Zwanzig

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„Okay, das sollte reichen", meinte ein Mädchen mit schwarzen Haaren gegenüber von mir und lächelte in die Runde, bevor ein anderer eine Flasche in die Mitte legte. „Wenn der Flaschenkopf auf einen von euch zeigt seid ihr dran eine Wahrheit oder Pflicht zu bekommen, ihr dürft aussuchen, wenn ihr die Wahrheit nicht sagen wollt müsst ihr trinken, aber Pflichten sind Pflicht", erklärte die Schwarzhaarige und wir nickten alle.

„Was ist mit denen, die keinen Alkohol trinken?", fragte Sam und legte den Kopf schief, das Mädchen zuckte mit den Schultern.

„Trink Wasser oder so, aber mach das Spiel nicht langweilig", sagte ein anderes Mädchen und Sam nickte.

„Okay, habt ihr dann alles verstanden?", fragte die Schwarzhaarige und wieder nickten alle. Mit einem Grinsen griff sie in die Mitte und drehte die Flasche.

Der Kopf landete einem aus unserer Schule, dessen Namen ich jedoch nicht kannte und so begann das Spiel.

Wir lachten viel, nicht selten griff ich eher zum Wasser, aber ich kam auch nicht sehr oft dran. Die Pflichten waren nicht ohne, weshalb ich eigentlich nur Wahrheit wählte bis auf einmal und ich mich für zwei Runden auf den Schoß von einen der Jungen in der Runde setzten musste. Nichts Schlimmes, aber dennoch unangenehm für mich. Ich hatte es aber gemacht.

„Aydan!", rief eines der Mädchen als die Flasche erneut zum Stehen kam. Aydan, der ein paar Leute weiter saß, guckte von seinem Handy auf und sah auf die Flasche und seufzte.

„Pflicht", antwortete er trocken und fuhr sich durch die Haare.

Alex, der mittlerweile nicht mehr neben mir saß und auch schon etwas angetrunken war, rief, „Du musst den Rest der Party mit der Person, auf die die Flasche zeigt, in Sams Handschellen verbringen". Aydan sah seinen Freund nicht gerade begeistert an und manche waren etwas verirrt.

„Er hat Handschellen dabei?", fragte das Mädchen vom Anfang und Sam klimperte mit diesen. Das Mädchen nickte einfach.

„Na schön", Aydan räusperte sich, beugte sich vor und drehte die Flasche. Ich lehnte mich nach hinten auf meine Hände und schaute zu Sam der die Handschellen aufschloss. Das Geräusch der Glasflasche auf dem Steinboden wurde immer schleifender. Die Augen aller folgten ihr. Dann blieb sie still liegen. Die Blicke wanderten alle zu der Person – wanderten zu mir.

Nein. Ganz sicher nicht.

Bevor ich aber etwas sagen konnte klickte Sam eine Seite der Handschelle an meine Hand. Ich wand meinen Blick zu Aydan, der in den Himmel schaute und zu beten schien. Jedoch stand er ein paar Sekunden später auf und setzte sich an die Seite wo die Handschellen waren und Sam legte sie ihm an.

Fassungslos schaute ich auf unsere verbundenen Hände.

Ich hatte kein Problem mit Aydan. Nicht wirklich, aber wollte ich auch nicht den ganzen Abend auf der ersten Party, auf der ich seit Monaten war, so verbringen.

Aydan schien es auch so zu sehen und sagte, „Wir sind raus aus dem Spiel". Mit einem Ruck an meinem Handgelenk zeigte er mir aufzustehen, was ich widerwillig tat.

Ich wollte bei Alex und Sam bleiben, selbst wenn sie nicht mehr neben mir gesessen hatten.

„Dein Ernst?", fragte ich und folgte ihm durchs Wohnzimmer und in die Küche. Der abrupte Temperaturumschwung ließ mich etwas zittern, da ich die Kälte draußen nicht wirklich bemerkt hatte.

