Kapitel 27

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Das auf dem Bild ist Nala.

„Carolin!" Ich konnte kaum aus dem Auto aussteigen, da vielen mir schon meine Großcousinen und meine Cousine um den Hals.

„Hallo!" Ich zog meine Verwandten in eine Umarmung.
„Elaina will auch!", ertönte es von weiter hinten. Ich spähte über die anderen Mädchen hinweg. Elaina sah uns traurig an. Ich löste mich von den Mädchen und bahnte mir meinen Weg zu dem kleinen Kind.
„Natürlich wirst du auch umarmt, Elaina." Ich hob sie hoch und zog sie ganz fest an mich. Wieso merkte man erst, wie sehr man seine Familie vermisst hatte, wenn man wieder bei ihnen war? In Hogwarts vermisste ich sie kaum, aber sobald ich hier war, fragte ich mich, wie ich es geschafft hatte solange ohne sie auszukommen. Sie waren nun einmal mein ein und alles.

Ich wurde von Jean ins Zelt gezogen. Sie hüpfte glücklich auf und ab und hörte gar nicht mehr auf mir von ihren letzten Wochen zu erzählen.
„Und dann hat es laut geknallt. Dicker Rauch ist aus dem Wohnwagen aufgestiegen. Wir dachten, sie hätten ihn abgefackelt."
„Und was war es wirklich?"
„Sie haben Rauchbomben in die Finger bekommen und eine ist bei ihnen explodiert."
„Das hat sie bestimmt geärgert."
„Nein, sie mussten danach unter den Sternen schlafen, weil der Wohnwagen einen Tag gelüftet werden musste. Das haben sie geliebt. Den Rauchbomben haben sie zum Glück abgeschworen."
„Dann haben wir ja Glück gehabt."
„Oh ja, das haben wir." Wir betraten das Zelt. Drinnen war das übliche Durcheinander, welches einfach zu meiner Familie gehörte. Wenn einmal alles ordentlich wäre, wüsste ich sofort, dass irgendetwas falsch war und dass ich schleunigst von hier wegkommen sollte, da entweder eine Krankheit umging oder ein Mörder – oder die 4P hatten einen echt üblen Streich geplant. Auf jeden Fall war es ein Grund, um zu fliehen. Egal wohin.
„Den Empfang haben sie schon mal vermasselt. Eigentlich sollten sie singen, sobald wir reinkommen", meckerte Jean.
„Wir können ja einfach nochmal reinkommen."
„Mach das. Wir sollten ihn aber zwei Minuten geben. Ansonsten schaffen sie es nicht, sich alle ordentlich aufzustellen." Ich musste lachen. Das konnte ich mir gut vorstellen.

Als wir zwei Minuten später ein weiteres Mal das Zelt betraten, hatte sich die Unordnung etwas gelegt. Also so weit dass meine Familie es schaffte ein Geburtstagslied anzustimmen. Elaina auf meinen Arm schaffte es nur, ungefähr zwei Drittel der Noten zu treffen, die 4P, mein Vater und Samuel machten aus dem Lied ein Trauerlied, doch genau das mochte ich so gerne an ihnen.
Nachdem sie fertig gesungen hatten, wurde ich zu dem Tisch befördert, auf dem ein paar Geschenke lagen und ein wahres Festmahl wartete. Leider nicht das übliche Geburtstagsessen, aber das war auch er als Frühstück geeignet und nicht wirklich als Abendessen.
„Jetzt gibt es endlich Geschenke für dich, Kleines." Samuel stützte sich auf meinen Schultern ab.
„Ich habe schon welche bekommen."
„Aber nicht so tolle wie unsere Geschenke für dich."
„Ich habe genug Zuckerfederhalter um Dorcas für das nächste halbe Jahr zu bestechen, damit sie keine Gerüchte in den Umlauf bringt."
„Ich bringe diesen Black um. Jetzt versucht er, bessere Geschenke zu machen als wir. Ich glaube, ich werde ihn mir noch einmal vorknöpfen."
„Lass ihn in Ruhe, Großer. Er hat mir ein Buch übers Fliegen geschenkt, damit ich anfange, Quidditch zu lieben."
„Ich lasse dich nicht diesen gefährlichen Sport machen."
„Will ich auch gar nicht. Ich finde es schon schlimm, dass James und Sirius Quidditch spielen. Ich würde sterben, wenn ich auf dem Besen fliegen müsste, da werde ich mich nicht dabei auch noch von Metallkugeln erschlagen lassen. Ich bin nicht Lebensmüde."
„Ich sehe es als positiv an, dass dein Aufpasser lebensmüde ist. Dann wird er sich wahrscheinlicher vor dich werfen, auch wenn ein Todesfluch auf dich zukommt."
„Denk nur nicht immer an das schlimmste Szenario."
„Packe einfach die tollsten Geschenke aller Zeiten aus." Grinsend griff ich nach dem ersten Päckchen. Ein Karton kam unter dem bunten Papier zum Vorschein. Neugierig öffnete ich ihn. Eine Baldrianpflanze kam zum Vorschein.
„Habt ihr euch jetzt doch entschlossen, den 4P Schlaftrank zu verabreichen?"
„Nein, aber du magst Blümchen, also haben wir dir eins besorgt und wenn du damit Schlaftrank herstellen willst. Nur her damit."
„Samuel!", hörte man warnend Tante Megan rufen.
„Jetzt bist du geliefert!" Die vier Kinder bauten sich wütend hinter dem Jungen auf.
„Zerbeult ihn nicht zu sehr. Ansonsten heult er herum und will sich bedienen lassen. Wisst ihr noch, als er sich das Bein gebrochen hat?"
„Ich musste zwei Wochen mit einer dicken Schiene und Krücken rumlaufen!"
„Und du wolltest nicht mehr selber in die Küche gehen. Wir mussten dir andauernd Sachen holen."
„Versucht doch mal, über eine Eisschicht mit Krücken zu kommen."
„Wir waren nicht so dumm und haben uns das Bein gebrochen", erklärte Prim bestimmt. Samuel sah uns mit einem Todesblick an.
„Wir lieben dich auch, Großer." Ich lehnte mich gegen meinen Großcousin und schlang meine Arme um ihn.
„Warum kann ich euch nur nie lange böse sein." Er gab mir ein Kuss auf die Stirn.
„Weil wir absolut unwiderstehlich sind?"
„Du hörst dich wie Sirius an."
„Die anderen Teenager färben auf mich ab. Ihr hättet mich halt nicht wegschicken sollen."
„Das hören wir jetzt bis an unser Lebensende, oder?"
„Immer wenn es passt." Ich griff nach dem nächsten Päckchen.

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