Hexagramm - Vogelfrei

By Aquamarin2

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Dreizehn Familien, verbunden durch längst vergessene Mächte. Dreizehn Familien, die schon längst vergessen ha... More

Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Epilog
Infos

Kapitel 11

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By Aquamarin2

Auf dem Bild ist Mary.

Ich wachte mit einem breiten Grinsen im Gesicht auf, das ich seit dem Date mit Brandon trug. Nicht einmal, als ich viermal von einem Date erzählen musste, war meine super Laune verschwunden. Dafür freute ich mich viel zu sehr auf unser nächstes Treffen, auch wenn jetzt noch nicht feststand wann. Glücklich kletterte ich aus meinem Bett. Die anderen schliefen noch tief und fest. Ein Blick auf die Uhr verriet mir auch warum. Halb acht. Gut gelaunt zog ich mich an, bevor ich dann zu Felicitas runterging.

„Hallo, meine Hübsche." Ich strich dem kleinen goldenen Einhorn über die Nase. Das Fohlen kuschelte sich an meine Hand und wieherte immer wieder. Ich sah mich einmal kurz um. Niemand war zu sehen. Wer war auch sonntags um diese Zeit wach? Außer mir natürlich. Ich konzentrierte mich auf meine Kräfte. Ich spürte, wie ich drohte mich zu verwandeln. Ganz ruhig bleiben und konzentrieren. Im nächsten Moment verstand ich alles, was Felicitas wieherte.
„Gehen wir jetzt gleich raus spielen?" Ich nickte.
„Können wir Seidenschnabel mitnehmen?"
„Ich habe kein Sorgerecht für Seidenschnabel. Da müssen wir Remus oder die Ravenclaw fragen."
„Dann mach das! Bubble und ich spielen gerne mit ihm!"
„Die Schlafen noch. Ich frage Remus, wenn ich ihn sehe." Man hörte vor dem Stall Schritte. Scheiße. Ich spürte, wie ich mich verwandelte. Die Person stand jetzt vor der Stalltür. Panisch kletterte ich über die Box.
Die Eingangstür wurde leise geöffnet. Verdammt. Was sollte ich jetzt machen? Ruhig bleiben! Einfach ruhig bleiben und dann auf die Form konzentrieren, die ich annehmen wollte. Ich hörte die leisen Schritte von jemandem näherkommen. Ich spürte, wie ich mich wieder in meine normale Gestalt verwandelte. Schnell stand ich auf und tat so, als hätte ich gerade meine Kette aufgehoben. Ich merkte, dass die Schritte jetzt auch nicht mehr zu hören waren. Neugierig wer sich an mich heranschlich, drehte ich mich um. Sirius stand kurz hinter mir.
„Hi."
„Ich – wie hast du mich jetzt schon wieder bemerkt?"
„Warum schleichst du dich an?"
„Weil – du lenkst schon wieder ab!"
„Ich bin eben aufmerksam. Die 4P schleichen sich dauernd an. Jetzt sag, warum du dich anschleichst."
„Heute ist Halloween!"
„Wir haben schon den Einunddreizigsten?"
„Ja, wie gesagt." Dann war in einer Woche wieder Vollmond.
„Was machst du hier?"
„Ich war wach und habe bemerkt, dass du hier bist, also wollte ich dich erschrecken, weil Halloween ist."
„Du musst noch einmal üben."
„Du hast einfach Augen im Hinterkopf, dafür kann ich nichts!"
„Hilfst du mir, Felicitas rauszubringen, oder willst du den Nächsten erschrecken gehen?"
„Für eine Prinzessin tue ich alles, Julia." Er deutete eine Verbeugung an.
„Du sollst mich nicht so nennen!"
„Ist aber lustig."
„Nein nervig!"
„Ich gehe das Zaumzeug holen."
„Vergiss das Fläschchen nicht!"
„Ich weiß –, Sirius zögerte kurz. „– Prinzessin!"
„Black!" Man hörte das bellende Lachen von Sirius.
„Dein Vater ist ein riesiger Idiot." Ich kraulte das Pferd.

