#57 - Blutwerte und andere sinnlose Dinge

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Völlig, wirklich völlig perplex starrte ich Taddl an, und versuchte, meinen Mund wieder zu schließen.

Aber angesichts der Tatsache, dass Taddl tatsächlich eine Idee hatte, und mich jetzt echt dazu zwingen wollte, sie auch noch zu unterstützen, fiel es mir schwerer, als gedacht.

Würde ich "nein" sagen, würde Taddl denken, dass ich Felix doch mochte, und bei einem "okay" müsste ich eine Fakebeziehung mit Taddl anfangen. Was war mir lieber?

Am besten natürlich keins von Beidem, aber da hatte ich mich geschnitten, denn Taddls härter Blick traf mich erneut.

"Junge. Als ob", machte ich und warf einen Blick aus dem Fenster. Ich würde gleich wieder zurück müssen. Taddl ebenfalls, wenn er nicht allein hier herumsitzen wollte.

Was war eigentlich mit Merrie? Sie würde kommen, oder irrte ich mich da?

Jetzt hatte ich so ein blödes Blackout, weil nach dem Gespräch so viel passiert war - da hatte ich verdrängt, was Merrie mit mir besprochen hatte.

Mein Hand vibrierte. Oh, es war Simon. Eine Sms.

> Die Blutwerte sind da

Hach, mehr war ihm nicht eingefallen? Hätte er mich nicht darüber in Kenntnis setzen können, was genau war? Sehr hohe Leukozyten. Das wusste ich. Aber ansonsten?

Vollkommen unhöflich ignorierte ich Taddl, was sicher echt nicht so nett war, aber das hier nahm halt einen großen Teil meiner... nun, sagen wir Gehirnkapazität ein.

> Und?

Hektisch nahm ich einen Schluck meines Koffeingetränks und versuchte, nicht völlig durchzudrehen. Das interessierte mich jetzt nun mal.

> Alles okay

Genauer ging es dann auch nicht? Vollkommen genervt knallte ich das Glas auf die Tischplatte, was mir einen verwirrten Blick von Taddl einbrachte.

Meh, der interessierte mich jetzt halt eher weniger.

> es bewegt sich ALLES im normalen bereich, auch die Leukozyten

Entsetzt ließ ich mein Handy beinahe fallen.

Was?

Ich hatte mich mit dem Gedanken abgefunden, einfach so zu sterben. Kein Problem. Aber mein Plan band definitiv kein langes Leben ohne Leukämie ein! Das wollte ich nci mehr! Ich war halt so, hatte das schlechte Los gezogen... es war eben einfach nur so. Nicht gesund! Warum machte meine Körper mir da jetzt einen Strich durch die Rechnung? Ich hasste mich in dem Moment selber.

Mit Leukämie hatte ich mich nie groß beschäftigt. Ich hatte nachdem ich meine Werte mit den erhören Leukozyten erhalten hatte, alle Behandlungen abgelehnt und mich nicht informiert. Ich wollte allein leben, nicht gelebt werden, verdammt. Keiner hatte es mir übel genommen. Nur ich hatte immer einen Hauch Schuldbewusstsein in mir.

> ich hab dem artzt das mit der Leukämie gesagt. Er meinte, dass die Leukozyten steigen, wenn man sich aufregt. Du bist gesund, süße.

Ich verstand mich selber nicht, aber ich war einfach... geschockt. Meine Welt brach zusammen. Hatte mich mit dem Tod abgefunden, ihn akzeptiert, und jetzt war er weg??

Verdammt, ich sollte mich freuen, aber mein Herz rebellierte.

Ich wollte das nicht. Jetzt wäre die Sache mit meinem Vater aussichtslos, er würde mich irgendwann vor meinem tod finden und klein machen (oder er interessierte sich nicht für mich, wobei ich nicht wusste, was ich schlimmer finden sollte).

"Taddl, ich gehe. Entschuldigung."

Ich rief die Kellnerin von eben, raffte mich mühsam auf und verließ schnellen Schritten das Cafe.

Als ich wieder an der frischen Luft war, ließ ich den Tränen freien Lauf.

A|N Meeh, so war das nicht geplant. Sad end! Aber da wird jetzt glaub' ich nichts mehr draus.

Surrounded by Idiots | DnerWhere stories live. Discover now