Siebzehn

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„Claire!", meldete sich Kim, „Oh Gott sei Dank! Können wir bitte reden?". Ich gähnte und rieb mein eines Auge.

„Was ist los?", fragte ich und ließ mich wieder auf den Boden fallen und lehnte mich mit dem Rücken an das Bettgestell.

„Es tut mir wirklich leid, wie ich mich gestern verhalten habe. Ich hätte nicht so reagieren sollen", entschuldigte sich Kim für gestern und sie hörte sich an, als würde sie ihre Worte wirklich bereuen.

„Was willst du jetzt von mir hören?", fragte ich, kippte meinen Kopf nach hinten und schloss meine Augen, was ich im nächsten Moment bereute, als Aydan eine Hand über meine Schulter streichen ließ, was darin resultierte, dass ich zusammenzuckte und kurz nach Luft schnappte.

„Wer ist da?", murmelte er in mein freies Ohr, doch war dies anscheinend zu laut.

„Ist jemand bei dir Claire?", fragte Kim misstrauisch und ging nicht auf meine Frage ein.

„Kim, das tut jetzt nichts zur Sache, wenn dir das gestern wirklich leidtun würde, dann wäre das jetzt egal, oder", meinte ich und drehte meinen Kopf zu Aydan der mittlerweile saß und mich abwartend ansah.

„Ist es Alex?", sie ignorierte meine Worte.

„Nein, es ist nicht Alex", meinte ich und fluchte, „Das war mein Dad". Ich log meine beste Freundin an. Das macht mich doch nicht besser, als sie.

Aydan hob eine Augenbraue und grinste.

„Ich kenne deinen Dad, er hört sich nicht so an", meinte Kim und ich stöhnte auf.

„Seit wann muss ich dir alles erzählen, wenn du es auch nicht tust?", platzte es aus mir heraus und eine Pause entstand.

„Was für Lügen haben dir Alex und die anderen erzählt?", fragte Kim trocken und ich hörte rascheln, als würde sie ihre Decke an die Seite schieben.

Ich schüttelte meinen Kopf, „Wann wolltest du mir erzählen, dass du was mit Alex hattest?". Sie lachte auf.

„Deswegen verhältst du dich so?", kicherte sie und ich merkte wie mir Tränen in die Augen stiegen, „So kindisch und typisch du, dass du dich wegen so etwas aufregst. Das zwischen mir und ihm war nichts Richtiges und auch nichts wichtiges".

„Ich muss jetzt auflegen", sagte ich den Tränen nah, „Wir sehen uns später".

„Okay, sugar", verabschiedete sie sich, bemerkte nicht mal, dass ihre Worte mich getroffen hatten.

Ich schob mein Handy weg von mir, nachdem ich aufgelegt hatte und schlang meine Arme um meine Beine.

Wo war Kimberly, die ich kennen und lieben gelernt hatte? Es kann doch nicht sein, dass ich erst jetzt bemerkt hatte, dass sie nicht mehr so war wie damals. Mussten mir wirklich ein paar Typen die Augen öffnen, bis ich das wirklich realisiert hatte?

„Was hat Kim gesagt?", fragte Aydan und kletterte aus dem Bett, kniete sich vor mich und legte seinen Kopf schief. Ich schüttelte meinen lediglich. „Was immer es war, ich glaube nicht, dass sie recht hat. Meine Cousine braucht einfach immer etwas mehr Aufmerksamkeit als andere".

Ich nickte, „Ich kenne sie so nicht", murmelte ich und guckte zu ihm auf.

Dieses verdammte grün. Ich konnte mich einfach nicht losreisen.

„Aydan?", Reys zarte Stimme zerschnitt die Spannung zwischen Aydan und mir und er blinzelte bevor er aufsah zu ihr und wieder zu ihr ging.

Kurz schloss ich meine Augen und drehte mich dann auch zu der kleinen um.

„Was ist denn los, Kleine?", fragte Aydan und stupste ihre Nase, was sie zum Kichern brachte. Ich schmunzelte und stand auf. Gute Laune war für mich nicht mehr drin, aber vielleicht würde es wenigstens am Abend lustig werden - ich zweifelte daran.

