. Ich habe das Gefühl ihn zu kennen, gleichzeitig aber nichts über ihn zu wissen. Ich wünschte, ich würde nicht nur Alec kennen, den Alec, den er mir zeigen möchte, sondern die Person, die dahinter steckt; eine Person, die vielleicht nicht so stark und selbstsicher ist, wie sie vorzugeben scheint.

Verwirrt und bestürzt zugleich stecke ich den Beipackzettel zurück in die Schachtel, bevor ich sie ordentlich zurücklege und die Schublade zuziehe.

Mir ist die Lust regelrecht am Schnüffeln vergangen. Am liebsten würde ich mich nach hinten auf Alecs Bett fallen lassen und die Decke anstarren, bis er zurückkommt. Doch am Ende gewinnt die Neugier.

Ich stehe auf, gehe einmal um das Bett herum, bis ich vor dem Kleiderschrank stehe, und reiße die Türen erwartungsvoll auf. Da es sonst nichts anderes mehr in diesem Zimmer gibt, in dem ich herumschnüffeln kann, muss ich all meine Hoffnung wohl oder übel in diesen Kleiderschrank stecken.

Neben ordentlich aufgehängten Hemden und T-Shirts und Hosen, die weniger unordentlich in den Fächern liegen, fällt mir etwas anderes sofort ins Auge. Etwas, das definitiv nicht in den Kleiderschrank gehört. Jedenfalls fällt mir das Album sofort auf, als mein Blick über den offenen Schrank gleitet.

Ich halte kurz den Atem an, bevor ich die Hand ausstrecke und das Album in die Hand nehme.

Gerade als ich mich umdrehe, das Album auf sein Bett lege und es öffnen möchte, höre ich einen Schlüssel im Schloss drehen. Meine Augen weiten sich panisch, während sich mein Puls beschleunigt. Was zum...? Ist das Alec? Hat er etwa einen Zweitschlüssel?

So schnell ich kann, nehme ich das Album in die Hand, lege es zurück in den Schrank und möchte gerade die Türen schließen, als ich Alecs Schritte hinter mir höre. Verdammt. Das Herz hämmert mir in der Brust. Dass ich noch einmal lebend aus diesem Zimmer komme, bezweifle ich, drehe mich aber dennoch langsam und schuldbewusst um.

»Was tust du da?«, fährt Alec mich an. Seine Haaren stehen immer noch in alle Richtungen ab, tiefe Ringe liegen unter seinen Augen. Er knirscht mit den Zähnen, als sein zorniger Blick auf den offenstehenden Schrank hinter mir fällt.

Mit einem unruhigen Ziehen im Magen fällt mir auf, dass Alecs Muskeln sich unter dem dunklen T-Shirt anspannen. Ich schlucke. Das kann ja was werden. Gut gemacht, Rebecca.

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