In der Abstellkammer hörte man etwas auf den Boden fallen.
„Sirius? Machst du jetzt alles kaputt?" Ich bekam keine Antwort.
„Sirius?" Immer noch nichts.
„Black!" Ich kletterte über die Box. Warum antwortete er nicht? Hoffentlich war da nichts passiert. Ich eilte ihm nach.
„Sirius?" Vorsichtig öffnete ich die angelehnte Tür, den Zauberstab schon in der Hand. Das Zaumzeug von Felicitas lag auf dem Boden, genauso wie ihr Fläschchen und ihre Bürsten. Warum war hier alles verwüstet? Langsam betrat ich den Raum.
„Habe ich dich erschreckt?" Ich schrie auf, als Sirius seine Arme von hinten um mich schlang.
„Happy Halloween. So wollte ich dich eigentlich begrüßen." Die Tür wurde aufgerissen. James und Brandon kamen hereingestürmt. Beide hatten ihre Zauberstäbe in der Hand.
„Carolin?" Mein gestriges Date sah sich besorgt um. Ich wollte antworten, doch Sirius hielt mir den Mund zu.
„Der große, böse Black hat – aua mein Fuß! Blöde Absätze!" Ich war auf den Fuß des Frauenheld getreten.
„Groß und böse? Aber ein Absatz reicht, um dich auszuschalten", lachte James seinen Freund aus.
„Das tut weh!", jammerte der junge Black. Brandon zog mich am Arm zu sich.
„Du hättest mich nicht erschrecken müssen."
„Es ist Halloween. Da erschreckt man die anderen."
„Ist dir gelungen. Jetzt räumst du sofort auf!"
„Ja, Carolin." Sirius fing sofort an, die Sachen zusammenzuräumen. Ich nahm Felicitas Zaumzeug. Zusammen mit Brandon und James verließ ich die Abstellkammer wieder. Die beiden anderen Jungen fütterten den kleinen Poco, während ich Felicitas nach draußen brachte. Dort spielte ich mit ihr Stöckchenholen. Es war ihr Lieblingsspiel. Ich würde nur gerne wissen, von wem Felicitas das gelernt hatte, denn ich habe ihr kein Hundespiel beigebracht.
„Ich habe das Fläschchen." Der Frauenheld trat neben mich.
„Dann kann ich sie ja füttern."
„Wie Ihr wünscht, My Lady." Sirius reichte mir alles dafür.
„Habe ich schon erwähnt, dass du mich nicht so nennen sollst?"
„Nein. Ich soll dich nicht Prinzessin nennen."
„Nenn mich einfach Carolin. Das ist am besten."
„Irgendwann finde ich den perfekten Spitznamen für dich, der dir auch gefällt."
„Nicht in diesem Leben."
„Dann werden wir uns im nächsten noch einmal sehen."
„Warum werde ich so bestraft?" Sirius schlang seine Arme um mich.
„Eigentlich hast du mich furchtbar lieb. Du freust dich bestimmt schon auf ein weiteres Leben mit mir, mein Schatz."
„Jetzt bin ich dein Schatz?"
„Oder ist der Spitzname von Brandon reserviert?"
„Weißt du, was das tolle an ihm ist?"
„Viele mögen seine Haare, aber meine sind schöner."
„Er ist nicht eingebildet und gibt mir keine dummen Spitznamen."
„Wer gibt dir denn dumme Spitznamen?"
„Guck in den Spiegel."
„Steht jemand hinter mir?"
„Ich gebe es auf."
„Kluge Entscheidung. Ich bin zu schlau." Felicitas und Bubble sahen uns belustigt beim Streiten zu.
„Goldy hat Hunger."
„Sie heißt Felicitas. Komm her, Kleine." Das kleine Fohlen kam zu uns rüber. Ich gab ihr das Fläschchen.
„Goldy passt doch viel besser."
„In drei Jahren hat sie silbernes Fell und dann bekommt sie weißes."
„Dann wird aus Goldy Silver und später Snowwhite."
„Willst du drei Namen in deinem Leben haben?"
„Gutes Argument. Sie bleibt für immer Goldy."
„Felicitas, du tust mir leid." Das Pferd wieherte, als wolle es sagen, ich mir auch.
„Ich gehe zu James, der ist lieb zu mir." Sirius drehte sich demonstrativ um und ging zwei Schritte weg.
„Willst du mir nicht sagen, dass du mich lieb hast?"
„Nein, eigentlich nicht."
„James! Die Prinzessin und Goldy ärgern mich."
„Macht ihr gut!", kam es aus dem Stall.
„Hat mich hier irgendjemand lieb?"
„Nein!", rief wieder James.
„Jetzt gehe ich weinen." Sirius drehte uns den Rücken zu. Bubble stupste mich auffordernd an.
„Ich gehe nicht hin. Soll er noch ein bisschen so tun, als wäre er beleidigt." Jetzt stupste mich auch das Einhorn an. Seufzend gab ich nach.
„Ein bisschen habe ich dich lieb."
„Ich weiß, Prinzessin."
„Black!" Sirius ignorierte mich einfach.
„Ich gehe jetzt Frühstücken. Kommst du mit?"
„Ich komme gleich nach." Sirius zuckte mit den Schultern und ging Richtung Schloss.