Aydan und Rey redeten während ich mir eine Leggings anzog und aus meinem Glas von gestern Abend trank.

"Wie spät ist es überhaupt?", fragte Aydan und sah über seine Schulter zu mir. Ich hob mein Handy auf und sagte ihm die Uhrzeit, er nickte.
"Die kleine und ich müssen so langsam los, bevor sich noch jemand Sorgen macht", meinte er schmunzelnd und ich riss meine Augen auf.

"Hast du niemandem Bescheid gesagt?", fragte ich und er schüttelte seinen Kopf, "Jetzt bekommt ihr sicherlich Ärger wegen mir". Ich strich durch meine Haare und Aydan lachte.

"Mach dir darüber mal keine Sorgen", antwortete er darauf und stand vom Bett auf. Rey, noch immer etwas verschlafen, rutschte an die Kante und ließ ihre Beine baumeln.

"Na schön, aber lass mich eben nach meinem Dad schauen, bevor ich euch rauslasse", meinte ich und bekam ein nicken und grinsen als Antwort.

Mit meinem Glas in der Hand verließ ich mein Zimmer und ging die Treppe herunter. Im Wohnzimmer war niemand und allgemein herrschte im Haus Stille.

In der Küche stellte ich mein Glas ab und guckte auf den Küchentresen. Ein kleiner Zettel lag auf diesem, Arthur hatte darauf geschrieben, dass er kurz bei Dorin, einem Arbeitskollegen, ist und gegen Mittag wieder heim wäre.

Mit einem leichteren Herzen lief ich also wieder hoch zu meinem Zimmer und öffnete die Tür. Jedoch drehte ich mich sofort wieder um, als Aydan sein Shirt anhob, um sein Gesicht zu trocknen.

„'tschuldigung, Rey hat mir mein Glas aus der Hand geschlagen, dein Boden ist ein bisschen nass", meinte Aydan und schien erst dann wirklich zu mir zugucken, da er lachte und fragte, „Was machst du da? Du musst dich doch nicht umdrehen".

Ich schluckte und drehte mich also wieder zu ihm und guckte auf den Boden, „Ist nicht so schlimm, mache ich gleich weg", sagte ich und seufzte, „Aber die Luft ist rein, mein Dad ist nicht da".

Aydan lächelte mich an und drehte sich zu Rey, die wie ein Engel zu ihrem großen Bruder aufsah. „Na dann wollen wir dich nicht länger nerven", meinte Aydan und hob Rey hoch, die anfing zu kichern. Kopfschüttelnd ging ich den Beiden hinterher und lehnte mich an den Haustürrahmen. Aydan ließ Rey runter und sagte ihr, sie solle schon mal zur Straße gehen und dort auf ihn warten, was mich verwunderte.

Er drehte sich zu mir um und kam die Stufe noch einmal hoch, blieb einen halben Meter vor mir stehen.

„Hast du was oben vergessen?", fragte ich, doch schüttelte Aydan seinen Kopf.

„Nein, das ist es nicht aber-", er seufzte und fuhr sich über sein Gesicht, nur um seinen Nasenrücken kurz zu drücken, als würde er wirklich darüber überlegen, was er jetzt sagen sollte, „Ich hol dich um sechs ab".

„Was?", fragte ich überrascht, „Gestern konntest du mir noch nicht einmal richtig in die Augen schauen".

Aydan grinste und erwiderte, „Ich mag dich immer noch nicht, aber Alex scheint was an dir zu liegen und wer bin ich, wenn ich einem meiner Freunde einen Gefallen ausschlage?".

„Er hat- wieso konnte ich mir das denken", ich schüttelte meinen Kopf und nickte dann, „Na schön. Um sechs also?". Er nickte und ging dann ein paar Schritte rückwärts.

Seine grünen Augen immer noch auf mich gerichtet und ich würde nicht klein bei geben und als erste wegsehen, doch dann drehte er sich zu Rey um und verschwand mit ihr zur nächsten Bushaltestelle.

Secrets | Aydan Oiama |slow updateWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu