Kapitel 32

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Die Bahamas waren wirklich wunderschön. Die Sonne schien und verbreitete eine angenehme Wärme. Das Erste was ich machte, als wir ankamen, war meine Krawatte vom Hals zu lösen. Ansonsten wäre ich zerflossen. Marlene hatte mit einem kurzen Fingerschnipsen, eine Sonnenbrille auf ihrer Nase erscheinen lassen.
„Also die Sonne ist schon mal toll", versuchte Marlene positiv an das Ganze ran zu gehen.
„Und hier sind viele Tiere."
„Die Vögel zwitschern eine schöne Melodie."
„Ihr hasst es hier oder?", fragte Samuel.
„Ich würde nicht sagen, dass ich es hasse", meinte Marlene.
„Es ist nur nicht Hogwarts."
„Ihr werdet euch daran gewöhnen." Mum lächelte mir aufmunternd zu.
„Das Haus ist wirklich schön. Hinter ihm ist direkt das Meer und es ist groß genug für uns alle."
„Habt ihr ein Schloss gekauft?"
„Eine Villa."
„Eine sehr große", fügte mein Großcousin noch hinzu.

Wir folgten einen mit Bäumen und Blumen gesäumten Kiesweg. Zwischen den Bäumen konnte man schon ein großes weißes Gebäude sehen. Wenigstens sah es ziemlich einladend aus, so wie es zwischen den Bäumen hervorlugte.
„Ihr müsst natürlich auch hier zur Schule, also wieder in ein anderes Internat, allerdings gibt es bei dem hier die Möglichkeit übers Wochenende nach Hause zu apparieren oder zu flohen. Ihr könnt uns also immer besuchen kommen."
„Wir kommen aber nicht jedes Wochenende!", rief Marlene entsetzt.
„Sie werden so schnell erwachsen."
„Oh ja, das werden sie." Wir bogen um eine weitere Ecke, sodass wir nun vor dem Haus standen. Es war wirklich riesig, wirkte aber auch gemütlich. Vor den Fenstern hingen Blumenkästen mit bunten Blumen drin. Efeuranken wuchsen die Wände herauf. Zumindest machte es keinen schlechten Eindruck. Ok, ich mochte das Haus.
„Wie viele Schlafzimmer hat es?"
„Neunzehn."
„Dann gibt es ja ein Dreierzimmer."
„Ja, das gibt es."
„Zufällig eins mit drei Erwachsenen?" Ich klimperte lieb mit den Wimpern.
„Die Zimmer teilen wir mit allen auf." Ich harkte mich bei Marlene und Samuel unter.
„Wir sind für einander geschaffen. Außerdem wäre es doch unfair, wenn wir weg wären und dann drei Leute ein eigenes Zimmer haben."
„Carolin, drinnen!" Ich grinste sie mit einem Engelsgrinsen an, weshalb meine Mutter die Augen vertrete. Samuel lachte leise.

Die Eingangshalle war genauso gemütlich eingerichtet, wie das Haus von außen aussah. Vielleicht wurde es hier ja doch nicht so schlecht. Schließlich habe ich mich auf Hogwarts auch eingelebt. Warum sollte ich es hier nicht auch wieder schaffen? Und es war ja auch nicht für immer. Die besten Auroren der Welt jagten Lord Voldemort. Wir würden nicht immer hierbleiben müssen. Irgendwann würden wir zurückkönnen. Wie lange konnte das schon noch dauern? Wahrscheinlich war ich zum nächsten Schuljahr zurück oder spätestens, wenn ich meinen Schulabschluss hatte. Schon alleine, weil nicht einmal die Todesser so verblödet sein können, dass sie dem dunklen Lord für immer hinter her rennen werden. Die müssen doch irgendwann einmal merken, dass er eigentlich nur total durchgeknallt ist.
Wir wurden nach rechts in einen Salon geführt. Drinnen war Chaos. Die 4P rannten um die Möbel. Schon jetzt lagen auf dem Boden Barbiepuppen herum, die in einem Legoschloss vor einem Bücherregal lebten. Elaina hatte sich ganz offensichtlich in Marlenes Vater verliebt. Sie saß auf dem Schoß des blonden Mannes und quasselte ihn mit einem breiten Grinsen voll. Marlenes Augen fingen an zu leuchten. Als wir an der Tür bemerkt wurden, änderte sich die Stimmung.
„Carolin!" Jean und Kira warfen sich in meine Arme.
„Hey ihr beiden." Ich kuschelte mich an die beiden Mädchen.
„Geht es euch gut?"
„Ja, wir waren zu Hause."
„Das ist gut." Ich ließ sie wieder los. Schnell begrüßte ich auch noch die anderen, bevor ich mich mit Marlene und Samuel auf einem Sofa ausbreitete.