„Zwischen Sirius und dir läuft nichts, oder?" Ich hatte gerade Felicitas fertig gefüttert und gestriegelt, als Brandon hinter mich trat.
„Wir sind Freunde."
„Ach so, ihr kommt oft – anders rüber, deshalb war ich mir unsicher." Ich wurde rot.
„Wir sind einfach sehr gute Freunde."
„Gut zu wissen. Ich war mir nicht mehr sicher, wegen dem heute."
„Du meinst, dass Sirius meint, an Halloween allen Todesangst einjagen zu müssen?"
„Weil er dich Prinzessin nennt." Ich musste lachen, während der Junge leicht rot wurde.
„Um mich zu nerven und zu ärgern. Er zieht mich damit auf, weil die 4P mich immer damit aufziehen. Die fünf sind sich wirklich sehr ähnlich. Ich denke, Sirius wird bald einen Verjüngungstrank trinken und zu uns ziehen, um immer bei seinen wahren Seelenverwandten zu sein, genauso wie James." Brandon lachte.
„Dann bin ich beruhigt. Was ich dich noch Fragen wollte – du gehst doch noch einmal mit mir aus, oder?" Jetzt wurde ich rot.
„Wenn du Lust hast."
„Weißt du, nächste Woche Freitag findet ein Treffen vom Slug-Club statt. Ich bin eingeladen und Slughorn wollte dich auch einladen – ich soll dir noch den hier geben", er hielt mir mit geröteten Wangen einen Brief hin, „Wollen wir vielleicht zusammen hin?"
„Slug-Club?" Jetzt war ich vollends verwirrt. Davon hatte ich auf jeden Fall schon gehört, aber mir war es entfallen.
„Das ist so ein Club von Slughorn für besonders vielversprechende Schüler oder welche mit berühmten Vorfahren." Ach ja, das Ding war das. Und was sollte ich da?
„Es ist meistens furchtbar langweilig und alle gehen nur dahin, weil Slughorn ein dann mag und man bessere Noten bekommt und weil das Essen echt lecker ist."
„Und weil Sirius und ich fast immer Blödsinn machen, um das Abendessen aufzuwerten", erklärte James hinter mir. Ich zuckte zusammen.
„Schleich dich nicht an James."
„Ich bin nicht geschlichen. Du hast mich nur nicht bemerkt."
„Kommst du mit?", lenkte Brandon wieder meine Aufmerksamkeit auf sich.
„Ja."
„Dann sehen wir dich ja bald mal so richtig schick", lachte James.
„Mein Kapuzenpullover kann wohl kaum überboten werden."
„Frag mal Lily."
„Nur über meine Leiche. Vor dem Date mit Brandon haben sie drei Stunden meinen Kleiderschrank durchwühlt."
„Drei Stunden?", fragte Brandon mich ungläubig.
„Ein Date ist mehr Arbeit als gedacht."
„Dann freut es mich, dass du trotzdem nochmal mit mir ausgehst."

