~12~ (p.o.v.)

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P.O.V. Joshua

Es war schwieriger als gedacht, die Prügelei zu unterbinden, die sich in der Ecke ausgebreitet hatte. Als ich endlich über das Gröhlen hinweg zu den Betrunkenen schreien konnte, waren sie schon viel zu benebelt, um mich auch nur anschauen zu können. Dennoch gaben sie etwas widerwillig auf und ließen voneinander ab.

Um mich herum murmelten die Ersten Beleidigungen.

Entnervt ignorierte ich sie und stieß einige zornige Fäuste weg, die versuchten, mich auf dem Weg zurück zu packen.

Im Augenwinkel sah ich ein Blitzen - reflexartig zuckte ich zurück, wich einem fliegenden Bierglas aus, das an der Mauer hinter mir splitternd zersprang.

Gewandt bahnte ich mir den Weg zurück zur Theke. Maren erwartete mich mit strengem Blick.

Perfekt - was hatte diese Mayra ihr nur erzählt?!

Die Predigt über die Prinzessin, über meinen Beruf... immer wieder dasselbe. Sie stürzte gleichzeitig mit mir einen ihrer Feuerschnäpse herunter. Die Essenz der Elbenhaarblätter brachte mich zum Husten. Ich entfernte mich immer weiter von meiner Abstammung.

Nach einigen Sekunden fand ich meine Stimme wieder: "Maren... ich glaube, ich gehe schonmal. War nicht leicht heute." Ich hielt meine verbundene Hand hoch. Bedauernd schaute sie auf die Verletzung. Weiter reagierte ich nicht. Ich würde meine Anstellung nicht verlassen - lieber der Tod, als mein altes Leben. Und vor Mayra würde ich erst recht kein Wort darüber verlieren.

***

Mayra schloss mit einem metallischen Knirschen das Zimmer Nummer 36 auf. Ich kannte diesen Raum. All zu oft hatte ihr hier schon genächtigt - mit mehr oder weniger erwünschter Gesellschaft. Zielsicher verschnellerte ich meine Schritte.

Mayras Worte waren nicht sehr aufschlussreich gewesen, aber irgendetwas hatte Maren wieder gesehen. Sie hatte diese Art von Visionen schon immer gehabt, wenn etwas Wichtiges anstand.

Ich wandte mich zum Zimmer 36 um. Es war nicht das erste Mal, dass ich vorne bei den Gästen half, egal, wie erschöpft ich von dem Tag war. Aber heute Nacht würde ich wohl durcharbeiten müssen.

Auf dem Gang taumelten mir die ersten Säufer entgegen. Schweigend ging ich ihnen aus dem Weg.

Im Gastraum war es ruhiger geworden. Maren füllte gekonnt wie eh und je die Gläser und handelte den Männern das Geld aus der Tasche.

Müde setzte ich mich wieder an den Tresen.

"Maren, was hast du Mayra gesagt? Was ahnst du schon wieder?"

Sie gab einige randvolle Gläser aus, dann setzte sie sich gegenüber von mir. Mit ernstem Blick hielt sie meinen fest.

"Joshua. Kindchen. Ich les' deine Gedanken, bevor du sie selbst kennst, mir machst du gar nichts vor. Was planst du mit diesem Mädel?" Forschend starrte sie mir in die Augen. "Sie ist nicht irgendeine, oder?"

Ich senkte den Blick. Wenigstens meine Vermutungen wollte ich für mich behalten. Ich seufzte.

"Los, sag schon. Früher oder später weiß ich's eh, Liebling, es lohnt sich nicht zu schweigen. Das hab' ich dir doch beigebracht. Außerdem seh' ich selbst, dass sie nicht aus Lille ist."

Ich hob den Kopf, verschränkte sie Arme. "Stimmt. Sie ist nicht aus Lille, glaube ich zumindest. Sie ist... vom See. Ich glaube... die ist eine von denen aus dem Lager."

"Dem Lager... eindeutig."

"Du wusstest es?"

"Natürlich. Oder denkst du, sie ist so... so wie du?"

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