Wir saßen noch fast eine halbe Stunde zusammen und diskutierten alles Mögliche. Das größte Thema war die Zimmeraufteilung. Die Frage, wer bekam das Dreier-Zimmer und wer bekommt welches Schlafzimmer, war gerade unter uns Kindern ein großes Thema. Die Erwachsenen hatten sich einfach ein Zimmer ausgesucht und wir durften um den Rest feilschen. Das größte Problem war wohl, dass wir eigentlich wesentlich mehr Dreier Zimmer brauchten. Die 4P wollten am liebsten weiterhin zu viert zusammen wohnen, beschlossen dann aber, dass zwei Zimmer genau nebeneinander doch besser waren. Ich wollte die Gelegenheit nutzen, um mit Marlene und Samuel zusammen zu wohnen, was bei den Erwachsenen auf große Zustimmung stieß. Dann nahmen noch Kira und Lorraine zusammen ein Zimmer, genauso wie Jean, Elizabeth und Elaina und Robert, Nicholas und Joseph. Die beiden Zimmer, die über blieben, würden in ein Spieleparadies für die Quälgeister und die Tiere umgewandelt werden.
Die viel schlimmere Diskussion war die, über die Zimmerverteilung. Die Zimmer waren ja alle unterschiedlich. Ein paar oder besser gesagt die meisten lagen im ersten Stock, andere im Erdgeschoss. Die im ersten Stock hatten alle ein Balkon, die im Erdgeschoss eine Tür zum Garten. Die Balkone und Zimmer waren natürlich unterschiedlich groß, sowie die angrenzenden Badezimmer. Jean und Elizabeth wussten geschickt zu umgehen, dass Elaina sich an den Verhandlungen beteiligte, obwohl ich zugeben musste, dass sie sich bei den Zimmern nicht durch Häschen oder Ähnliches ablenken ließ. Sie wusste genau, welches Zimmer sie haben wollte. Zwar aus anderen Gründen als ihre zwei Mitbewohnerinnen, aber sie wollten das gleiche Zimmer. Jean und Elizabeth, weil es den besten Blick auf das Meer hatte, Elaina, weil es eine Fensterfront hatte, durch welche sie ohne Hilfe rausgucken konnte. Robert Nicholas und Joseph wollten dieses Zimmer ebenfalls, da sie wohl die Form des Zimmers am liebsten mochten. Marlene und ich bestanden auf ein Zimmer mit eigenem Bad. Da dies alle Zimmer besaßen, war es uns also eigentlich egal. Hauptsache wir hatten genug Platz, sodass wir zu dritt darin wohnen konnten.
Es wunderte mich, wie gelassen die McKinnons das ganze Chaos nahmen. Sie hatten vorher zu dritt in einer riesigen Villa gewohnt und jetzt mit meiner chaotischen, durchgeknallten Familie musste eine echte Umstellung für sie sein. Doch sie schienen das ganze Chaos, was um sie herrschte, eher angenehm zu finden. Gerade Marlene schien in ihm aufzugehen. Glücklich half sie Elaina dabei ihre Fensterfront zu ergattern, weshalb die Mädchen uns ein anderes Zimmer empfahlen, was wir uns auch reservieren konnten.
Neugierig auf das neue Zimmer machten wir uns auf den Weg zu diesem. Es lag im ersten Stock, sodass wir die Treppe, die in der Eingangshalle war, hoch mussten. Oben ging der Flur dann in zwei Richtungen ab. Wir mussten nach links abbiegen und dann bis zum Ende des Ganges.
„Bereit?" Samuel grinste uns an. Er hatte schon eine Hand auf der Türklinke.
„Jetzt mache diese Tür endlich auf!", rief Marlene.
„Ganz sicher?"
„Samuel, wenn du diese Tür nicht öffnest, kannst du dir neue Mitbewohner und ein neues Zimmer suchen." Er öffnete breit grinsend die Tür.
„My Ladies. Unser neues Reich." Höfflich wie er war, hielt er uns die Tür auf. Marlene ging leise kichernd an ihm vorbei, ich folgte ihr.

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