„Endlich jemand, der mit mir dorthin geht!", jubelte Lily, als ich ihr nach reichlicher Überlegung doch von meinem zweiten Date erzählt hatte.
„Nicht so laut, sonst wollen mir wieder alle helfen und wir werden nie fertig." Lily kicherte leise.
„Die drei Stunden waren dir zu viel, oder?" Ich nickte.
„Keine Sorge, zum Slug-Club ziehen sich alle Abendkleider an und davon besitzt du keins." Na toll.
„Ich kann dir eins von meinen leihen."
„Nein. Nein. Nein! Kein Grün für sie! Sie bekommt ein neues!" Marlene hatte sich zu uns herüber gelehnt. Ich zog eine Augenbraue hoch. Sie hatte ernsthaft gelauscht. Sie grinste mich nur mit einem breiten Engelsgrinsen an.
„Wir gehen shoppen", meinte sie grinsend.
„Vorher ist kein Hogsmeadewochenende mehr", zischte Lily warnend.
„Und ich habe kein Geld."
„Lasst das alles meine Probleme sein. Ich weiß, wie wir uns allen neue Kleider besorgen können, ohne nur ein Schritt aus Hogwarts raus zu gehen." Sie zwinkerte mir zu.
„McKinnon, was hast du vor?"
„Lasst das mal meine Sorge sein. Bis zum Treffen sind sie da. Drei neue Kleider!"
„Drei?"
„Ich komme selbstverständlich mit."
„Du schiebst doch immer etwas vor. Beim letzten Mal hast du dich selbst verflucht, um im Krankenflügel zu sein, und davor hast du dir von dem damaligen Verteidigungslehrer eine Strafarbeit für den Abend geben lassen. Du hattest Glück, dass er auf deine Flirterei reingefallen ist."
„Ich schiebe doch nichts vor, wenn ich Carolin offiziell bei einem Date bespannen darf!" Wollte sie mir damit etwa sagen, dass sie – oh nein, das würde sie nicht wagen.
„McKinnon, was willst du mir damit sagen?"
„Das ich mit Sirius auf dich aufpasse, auch wenn ich den Typen gerne loswerden würde." Sie sprang gut gelaunt auf, um die große Halle zu verlassen.
„Marlene Calliope McKinnon!", rief ich ihr nach.
„Calliope?" Dorcas sah mich neugierig an.
„Ihr Zweitname. Wusstet ihr das nicht?" Die anderen schüttelten die Köpfe. Interessant, was ich alles wusste. Die andere Nymphe ignorierte mich einfach, sodass sie jetzt schon so gut wie aus der Halle war.

Ungeduldig lief Lily auf und ab.
„Wo bleibt sie? Sie wollte mit den Kleidern kommen." Lily sah ungeduldig auf die Uhr.
„Ich würde ja sagen, wir sollten schon einmal Frisuren machen, aber da ich nicht weiß wie die Kleider aussehen – Make-up geht auch nicht – wo bleibt dieses Mädchen? Ansonsten gehen wir gleich doch in den Grünen."
„Ich sagte doch, Carolin geht nicht in Grün! Ich habe die Kleider." Marlene schob sich in den Raum. Dabei hielt sie demonstrativ drei schwarze Kleidersäcke hoch.
„Lily Evans, für dich, Carolin Sanders, dieses Kleid ist für dich und das Beste kommt zum Schluss und ist deshalb für mich." Sie grinste breit.
„Woher hast du die?"
„Geheimnis, ich muss sie später auch zurückbringen, aber jetzt hat uns jemand drei wunderschöne, neue Kleider gegeben. Los jetzt! Rein in die Kleider! Und dann macht Carolin die Haare, die kennt nämlich Zaubertricks, die sie nicht verraten will, während Lily Make-Up macht. Zack! Zack!" Gut gelaunt wechselte meine Freundin ihre Uniform gegen ein violettes Kleid. Es war trägerlos. Unter der Brust war ein Band im selben Violett wie das Kleid mit silbernen Rand. Darunter teilte sich das Kleid in zwei Schichten. Einen Unterrock der bis kurz über den Knien ging und darüber eine Schicht aus Tüll, der hinten fast bis zum Boden ging und vorne ungefähr so weit wie der Unterrock.

