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Die reitenden Männer waren um die nächste Ecke gebogen, und die Menschen, die eilig vor den großen Pferden zurückgewichen waren, füllten wieder die Straße.

Mit einem unguten Gefühl entschied ich mich, in die Richtung weiterzugehen, aus der der meiste Lärm kam, nämlich am Ende der unbefestigten Straße, in der entgegengesetzten Richtung der Reiter.

Ich versuchte am Rande der Gasse, dicht an den Häuserwänden, in der Masse unterzugehen, aber das war schwerer als gedacht. Alle Passanten trugen die gleiche ausgeblichene, farblose und zerschlissene Arbeitskleidung und hörten nicht auf, mich wie eine Gezeichnete anzustarren. Oder wie ein Monster. Oder wie weltfremd.

Erhobenen Hauptes schlug ich meinen Weg ein. Ich würde später dazu kommen, mich anzupassen.

Erstmal sollte ich herausfinden, in was für einem Film ich eigentlich gelandet war.

Gerade als ich das Ende der Gasse erreicht hatte, ließ mich ein ohrenbetäubendes Krachen herumfahren.

Die Menschen um mich herum warfen sich wissende Blicke zu, und wie auf ein Kommando liefen sie allesamt zu den verschiedensten niedrigen Hauseingängen. Fremde gingen zu Fremden ins Haus.

Nur ich stand verlassen und etwas unbeholfen da. Ich hatte keine Ahnung, was vor sich gegangen war, und die Leute schienen auch nicht darauf aus zu sein, mir zu helfen.

Also duckte ich mich einfach ebenfalls, ohne Sinn und Verstand, unter eine breite Fensterbank voll Blumenkübeln, deren knallbunte Blüten wenigstens am besten zu meiner auffälligen Erscheinung passten. Hoffentlich ging ich hinter ihren blühenden Ranken unter.

Doch darauf passierte einfach... nichts. Es blieb totenstill und ich, als letzte Person draußen auf der Straße, bekam es langsam mit der Angst zutun.

Wieder ein Krachen, Schreie. Diesmal ganz nah.

Ich presste mich gegen die Mauer hinter mir.

Ein erneutes Krachen. Es waren Schüsse, ganz bestimmt, aber sie klangen hohler und schmetternder als die, die man zu unserer Zeit kannte.

Nur wenige Meter entfernt gallopierten die Reiter zurück in die Straße, einer von ihnen feuerte mit einer schwarzen, altertümlich wirkenden Waffe in die Luft.

Die anderen beiden sprangen vom Pferd und rannten die Gasse entlang, blind an mir vorbei, zur der Stelle, an der sich diese Gasse mit der Straße, die mein Ziel gewesen war, kreuzten.

Gebannt beobachtete ich das Geschehen. Ich konnte nicht einschätzen, was genau passierte, aber gerade diese Unwissenheit beruhigte und verängstigte mich zur gleichen Zeit.

An der Kreuzung trafen die Reiter in den dunklen Uniformen auf eine größere Gruppe hagerer Männer, mit zerlumpter Kleidung und ungepflegtem Aussehen. Lange, graue Haare hingen den meisten zerzaust ins Gesicht.

Nur zwei von ihnen waren extrem jung, vielleicht in den Zwanzigern, und wunderschön. Ihre vornehme Kleidung bildetet ein zusätzliches Gegenteil zu dem Rest der Gruppe.

Die nächsten Schüsse fielen.

Die meisten verfehlten, doch zwei der Reiter lagen bereits am Boden, ebenso zwei ihrer Gegner.

Mir kroch die Panik den Nacken hinauf. Würden sie auch mich erschießen, wenn sich mich sähen? Oder Schlimmeres? Zitternd drückte ich mich dichter gegen die Wand des Fachwerkhauses, aber der kalte Stein ließ mich nicht weiter zurückweichen.

"Die Garde! Die Garde!", schrie der letzte Reiter mit sich überschlagender Stimme, immer und immer wieder, und verfeuerte seine letzten Kugeln wahllos in die Menge seiner Gegenüber.

Rufe hallten durch die Häuserreihen, gepaart mit lautem, widerlich hämischem Gelächter, als auch jener letzte Reiter zu Boden sank. Mein Herz klopfte so laut, als wollte es die Schlachtrufe und Schüsse übertönen.

Der Revolver des Toten fiel dumpf auf die staubige Straße.

Und immer her mit den Sternchen, konstruktiven Kritiken, (Verbesserungs-)Vorschlägen, Ideen und Fragen und was euch sonst noch so durch den Kopf geht :) und bitte kommentiert ein wenig Feedback!

Liebste Grüße,

Eure   dragon_flies_ 

Golden FairytaleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt