#45.2 - Sowas nennt man 'kokett'

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Felix sah mich geschockt an.

Sein Blick wanderte von unseren verschränkten Fingern zu meinem Gesicht, und er schien tatsächlich ziemlich verwirrt. Aber ich konnte auch Angst in seinem Blick sehen.

"'Wir müssen reden' heißt selten was Gutes", meinte er. Wieder wurden seine Augen unruhig, und ich konnte erkennen, dass sein Gehirn ratterte.

Was würde ich von ihm wollen?

Ich wusste es selber nicht. Nicht mal ansatzweise. Also gar nicht.

"Fangen wir mit dem klischeehaften "Es ist nicht deine Schuld und es liegt nicht an dir" an. Hm. Ich fühle mich doof", murrte ich.

Felix nickte langsam, trat aber nicht wie erwartet zurück.

"Also...", fing ich an. Keine Ahnung, was jetzt kommen würde.

Ich konnte Felix doch jetzt nicht nach einem Tag sagen, dass er zwar toll war, aber nicht mehr toll genug, ohne wie ein totales Flittchen rüberzukommen. Was sollte ich jetzt machen? Einen Rückzieher?

"Ich habe Angst", meinte ich also schlicht, und in dem Moment, in dem ich das sagte, wusste ich, dass es stimmte. Aber wovor? Vor Felix' Reaktion, wenn ich ihm die Wahrheit (also dass ich ihn wahrscheinlich nicht liebte) erzählen würde? Davor, dass ich in ganz Köln als Schlampe auf der Straße erkannt werden würde?

Und das Mädchen, dass uns im Park getroffen hatte. Es hatte es bestimmt allen möglichen Leuten erzählt. Der Kuss im Video. Der zwar zensiert, aber doch offensichtlich war. Mein Leben bei Simon wäre komplett ruiniert, da ich Felix sicher immer wieder über den Weg laufen würde.

Felix tat etwas, mit dem ich wirklich gar nicht gerechnet hatte.

Statt anzufangen, wild zumzukeifen, oder enttäuscht zurück zu treten, nahm er mich vorsichtig in den Arm. Ich fühlte mich wie eine Porzellanpuppe in dem Moment. Sanft schaukelte er mich hin und her, scheinbar darauf bedacht, mich nicht zu verletzen.

"Wovor?", fragte er schlicht, ohne die Umarmung zu unterbrechen. Seinen Kopf hatte er so vor meinem platziert, dass mir wieder sein warmer Atem ins Gesicht pustete.

Gott, das würde ich vermissen.

Und wenn ich Felix nicht liebte, würden dann die Schmetterlinge nicht ruhig sein? Das waren sie nicht. Ich fühlte mich wie auf einer Achterbahn. Nun, mein Bauch vermittelte mir das jedenfalls so. Denn eigentlich stand ich hier eng mit Felix umschlungen in meinem neuen Zimmer. Umgeben von haufenweise Deko, Möbeln, und eingelullt in die Farbe weiß.

"Ich weiß es nicht", seufzte ich.

Ich konnte Felix weder sagen, dass ich ihn nicht liebte (weil das war irgendwie nicht der Fall), aber auch nicht einfach so weitermachen. Denn das fühlte sich falsch an.

Surrounded by Idiots | DnerWhere stories live. Discover now