Glücklich drehte sich Marlene eine Runde um die eigene Achse.
„Bin ich toll oder bin ich toll?"
„Ich würde sagen betrunken", meinte Lily verunsichert.
„Hey!"
„Du bist total aufgedreht!"
„Darf man keine gute Laune haben?"
„Doch, aber das ist bei dir ungewöhnlich." Marlene zuckte mit den Achseln.
„Zieht euch endlich um und sagt mir, wie ihr sie findet!" Lily sah mich fragend an. Ich zuckte nur mit den Schultern. Wenn Marlene meinte, warum nicht? Vorsichtig öffnete ich den Kleidersack. Drinnen lag ein trägerloses rosa Kleid. Auch dieses hatte ein Band unter der Brust im selben rosa wie das Kleid, doch anstatt eines silbernen Randes hatte dieses unter meiner linken Brust mehrere Glitzersteinchen. Unter dem Band verlief auch dieses Kleid in mehreren Schichten weiter. Einen Unterrock und darüber eine Schicht aus Tüll. Der Stoff endete ungefähr auf der Hälfte meines Oberschenkels.
„Bin ich gut oder bin ich gut?", fragte mich meine Freundin grinsend.
„Du bist ganz toll."
„Danke. Lily Evans, jetzt bist du dran!" Etwas verunsichert öffnete Lily ihren Kleidersack. Aus ihn heraus zog sie ein grünes Kleid. Es sah etwas so aus, als würde es einmal um den Körber gewickelt werden und nur von einem dünnen Gürtel aus dem gleichen grünen Stoff auf Bauchhöhe zusammengehalten. Die äußerste Schicht war am kürzesten, doch die letzten endeten ungefähr auf Kniehöhe.
„Das ist wunderschön." Liebevoll strich Lily über den Stoff. Marlene grinste breit.

Zusammen gingen wir die Treppe runter. Meine Haaren fielen mir mittlerweile locker über die Schulter. Zwei Strähnen hatte ich mit einer Haarspange in Form eines Schmetterlings nach hinten gesteckt, Lily hatte sich einen lockeren Dutt gemacht und Marlenes Haare waren einfach offenen. James und Sirius saßen bei den anderen Gryffindors aus unseren Jahrgang im Gemeinschaftsraum. Sie hatten beide Hemden an und Sirius hatte auch seine Haare geordnet, während James Haare immer noch in alle Richtungen abstanden.
Alice und Dorcas verschränkten demonstrativ die Arme, als wir kamen. Seit wir ihre Hilfe freundlich abgelehnt hatten, waren sie leicht – ok, sie waren sehr beleidigt. James starrte Lily an und schien nach Worten zu suchen, während Sirius mal wieder breit grinste.
„Prinzessin! Sicher dass du in diesem Kleid neben Powell stehen willst? Da sieht er ja noch schlechter aus." Ich zog drohend einen Schuh aus.
„Sollen wir gucken, wie gut ich werfen kann?" Sirius schüttelte den Kopf.
„Ich meine ja nur. Wenn du eine Begleitung haben willst, die auch zu deiner Schönheit passt. Ich bin noch frei."
„Bist du etwa eifersüchtig?" Ich ließ mich auf den Platz neben dem Schwarzhaarigen fallen.
„Wie könnte ein Junge das nicht sein? Ich meine, jeder will mit einer kleinen Königlichen Hoheit ausgehen." Er gab mir einen Kuss auf die Wange.
„Die Königliche Hoheit geht nicht mit einem Stallburschen aus."
„Warum gehst du dann mit dem Hufflepuff aus und nicht mit so einen charmanten Kerl wie mir?"
„Auch ein charmanter Stallbursche ist und bleibt ein Stallbursche, Sirius, während Brandon ein wirklich netter Ritter ist."
„Das hat wehgetan."
„Wollt ihr euch noch weiter kabbeln oder kommt ihr?", unterbrach James den Streit.
Sirius sprang sofort auf und noch bevor ich etwas tun konnte, zog er mich schon auf die Beine.
„Ich soll ein einfacher Stallbursche sein?"
„Nein, du bist mein liebster Stallbursche."
„Da bin ich aber froh." Er gab mir einen Kuss auf die Wange.
„Ich werde mich trotzdem zu deinem Leibwächter hocharbeiten."
„Dann strenge dich mal an."
„Das werde ich auf jeden Fall." Wir bogen um eine Ecke. An einer Wand lehnte Brandon. Seine Haare hatte er ordentlich zurückgekämmt und er trug ein Hemd sowie ein Jackett und eine Anzugshose. Als er uns sah, lächelte er. Ich merkte, wie sich die Aufregung in mir breitmachte. Ich löste mich von Sirius, bei dem ich mich untergehakt hatte.
„Hey." Ich stand etwas unsicher vor Brandon. Er lächelte mich breit an.
„Hallo Carolin."
„Das heißt hallo meine königliche – Aua!" Ich drehte mich um. Marlene hatte Sirius auf den Fuß getreten.
„Es müssen nicht alle versuchen, möglichst blöde Spitznamen zu geben."
„Du beschwerst dich als Einzige, Doll!" Ich pfiff auf meinen Fingern.
„Aus! Alle beide. Marlene zu Lily, Sirius zu James!" Ich wandte mich an Brandon.
„Wollen wir los?"
„Aber gerne doch." Er griff nach meiner Hand, dann zog er mich Richtung Slughorns Büro.

