Zwölf

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„Ja", rief Alex als er aus seiner kurzen starre erwachte. „Ja, das würden wir gerne", sagte er noch einmal ruhiger, Sam allerdings schüttelte seinen Kopf.

„Ich kann nicht, aber ihr beide macht euch einen schönen Abend", sagte er und ich schmollte.

„Schade, ich wollte dir eine Chance geben", meinte ich und Sam schmunzelte.

„Ich würde ja, aber mein kleiner Bruder ist später allein zuhause und ich würde lieber auf ihn aufpassen", sagte er, ich nickte verstehend.

„Ist schon okay", lächelte ich, „Dann muss ich mich wohl mit ihm allein rumschlagen".

Alex rümpfte empört seine Nase, sagte aber nichts und ich ignorierte seine Geste.

Zusammen aßen wir und redeten über Gott und die Welt.

Lange habe ich mich nicht mehr so verbunden gefühlt mit Menschen wie jetzt gerade. Kim habe ich mich auch eher früher näher gefühlt als jetzt, aber ich würde sie dennoch nicht im Stich lassen, wenn sie mir keinen Grund dafür gab, selbst wenn das Stimmte was Alex erzählte, müsste ich es wohl erst am eigenen Leib erfahren.

„Seid ihr bereit?", fragte Alex, nachdem wir fertig waren und einfach noch sitzen geblieben sind, klatschte in die Hände und funkelte mich verspielt an. „Oder sollte ich sagen, bist du bereit?".

Ich seufzte und nickte, Sam lachte und nahm das Päckchen, bevor wir alle aufstanden, die Gläser und Teller zur Theke brachten und das Diner verließen.

„Was ist eigentlich darin?", fragte ich, nachdem wir schon ein kleines Stück gelaufen sind und die Abendluft bereitete mir Gänsehaut.

Alex schien mein leichtes zittern zu bemerken, da er mich mit seinem Arm näher zu sich zog. Sam hielt das Paket einmal kurz hoch, schaute es an und grinste.

„Die Frau des Chefs vom Diner macht Schmuck und ich habe für meinen Bruder was gesucht, aber in keinem Laden gefunden, also habe ich sie gefragt", erzählte er und fügte hinzu, „Und Rose hat noch ein paar Sachen für die Party dazu gelegt".

„Will ich wissen, was das für Sachen sind?", fragte ich weiter und Sam schüttelte lachend seinen Kopf.

„Wahrscheinlich nicht, aber das ist eh nicht für uns, sondern für die Freunde von Shawn, wurde sozusagen von ihm beauftragt", meinte Sam schultern zuckend und ließ das Paket wieder sinken.

Ich nickte einfach und fragte nicht weiter nach.

Wir gingen einfach schweigend weiter, ich immer noch gegen Alex gelehnt und Sam mit seinen Händen in seinen Hosentaschen.

Als wir an Sams Auto angekommen waren hob Alex seinen Arm von mir und umarmte seinen Freund brüderlich.

„Ich hoffe wir sehen uns spätestens am Samstag", sagte Sam an mich gewandt und öffnete seine Arme.

Ich lächelte und umarmte ihn, „Morgen ist ja noch Schule und ich muss ihn ja wahrscheinlich irgendwo abliefern", murmelte ich gegen Sams Schulter, was er mit einem schmunzeln kommentierte.

Alex schüttelte bloß seinen Kopf, als ich Sam losließ und er in seinen Wagen stieg und davonfuhr.

„Und wir süßen, suchen jetzt nach einem Film", meinte ich und führte Alex zu meinem Haus.

„Du denkst ich bin süß?", fragte Alex und fasste sich ans Herz, „Das hat mir bisher noch nie jemand gesagt". Ich lachte und fischte meinen Schlüssel aus meiner Tasche.

„Dir haben ja alle sicherlich immer nur gesagt, wie heiß du bist, richtig?", meinte ich und ließ Alex eintreten. „Geh einfach gerade aus durch, da ist das Wohnzimmer".

Er tat wie ich ihm sagte, während ich meine Tasche in mein Zimmer brachte und ging zu Alex zurück, der seine Schuhe in den Flur gestellt hatte.

„In dem Regal da sind die DVDs, du kannst dir einen aussuchen", meinte ich und Alex sah mich fragend an. „Hm?".

„Ist dir egal welcher Film?", fragte er etwas unsicher und stellte sich ans Regal, ging die Titel durch.

„Ja, die meisten sind eh meine eigenen, also nicht meine eigenen, aber ich habe sie gekauft", Gott, ich kann mich manchmal echt nicht ausdrücken. Alex lachte leise und zog einen der Filme heraus und hielt ihn mir hin.

„MCU? Dein Geschmack gefällt mir", lachte ich und er setzte sich verwirrt auf die Couch.

„Wäre DC schlimm gewesen?", fragte er, während ich den Fernseher anschielt und schnell in die Küche huschte, um Snacks aus dem Schrank zu holen.

„Nein, aber ich mag das Marvel Universum einfach lieber", rief ich, kam mit einer Schale Chips und zwei Sprites wieder und fügte hinzu, „mein Dad hingegen ist eher ein DC Mensch, was ich respektiere, aber mir sind die Witze und die Filme irgendwie zu billig. Batman beziehungsweise der Joker ist ein guter Charakter, aber ich kann mit den ganzen anderen einfach keine Beziehung aufbauen".

Alex lachte und schüttelte den Kopf, „Ich versteh dich, aber ich finde das Marvel Universum auch langweilig".

Entrüstet ließ ich mich auf den Boden fallen und guckte ihn mit offenem Mund an.

„Aber die Charaktere sind so gut! Es macht viel mehr Spaß ihre Geschichte zuhören als die von DC-Charakteren. Sie sind viel durchdachter als die typische „Meine-Eltern-sind-gestorben-also-werde-ich-jetzt-super-reich-und-bin-ein-fake-Superheld-der-eigentlich-nichts-kann-weil-ich-bin-ein-Mensch"-Story, die auf die „Ich-bin-ein-Alien-aber-verkleide-mich-als-Mensch-und-nur-eine-Brille-ist-meine-Tarnung"-Story trifft und dann gibt es einen mega Streit zwischen den Beiden und ach, das ist doch nicht spannend".

Alex sah mich mit gehobener Augenbraue an und ich zog meine Lippen zu einem schmalen Spalt und nickte, eher zu mir als zu ihm, „Oder dich interessiert einfach beides nicht".

„Ich finde beides nicht schlecht, aber DC hat eher meinen Humor. Aber als ob du alle Charaktere vom MCU magst", meinte Alex lachend und lehnte sich zu mir auf den Boden.

„Na ja, manche mag ich jetzt nicht so gern wie die anderen, aber ohne sie wäre es halt nicht das Marvel-Cinematic-Universe. Stan Lee hat sich einfach selbst übertroffen mit dem Universum", meinte ich und hätte noch Stunden weiterreden können, hätte der Film nicht angefangen und Alex mich nicht zu ihm hoch auf die Couch gezogen hätte.

„Jetzt guck einfach den Film, ja?", meinte Alex und wir machten es uns auf Couch bequem.

Während des Filmes entwickelten wir Insider und redeten über belanglose Dinge, bis wir beide immer ruhiger wurden und Alex irgendwann gar nicht mehr sprach, was mich zu ihm rüber sehen ließ.

„Alex?", fragte ich und er hob verschlafen seinen Kopf von der Lehne. „Ich hol dir eine Decke, bleib ruhig liegen", meinte ich schmunzelnd, doch er setzte sich auf und fuhr sich über sein Gesicht.

„Ich sollte wahrscheinlich nach Hause gehen", murmelte er mir entgegen, doch ich stieß ihn wieder leicht auf die Couch zurück.

„Du bleibst hier, es ist schon spät und Busse fahren nicht mehr und komm ja nicht auf die Idee Sam anzurufen", meinte ich und war schon auf dem Weg in das Schlafzimmer meines Vaters, um Alex eine Decke und ein bequemeres Kissen zu holen.

Als ich wieder kam war Alex schon wieder fast eingeschlafen und nahm mir die Decke und Kissen dankend ab.

Schmunzelnd schaltete ich den Fernseher aus und wuschelte durch die blonden Haare von ihm, worauf hin er nuschelte, „Gute Nacht, Claire".

„Gute Nacht, Alex", sagte ich und verschwand in meinem Zimmer.

Mit fast zufallenden Augen packte ich meine Tasche, zog mich um und legte mich in mein Bett. Trotz meiner Müdigkeit konnte ich nicht sofort einschlafen, sondern dachte ich nach.

Ich dachte über heute nach und gestern.

Mein Leben ist verrückt geworden, oder bin ich es? Alex schläft in meinem Wohnzimmer und ich verstehe mich wirklich gut mit ihm und Sam? Obwohl ihr bester Freund mich loswerden will.

Secrets | Aydan Oiama |slow updateWhere stories live. Discover now