Sechsundzwanzig

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Als Aydan aus meiner Sichtweite verschwand blickte ich noch ein paar wenige Momente die Strasse hinunter, bevor ich schweren Herzens nach drinnen ging.

Der Ausdruck in Aydan's Augen gefiel mir kein bisschen. Er war nicht wütend gewesen sondern Enttäuscht, es tat mir im Herzen weh ihn so zu sehen und das obwohl ich ihn noch vor wenigen Tagen gehasst hatte.

Ich war mir noch nicht einmal mehr bewusst was es war was ich für ihn fühlte - Hass war es aber definitiv nicht. 

"Hey, Dad!", rief ich und ließ die Tür ins Schloss fallen. Ich zog meine Schuhe aus und ging mit ihnen in der Hand auf mein Zimmer zu.

"Hallo, Spätzchen. Na wie war die Party?", fragte mein Dad, der aus der Wohnzimmertür kam und die Treppe zu mir hinauf guckte.

Ich überlegte kurz was ich ihm sagen sollte, "Sie war . . . anders als die auf denen ich sonst bin. Die Musik war aber gut, man konnte tanzen. Kim hat mir ein oder zwei Drinks gegeben, aber sonst hab ich keinen Alkohol getrunken".

Mein Vater schmunzelte, "Die Hauptsache ist ja das es Spaß gemacht hat, oder? Hat Kim dich eigentlich gebracht? Sonst kommt sie doch noch immer mit rein".

"Oh, nein, ich bin von ihr aus gelaufen", Lüge, "Sie hatte noch geschlafen". Arthur nickte und machte dann eine Kopfbewegung in Richtung Küche.

"Na dann, wenn du Hunger hast komm gleich runter, ich koche dein Lieblingsessen", sagte er mit einem stolzen Lächeln im Gesicht, sodass ich schnell nickte und in meinem Zimmer verschwand.

Aydans Lederjacke zog ich aus und hing sie über meinen Stuhl bevor ich mir etwas bequemeres anzog und meine Haare in einen Dutt hoch band. Ich hopste die Treppe hinunter setzte mich an den Tresen, während Dad kochte. Wir redeten über Gott und die Welt - Wie es in der Schule und auf der Arbeit lief, ich redete über Kim, versuchte aber das momentane Problem raus zu halten.

_ - - _

Das Wochenende war vorbei und die Schule fing wieder an. Es war nicht so, dass ich Schule hasste, im Gegenteil, ich mochte es sogar sehr in die Schule zu gehen und zu lernen, aber Kim machte mir das Ganze etwas schwieriger. Ich war zur Schule gelaufen, sonst hätte Kim mich abgeholt, sie hatte mir das gesamte Wochenende über nicht geschrieben oder geantwortet. Um ehrlich zu sein verstand ich ja auch warum sie mich ignorierte, aber es wäre trotzdem schön wenn sie mir nicht aus dem Weg gehen würde, wenn ich versuchte mit ihr zu reden.

Als sie auf dem Parkplatz der Schule angekommen war, hatte ich sie angesprochen, sie hatte mich angesehen und ist an mir vorbei zu Shawn gegangen, der kurz verwirrt über seine Schulter zu mir guckte, mich dann aber auch keines Blickes mehr würdigte.

In den ersten beiden Stunden konnte ich mich nicht konzentrieren und beschloss Kim in der Pause abzufangen und ihr keine Möglichkeit zu bieten dem Gespräch zu entkommen. Genau das war es auch was ich tat. Sobald die Klingel läutete war ich die Erste, die aus dem Raum geflohen war und rannte zu Kim's Klasse. Beim Laufen konnte ich Alex, Sam und Killy sehen, die mir erst einen komischen Blick zu warfen, sich dann aber auch ihren eigenen Freunden widmeten.

Die Klasse von Kim wurde noch nicht zur Pause entlassen, da sie eine strenge Lehrerin hatten, doch sobald Kim über die Türschwelle getreten war, schnappte ich mir ihren Arm und zog sie hinter mir her auf den Schulhof. Kim zerrte an ihrem Arm und meckerte, doch ich ließ nicht los.

"Sag mal, spinnst du? Was ziehst du mich einfach quer durch die Weltgeschichte?!", brüllte sie mich an, ich drehte mich um und ließ ihren Arm locker.

"Was ist dein Problem, dass du mich ignorierst? Du hast mir nicht einmal geschrieben", meinte ich ruhig. Kim lachte fassungslos auf und schüttelte ihren Kopf.

"Du willst wissen was mein Problem ist?", fragte sie und baute sich vor mir auf.

Ich nickte, obwohl ich eingeschüchtert war. Gewissheit und Sicherheit war das was ich einfach haben wollte, "Ja, genau das will ich, weil ich die Kim die ich meine beste Freundin nenne, nicht mehr gesehen habe seit Tagen!".

"Seit Tagen? Das könnte daran liegen das du seit Tagen nicht mehr etwas mit mir machst, sondern mit Alex und seinen Freunden! Weißt du, du bist erst seit ein paar Wochen wieder hier, aber seitdem du hier bist - okay, nein - seit letzter Woche bringst du nur noch Ärger. Ich hab dir gesagt du sollst dich von Aydan, Alex und den anderen fernhalten, aber was macht die süße kleine Claire? Natürlich hängt sie lieber mit den coolen 'Bad Boys' ab, anstatt mit ihrer besten Freundin, die sich Sorgen macht", frustriert fuhr Kim sich durch ihre Haare, "Aydan ist nicht der für den du ihn hältst".

Verwirrt klimperte ich meine Wimpern und sah sie fragend an, "Für wen halte ich Aydan denn? Bis jetzt hat mir keiner von ihnen etwas angetan, ausgeschlossen der Drohung vom ersten Abend".

"Oh, sugar, jeder sieht wie du ihn ansiehst", meinte sie abfällig, "Aber glaub mir, er spielt nur mit dir. So wie er es mit allen davor gemacht hat. Er hat mir meine Freundin ausgespannt und sie wollte danach nichts mehr von mir wissen, sagte es würde an der Familie liegen".

"Kim, ich glaub dir ja, aber Menschen können sich ändern", meinte ich und sie lachte wieder auf.

"Können sie das?", Kim schüttelte ihren Kopf, "Du bist naiv, Claire. Warum kannst du nicht einfach auf mich hören?"

"Weil du mich immer als naiv und kindisch darstellst, ich kann auch alleine Erfahrungen sammeln! Außerdem Aydan hat mich verteidigt als dieser Typ mich auf der Party nicht in Ruhe lassen wollte", ich versuchte meine Stimme ruhig zu halten.

"Du sagst das als ob er eine Wahl hatte. Ihr wart aneinander gefesselt!", Kim verdrehte ihre Augen, "Wärst du bei mir geblieben wäre nichts von alle dem passiert. Du bist mit ihm zur Party gekommen Herr Gott nochmal, wie hast du das hinbekommen?!".

"Alex hat ihn darum gebeten, er wollte erst nicht, aber -", ich seufzte und entschied mich ihr die Wahrheit zu sagen, "er und seine Schwester haben bei mir geschlafen und dann hat er gesagt er würde mich bringen".

Ihre Augenbrauen zuckten nach oben und sie lachte erneut auf, "Er hat also bei dir geschlafen". Sie schüttelte ihren Kopf. "Das war's Claire. Melde dich bei mir, wenn du wieder du bist".

"Das selbe gilt für dich", meinte ich traurig.

Meine beste Freundin drehte sich um und ging. Sie drehte sich nicht einmal um während ich ihr hinterher sah. Jahre der Freundschaft an einem Tag ruiniert.


Secrets | Aydan Oiama |slow updateWhere stories live. Discover now