Wir waren die Letzten, die noch ankamen. Ein runder Tisch stand in der Mitte von Slughorns Büro. Der Lehrer saß mit dem Kopf zur Tür, sodass er jeden Neuankömmling sofort sah. Ich sah mich neugierig in der Runde um. Ich erkannte Sirius jüngeren Bruder, Regulus oder so ähnlich. Er saß bei Avery und Mulciber. Die beiden Ravenclaws kannte ich höchstens vom Sehen her und auch die Namen waren mir unbekannt.
„Schön, dass Sie sich zu uns gesellen!", rief Slughorn fröhlich.
„Vielen Dank für die Einladung", erwiderte Brandon freundlich. Er führte mich zu zwei freien Plätzen. Er rückte mir netterweise den Stuhl zurecht, dann setze er sich auf meine rechte Seite. Sirius ergatterte nach einem kurzen Blickduell mit Marlene den Platz auf meiner linken Seite. Wenigstens hatten sie sich nicht angeschrien. Lily erwischte einen Platz zwischen einem Ravenclaw und James, doch sie schien damit recht zufrieden. Marlene musste sich wohl oder übel zwischen Sirius Bruder und James setzen.
„Als Erstes möchte ich Ihnen allen die neue junge Dame in unserer Runde vorstellen. Carolin Sanders ist neu hier an der Schule, was Sie sicherlich alle mitbekommen haben. Miss Sanders, ihre Klassenkammeraden kennen sie ja bestimmt schon alle und da sie sich so gut mit Sirius verstehen, ist Regulus ihnen sicherlich auch schon bekannt, dann hätten wir noch Liam Chadwick, er ist dieses Jahr Schulsprecher geworden", er zeigte auf den Ravenclawjungen am Tisch, „und natürlich die bezaubernde Millie Potts, sie wird später bestimmt einmal ein ganz hohes Tier im Ministerium." Er zwinkerte dem Ravenclawmädchen in der Runde zu. „So, nun genug der Vorstellung." Er klatschte in die Hände und Suppe erschien vor allen.
„Regulus, wie geht es Ihren Eltern?"
„Ihnen geht es sehr gut, Professor. Ich soll sie von ihnen grüßen."
„Ihr Vater hat im Ministerium sicherlich viel zu tun. Die Werwölfe werden schließlich immer gefährlicher."
„Es ist viel Arbeit, aber es ist nun mal von Nöten, diesen Bestien ihren Platz zu zeigen." Meine Hand verkrampfte sich um meinen Löffel. Ich wusste ja, dass die Blacks schwarzmagisch waren, aber so etwas zu sagen – Ich sah vorsichtig zu Sirius, der friedlich seine Suppe aß und so tat, als würde ihn das alles nichts angehen. Wie konnte er nur? Brandon griff nach meiner Hand.
„So sind die Blacks nun mal. Ignoriere es einfach", flüsterte mir der Junge zu. Er lächelte mir aufmunternd zu.
„Danke." Ich sah zu den anderen. Lily unterhielt sich leise mit Liam, während James immer wieder versuchte, sich einzubringen. Marlene sah zu mir herüber. Ihr Mund bewegte sich leicht, doch ich hörte nichts und da auch kein anderer ihr zuhörte, vermutete ich, dass sie mit mir sprach. Da mich das Gespräch über die Werwolfjagd nicht interessierte, verbesserte ich mein Gehör und stellte es so ein, dass ich Marlene perfekt hören konnte. Diese Übung bekam ich mittlerweile sehr gut hin.
„Und mein Vater ist ganz, ganz toll! Wissen sie, er hat ein Ego, das größer ist als das meine und meines Bruders zusammengenommen. Dass er alles und jeden hasst außer die perfekten Reinblüter, mag ich auch sehr gerne an ihm. Wenn ich größer bin, will ich auch so werden. Ich schließe mich dem dunklen Lord an und verrotte dann in Askaban", äffte Marlene leise Regulus nach. Ich musste lächeln.
„Danke Marlene", flüsterte ich genauso lautlos. Meine Freundin grinste breit. Sie verfiel in einen anderen Ton:
„Bei Merlin, Regulus! Jetzt halt doch mal deine Fresse! Ich habe immer noch das viel größere Ego als alle anderen Menschen auf der Welt zusammen! Deshalb liegen mir auch alle Mädchen zu Füßen! Ich bin auch zu cool, um irgendetwas zu sagen! Dass ich keinen Hunger mehr habe, ist viel wichtiger, als irgendwelcher Schwachsinn, den mein Bruder daherredet, vor allem weil es mir jetzt gerade keine Vorteile bringt."
„Jetzt übertreibst du."
„Das nennt sich Kunst, Prinzessin", kicherte Marlene leise.
„Schon klar, Doll." Wir grinsten uns beide an. Danach konzentrierte ich mich wieder auf meine Suppe. Das Gespräch zwischen Regulus und Slughorn kam wieder in den Vordergrund, auch wenn es mich jetzt nicht mehr so sehr störte. Dafür kommentierte Mini-Marlene auf meiner Schulter nun alles. Ich aß friedlich weiter und unterhielt mich leise mit Brandon, der glücklich darüber zu sein schien, dass ich wieder ihn beachtete, als mich auf die Blondine zu konzentrieren. Sirius starrte weiterhin seinen Teller an, während sich die Slytherins mit Slughorn über die Jagd von Werwölfen und den richtigen Umgang mit ihnen unterhielten.

