Siebenundzwanzig

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Kim war kaum um die Ecke gegangen da kamen mir Tränen in die Augen geschossen und ich trat den Mülleimer neben mir. Fluchend raufte ich mir die Haare.

Warum stellte sie mich vor die Wahl; Sie oder die Jungs. Warum musste es eine 'oder' Frage sein? Könnte ich nicht einfach beides haben?

Wenn ich nicht beides haben könnte, dann will ich nichts, für jetzt jedenfalls. Die Zeit könnte ich für sinnvolleres nutzen, wie lernen oder ich könnte mehr Zeit mit Elida oder meinem Dad verbringen. Die Zeit würde zeigen wem ich wichtiger war und wer mir wichtiger war.

Den Rest des Tages verbrachte ich allein und versuchte einen klaren Gedanken zufassen indem ich mich auf mich konzentrierte, den Unterricht und nicht auf die anderen Schüler. Auf dem Weg nach Hause schrieb ich Elida und verabredete mich mit ihr für Morgennachmittag. Sie hatte mich wohl gesehen, als ich weinend auf die Toilette gegangen war in der ersten Pause, wollte aber nicht stören.

"Bin Zuhause, Dad!", rief ich und warf meine Schlüssel in die kleine Schale neben der Tür. Ich hörte Husten und wie der Fernseher leiser wurde.

"Hallo Spätzchen", grüßte Dad mich und kam durch die Tür, "Willst du was essen? Ich kann was kochen, wenn du willst". Er schlug in die Hände und war schon auf halben Weg in die Küche als ich antwortete.

"Das ist lieb, aber ich hab gerade echt keinen Hunger", seufzte ich und zog meine Schuhe aus. "Kim und ich haben uns gestritten".

"Oh", war alles was mein Dad über die Lippen brachte und guckte mich entschuldigend an. 

Ich zuckte mit den Schultern, ging zu ihm, gab ihm einen Kuss auf die Wange, "Ist ja auch egal. Ich koch heute Abend für uns und mach auch den Abwasch", schlug ich vor und verschwand mit meiner Tasche in meinem Zimmer bevor er noch etwas sagen konnte.

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Gerade als ich fertig mit meinen Hausaufgaben war und mit einer Extra-Aufgabe anfangen wollte vibrierte mein Handy. Verwirrt fischte ich es vom anderen Ende des Tisches und starrte auf den Namen des Anrufers, bevor ich abnahm.

"Claire! Gott sei Dank, ich dachte schon alle lassen mich heute hängen", Alex, völlig außer Atem, war auf der anderen Seite und man hörte knallen im Hintergrund.

"Sag mir nicht ihr baut wieder scheiße, dann leg ich wieder auf", meinte ich sofort und erntete eine Pause, in der man schreie und noch mehr knallen im Hintergrund hörte.

"Was? Wir und scheiße bauen? Kennst du uns nicht?", fragte Alex nervös lachend.

"Alex", zischte ich, da ich wirklich keinen Nerv hatte in diesem Moment. Alle meine Energie war für die Hausaufgaben draufgegangen.

"Okay, okay, mach dir nicht ins Höschen", grinste Alex, "Sam spielt nur ein Videospiel".  Ich hörte rascheln und ein husten. Als ich nichts sagte oder zu reagieren schien sprach Alex wieder, "Also, was machst du so?". Ich seufzte und ließ mich in meinem Stuhl zurückfallen, mit meinem Bleistift in der Hand tippte ich auf der Holzplatte.

"Kommt darauf an, was du willst", meinte ich und warf einen Blick aus dem Fenster. Draußen spielten ein paar Kinder auf der Straße, ihr Lachen vermischte sich mit dem von Alex.

"Sweetheart, es geht nicht um mich", Alex lachte erneut, die Geräusche von Sams Spiel wurden leiser, also musste er wohl den Raum verlassen, "Wir dachten nur, dass du vielleicht mit Killy, Sam und mir abhängen willst". 

Ich stand auf und nahm meine Tasche, die ich nebenbei packte, "Alex, du weißt genau Killy hasst mich".

"Eigentlich war es seine Idee", im Hintergrund wurde laut geflucht, drei Stimmen. "Oh, scheint als wäre Aydan gerade auch aufgetaucht". Ich hielt inne und guckte noch einmal nach draußen und dann auf die Uhr. "Killy mag dich übrigens schon, er vertraut dir nur nicht so richtig". 

