#4 - "Anna."

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>>Leben heißt bei den Meisten bloß Überleben.<< Überliefert

Es mag übertrieben klingeln, aber als ich Simon sah - den Simon! - fühlte ich mich, als würde mir der Boden unter den Füßen weggerissen werden. Leider.

Eigentlich hätte ich etwas anderes erwartet. Freude, Liebe, oder vielleicht Glück - aber definitiv nicht Angst.

Innerlich fragte ich mich, warum die Sorgen begannen, mich zu überschwemmen, als ich meinen Bruder sah.

Ich glaube, es war, weil ich so viel vor ihm zu verstecken hatte. Er durfte niemals herausfinden, dass Dad mich schlug, oder trank. Lieber wollte ich eine Maskerade aufsetzen, als Simon damit zu überfallen, was unser Vater für ein schlechter Mensch geworden war.

Es zerbiss mich, aber es musste sein, auch, wenn es sich falsch anfühlte.

"Simon", sagte ich bloß, versuchte, mich ein wenig zu sammeln, und bereitete mich auf die Rede vor, die ich gleich halten würde.

Oh man.

Da stand man schon mal vor versammelter Manschaft, aber bekam kein Wort heraus, weil der Big Brother aufgetaucht war.

Ich fokussierte Simon, der sich in die Vorderste Bankreihe setzte, neben meinen Vater. UNSEREN Vater.

"Ich vermisse meine Mum jede Sekunde meines Lebens, und es gibt nichts Schlimmeres für mich, als dass sie gestorben ist, aber es ist nun einmal so, und deshalb denke ich, dass wir die Zeit mit ihr hätten mehr genießen sollen. Jetzt müssen wir nach vorn schauen..."

Im Endeffekt wusste ich ich nicht mehr wirklich, was ich da gesagt hatte, aber in der Kirche brach eine tosende Welle aus klatschenden Menschen aus. Seufzend ließ ich mich wieder ganz hinten nieder, und versuchte, Simon zu ignorieren. Was sollte ich auch sonst tun?

○●○●○●○

Nach der Messe, und der Verabschiedung am Grab, folgte ich Dad relativ teilnahmslos zum Auto. Ich war nicht wirklich gut trauf, und ebenso wenig gefasst.

Als wir durch den großen Wald, in dem der Friedhof mit der Kirche lag, zurückliefen, begann Dad plötzlich zu fluchen. Erst leise, dann immer lauter. Ich wollte ihn beruhigen, um keine Aufmerksamkeit zu erregen, aber als ich ihn an der Hand fasste, schlug Dad wild um sich, und nicht wirklich, ohne mich zu treffen. Ich spürte die Wucht seiner Hand nicht wirklich, viel zu groß war die Sorge, dass es Jemand mitbekam.

Schnell zog ich Dad weiter in Richtung Auto, beeilte mich unsäglich, da meine Wange plötzlich anfing, höllisch zu brennen, und ich die Tränen nur kaun zurückhalten konnte.

Tränen machten Dad nur noch saurer - das hatte ich leider am eigenen Leib erfahren müssen.

Während ich zog, wehrte Dad sich noch immer.

Ich gab mir wirklich Mühe.

Aber als ich Schritte hörte, fand meine Geduld ihr Ende.

Ohne daran zu denken, dass garantiert jemand diese Situation mitbekam, begann ich zu schreien.

"HÖR AUF, MICH ZU SCHLAGEN! HABE DICH MAL MEHR UNTER KONTROLLE!", rief ich.

Plötzlich fühlte ich zwei warme Hände auf meinen Schultern, und machte mich auf das Schlimmste gefasst.

Dad würde mich umbringen, ob betrunken oder nicht - immerhin hatte ich das Wort gegen ihn erhoben.

"Anna", hörte ich plötzlich eine mir definitiv gut bekannte Stimme. Simon.

Ich öffnete die Augen, sah in das zu einer kalten Miene verzogene Gesicht meines Vaters.

War das jetzt gut, oder nicht?

A|N Anbeiii das Lied, das ich beim Schreiben gehört hab' :) ♡ Und - ja, ich frage mich auch, wie ich bei so einem freeeshen Beat so 'ne Trauergeschichte hinkriege... xxd

Surrounded by Idiots | DnerWhere stories live. Discover now