Wir waren gerade beim Nachtisch angekommen, als sich der Professor an mich wandte.
„Carolin, Professor McGonagall hat im Lehrerzimmer von ihrem Duell mit Miss McKinnon erzählt. Sehr beeindruckend, dass sie sich gegen die beste Duellantin in Hogwarts behaupten konnten."
„Danke sehr", meinte ich verunsichert. Was sollte man auch sonst dazu sagen?
„Auf welcher Schule waren Sie vor Hogwarts?" Ich wurde leicht rot.
„Na ja, ich war auf keiner. Ich wurde vorher zuhause unterrichtet."
„Sie müssen hervorragende Lehrer gehabt haben. Ihre Familie muss viel Geld haben, wenn Sie sich so hervorragende Lehrer bezahlen konnten."
„Eigentlich wurde ich unter anderem von meinen Eltern unterrichtet. Alle meine Verwandten taten das. Jedenfalls alle älteren." Etwas unsicher sah ich zu Marlene, die mir den Daumen hoch zeigte.
„Das ist höchst interessant. Was arbeiten ihre Eltern denn?" Ich wollte gerade antworten, als der Kuchen in der Mitte des Tisches explodierte. Ich konnte mich noch gerade so unter dem Tisch in Sicherheit bringen. Übung macht halt den Meister. Sirius war genauso schnell gewesen, genauso wie die anderen Gryffindors. Brandon war eine Spur zu langsam, sodass er jetzt Kuchen im Haar hatte. Slughorn saß lachend und mit Kuchen vollgekleckert auf seinem Platz. Ich war auch nicht davon ausgegangen, dass sich der dicke Mann schnell genug bewegen könnte, um sich in Sicherheit zu bringen.
„Eine wirklich amüsante Vorstellung, James und Sirius." Immer noch amüsiert schnippte Slughorn mit dem Zauberstab. Der Kuchen verschwand wieder.
„Einen explodierenden Kuchen hatten wir noch nie bei einem Treffen. Wie haben sie dies angestellt?"
„Das war gar nicht so schwer. Wir sind in die Küche gegangen, wo die Hauselfen wie immer das Essen vorbereitet haben, und dort haben wir dann einen Zauber auf den Kuchen belegt, sodass er beim Essen explodiert."
„Wirklich amüsant!" Slughorn gluckste leise. Ich sah vorsichtig zu Lily, die wohl am liebsten James und Sirius erwürgen würde.
Alles in Ordnung?", fragte mich Brandon. Er half mir zurück auf meinen Platz. Slughorn hatte mich jetzt wieder total vergessen. Lieber redete Slughorn mit James und Sirius über diesen wirklich wunderbar ausgeführten Zauber.

Als wir endlich raus waren, hatte ich das Gefühl, endlich wieder frei Atmen zu können, auch wenn ich vorher nicht das Gefühl hatte, ich könnte es schlechter. Doch jetzt im Nachhinein viel es mir auf.
„Was bin ich froh, wenn ich aus diesen Schuhen raus bin", seufzte Marlene. Noch im Gehen zog sie ihre Pumps aus und lief Barfuß weiter.
„Jetzt stinkt es hier", ärgerte Sirius meine Freundin, weshalb diese versuchte, ihn mit den Schuhen zu schlagen. Er wich aus und sah zu, dass er wegkam, während Marlene die Verfolgung aufnahm.
„Wir sehen uns oben", hörte man sie noch rufen.
„Kindsköpfe", murmelte Lily. Wir kamen an der Weggabelung an, wo wir uns von meinem Date verabschieden mussten.
„Komm Potter, wir gehen schon mal vor." Lily zog den Jungen mit sich, der nicht ganz zu verstehen schien, was gerade abging. Brandon sah ihnen nach, bis sie nicht mehr zu sehen waren, dann wandte er sich an mich.
„Das war doch gar nicht so schlimm – also das Treffen", murmelte er.
„Es war einfach nur fürchterlich." Er lächelte verlegen.
„So wollte ich das nicht sagen, obwohl es schon Schlimmere gab."
„Ach ja?"
„Als Regulus das erste Mal dabei war, hätten er und Sirius sich fast geprügelt."
„Ich wusste gar nicht, dass sie sich so schlecht verstehen." Ich wusste insgesamt nicht viel über Sirius Familie. Er redete nie viel über sie und wenn er mal etwas sagte, dann meistens etwas wie, Regulus hat einen Dachschaden oder James ist mein Bruder.
„Er fand es wahrscheinlich nicht so wichtig oder wollte dich nicht damit belasten." „Da hast du sicherlich Recht." Brandon lächelte mich breit an.
„Wir sehen uns?"
„Das hoffe ich doch."
„Gut, ich nämlich auch." „Dann sind wir uns da ja einig." Ohne es zu merken, waren wir ein Stück aufeinander zugekommen, sodass wir uns fast auf die Füße traten. Etwas unsicher sah mich der Braunhaarige an, bevor er seinen Mut zusammen nahm, sich nach vorne beugte und mich küsste.
Ich spürte, wie die Schmetterlinge in meinen Bauch sich Mühe gaben auszubrechen. Vorsichtig erwiderte ich den Kuss. Erst als wir uns voneinander lösten, wurde mir eins klar. Das war mein erster richtiger Kuss gewesen.
„Wir sehen uns morgen", flüsterte Brandon. Ich nickte leicht.
„Schlaf gut."
„Du auch." Breit grinsend drehte er sich um und ging. Wie konnte er nur so ruhig bleiben, während ich fast durchdrehte? Sobald ich mir sicher war, dass mich der Hufflepuff nicht mehr hören und sehen konnte, drehte ich mich um und rannte hoch. Ich hatte nur noch ein Ziel: Marlene.

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