"Wow, das ist aufmunternd", kicherte ich und stellte meine Tasche ans Bett. "Hör zu, ich würde ja, aber ich hab meinem Dad versprochen heute Abend zu kochen. Vielleicht nächstes Mal", meinte ich, schaute in den Spiegel und wartete darauf das Alex sich verabschiedete. 

"Bis heute Abend sind es noch zwei Stunden, wenn wir sagen, dass du um sechs essen willst", das Grinsen war praktisch hörbar.

Tief einatmend schloss ich meine Augen, "Loverboy, wann soll ich dann bitte kochen? Außerdem kann ich schlecht zu euch, erstens, weil ich nicht weiß wo ihr seid und zweitens, weil ich sicher nicht so schnell zu euch und zurück komme. Nächstes Mal komm ich sicher, nur nicht heute".

"Na gut", ließ sich Alex geschlagen, ich hörte wie eine Tür auf und dann zu geknallt wurde und dann wie Alex mit jemandem leise Sprach, "Hey, bist du noch da?.

"Nein, ich bin weggegangen", lachte ich und ließ mich auf mein Bett fallen. 

"Hey, Claire", die Stimme von Aydan ließ mich wieder aufsetzten. 

"Hey", sagte ich, meine Stimme heiser. Alex schien den Raum verlassen zu haben, da Aydan kurz vorher auf etwas geschlagen hatte.

Eine kurze Pause entstand und ich war mir nicht sicher, ob noch jemand am anderen Ende war, bis Aydan dann doch wieder anfing. "Ich bin nicht gut in Entschuldigungen, aber es war nicht korrekt von mir dich letztens einfach so vor deiner Tür stehen gelassen zu haben", er hörte sich nicht an wie sonst, irgendwie nervös. 

Ich schmunzelte bei seinem Versuch einer Entschuldigung, "Das ist das letzte wofür du dich entschuldigen musst. Ich bin sicher, du hattest einen guten Grund".  Aydan schnaubte amüsiert am anderen Ende. Es entstand wieder eine Pause. "Aydan?", fragte ich vorsichtig.

"Hm?", kam es von ihm.

"Ist alles okay bei dir?", mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich konnte mir nicht erklären warum ich, geschweige warum er nervös klang. 

"Natürlich, Prinzessin", sein Grinsen konnte ich bildlich vor mir sehen, als ich meine Augen schloss, "Ich . . . es ist nur ein bisschen kompliziert gerade. Alles".

"Was meinst du?", meine Augen öffneten sich wieder und Besorgnis machte sich in mir breit.

Aydan seufzte, "Nichts, nichts, alles ist gut. Ich erzähl es dir ein anderes Mal". Eine weitere Tür ging auf und kurz darauf hörte ich wie Aydan einatmete und wieder aus.

"Aydan, ich weiß wir verstehen uns nicht immer, aber wenn du reden willst, bin ich auch da und höre zu", ich legte mich wieder auf meinen Rücken und starrte die Decke an, meine freie Hand auf meinem Bauch. 

"Danke", seine Stimme nicht mehr als ein wispern. "Ich gebe Alex sein Handy wieder, dann könnt ihr weiterreden", meinte er nach ein paar Sekunden und räusperte sich. Ich gab nur ein leises 'okay' von mir. 

"Claire, da bist du wieder, schön dich wiederzuhaben", Alex Enthusiasmus ist wirklich seine Stärkste Eigenschaft. Ich hoffe er verliert sie nie.

"Ja, du musst mich sicher vermisst haben", Alex lachte und ich schmunzelte, nicht wirklich in Stimmung nachdem wie Aydan sich angehört hatte. "Ich muss aber auch jetzt auflegen, das Essen kocht sich nicht von alleine". 

"Du musst auch mal für uns Kochen, Sweetheart", grinste er und ich lachte leicht auf.

"Natürlich, wenn ihr auf Nudeln steht", gab ich meinen Kommentar ab und wir verabschiedeten uns. 

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⏰ Last updated: Jan 30, 2021 ⏰

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Secrets | Aydan Oiama |slow updateWhere stories live. Discover now