„Wolltest du etwa noch so weiterspielen?", er drehte sich kurz zu mir um und hob unsere Hände, „Sobald die alle betrunken genug gewesen wären, hätte einer von den Typen sicherlich mit dir ‚Seven-Minutes-in-Heaven' haben können und ich hätte mir das auch antun müssen, wäre die Flasche, bei deinem Glück, wieder bei dir gelandet".

Ich schüttelte meinen Kopf und folgte ihm wie angeleint, mit ausgestrecktem Arm, da er zu schnell für mich ging.

Am Kühlschrank blieb er dann endlich stehen und holte sich ein alkoholisches Getränk.

„Willst du auch eins?", fragte er und drehte seinen Kopf leicht in meine Richtung.

„Ich weiß nicht, ob du es mitbekommen hast, aber ich trinke nicht", meinte ich, ruhig und kontrolliert. Eine Szene zu machen wäre lächerlich.

Er nickte lediglich und schüttete sein Getränk in einen Becher und mischte noch etwas von der Theke hinzu.

Mit Alkohol kannte ich michwirklich gar nicht aus. Ehrlich gesagt, fand ich es auch nicht schlimm, ichbrauchte Alkohol nicht um loszulassen oder Spaß zu haben. Selbst wenn das hieß,dass mich meine Freunde des Öfteren komisch von der Seite anschauten oderFragen stellten wie, wie ich es nur aushalten könne.

Meinen freien Arm schlang ich um meinen Bauch und guckte Aydan dabei zu wie er trank. Er setzte den Becher ab und drehte seinen Kopf mit einer hochgezogenen Augenbraue, „Was ist?".

„Willst du den ganzen Abend nur hier stehen und trinken?", fragte ich, lehnte mich mit meiner Hüfte gegen die Theke und guckte durch die Tür zu den Tanzenden.

Aydan schnaufte neben mir, „Tanzen mit mir kannst du vergessen". Ich blickte zu ihm auf und dann wieder zurück. „Dafür bin ich noch zu nüchtern", redete er weiter, „Und schon gar nicht in Stimmung".

„Das wird dann ja eine sehr lustige Party", murmelte ich.

Aydan schüttete sich noch etwas ein und zog dann leicht an den Handschellen, um mir zu signalisieren zu folgen. Dieses Mal lief ich an seiner Seite, unsere Hände streiften sich und als er sich auf die Couch setzte, zog er mich so, dass meine Beine auf seinem Schoß lagen.

„Wie elegant", meinte ein Junge neben mir, ich drehte meinen Kopf zu ihm und erkannte Killy, der mich abwertend wie immer ansah.

Ich wollte zur Antwort ansetzten, allerdings kam mir Aydan zuvor, „Der elegante Teufel ist leider den Rest des Abends an mich gebunden", er hob unsere Hände hoch und Killy warf mir einen wütenden Blick zu.

„Denkst du ich wäre gerne an ihn gefesselt?", fragte ich und richtete mich etwas aufrechter.

„Wenn du es so schrecklich finden würdest, warum hast du noch deine Beine auf ihm?", zischte er zurück, ich nahm langsam meine Beine von Aydans Schoß, der Killy und mich mit einem Grinsen beobachtete.

„Bist du eifersüchtig? Dann sag es einfach und lass mich in Frieden", sagte ich mit einem Zuckersüßen Lächeln. „Aydan, ich will doch etwas trinken", meinte ich dann und stand auf, mit einem Seufzen stand auch Aydan auf und folgte mir in die Küche.

„Ich dachte du trinkst nicht?", grinste Aydan, der halb hinter mir am Kühlschrank stand.

Das einzige, was ich je getrunken hatte war Bier und selbst das fand ich scheußlich, doch jetzt würde damit klarkommen.

„Tue ich auch eigentlich nicht", sagte ich und öffnete eine der Flaschen. Kaum hatte ich mich umgedreht und die Flasche angesetzt, schnappte er sie sich aus meiner Hand und guckte auf mich herunter.

„Jetzt fang nicht an zu trinken, weil dich die dummen Kommentare von Killy nerven", meinte er und trank selbst aus der Flasche. 

Secrets | Aydan Oiama |slow updateحيث تعيش القصص. اكتشف الآن