Tommy loves trains

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PoV. Thomas

Ich zweifelte immer noch an, dass Gally vertrauenswürdig war. Nach allem, was im Labyrinth vorgefallen war - ich schüttelte den Kopf um die Gedanken loszuwerden. Newt hatte gesagt, Gally sei einmal sein Freund gewesen. Es wirkte so surreal in meinem Kopf. Gally und Newt? Freunde? Ich konnte es mir einfach nicht vorstellen. 
Gally war unfreundlich, gemein und hatte immer so einen finsteren Blick, schrecklich. Und Newt war ganz anders. Immer bemühte er sich, dass sich alle wohlfühlten, er passte auf alle auf und sein Lachen. 

Ich unterdrückte ein Seufzen. In meinen Augen war alles an Newt perfekt. In den letzten Tagen waren meine Ängste immer präsenter geworden. Was, wenn ihm etwas zustößt? Was, wenn sie mir ihn auch noch weg nehmen? Was, wenn ich ihn nicht beschützen kann? Was, wenn ihm irgendjemand etwas tut? Seines Cranks, die Leute von Wicked, oder sonst jemand? 
Seit wir Gally und diese verrückten Leute vom rechten Arm getroffen haben, scheinen sich alle im sicheren zu wägen, aber ich hatte noch nie mehr Panik verspürt. 

Die Ungewissheit, dass hinter jeder Ecke eine neue Gefahr lauern konnte, aber ich nicht wissen kann, ob die nächste Kurve sicher ist, oder nicht, trieb mich in den Wahnsinn.
Newt nahm meine Hand. Meine Finger prickelten, wie beim ersten Mal. Ich ließ mich von ihm leiten und sah mich in den Gängen um. Die Wege waren eng, wir mussten uns gebückt halten und mein Nacken verkrampfte sich. "Es ist nicht mehr weit", sagte Gally von ganz vorne. Ich verdrehte die Augen. "Ja? Das hast du auch schon vor zehn Minuten gesagt." Newt drückte meine Hand und ich wurde stumm, obwohl ich Gally nur zu gerne meine Meinung sagen wollte.

Kurz darauf sah ich tatsächlich ein Licht am Ende des Tunnels. Gally blieb stehen. Ich konnte nur grob erkennen, was sich dort unten verbarg. Ein weiterer Weg, doch das alleine konnte es nicht sein, dann hätte Gally nicht so lange gewartet. Er war ein Arschloch, aber nicht dumm. 
Plötzlich hörte ich ein Rauschen. Newt und ich drehten unseren Kopf herum, um zu sehen, ob uns jemand, oder etwas, folgte, als ein Zug an uns vorbei raste. "Wow!", schrie ich.

Ich sprang einen Schritt zurück und versteifte mich für eine Sekunde. Ein Zug. Wollte Gally uns umbringen!? Was war das denn!? Hätte er uns nicht wenigstens vorwarnen können!? Ich mochte schreien, doch Newts ängstlicher Blick beruhigte mich und ich nahm seine Hand zurück in meine. "Alles okay?", fragte ich und musterte die unentschlossenen Augen meines Freundes. Doch er schluckte die Angst hinunter und nickte. 

Wir sprangen nach einander auf die Schienen und begannen zu rennen. Die Schienen waren in ihrer Mitte mit Holz aus gelegt, auf dem das Laufen ein Wenig einfacherer war, als auf dem Kies außerhalb, doch ich wand den Blick kaum vom Boden ab, wegen all der heraus stehenden Nägel und Wölbungen im Holz. 
Ich wollte nach vorne sprinten um meine Freunde die Mauer hoch zu ziehen, wenn sie an unserem Ziel ankamen, doch so weit kamen wir nicht. 

Ich hörte, wie hinter mir ein Köper auf Holz krachte. Vor mir waren die ersten blassen Lichtstrahlen, der Scheinwerfer, des nächsten Zugs zu sehen und ich konnte auch das rattern der Räder hören. Zehn Meter von mir entfernt, war der Aufgang zu unserem Ausgang. Ich könnte ihn noch rechtzeitig erreichen, dachte ich. Doch das stand außer Frage.
Im Rennen warf ich einen Blick über meine Schulter. Newt lag auf dem Boden, Gally hatte sich ebenfalls umgedreht und schrie mir irgendetwas zu. Doch das blendete ich aus. Ich sah Newt, wir er sich auf die Handflächen stützte und hörte das laute Rattern des Zugs.

Es handelte sich nur noch um Sekunden und ich wusste, Newt würde es in dieser Zeit niemals schaffen, an die Wand zu gelangen. Das Licht der Scheinwerfer erreichte und blendete mich, der Wind, den die Bewegung des Zugs verursachte, wehte durch meine Haare.
Ich schmiss mich gegen die Mauer und presste die Augen zusammen. 

Mir kamen die Tränen. Newt. 

Es war, als würde gemeinsam mit dem Zug, mein Leben an mir vorüber ziehen. Mein Herz zersplitterte in eine Millionen Teile, meine Sicht wurde wirr und verschwommen. Ich fühlte mich, als hätte ich einen Luftballon gefüllt, mit all meinen Wünschen, Träumen und Hoffnungen und jemand hätte ihn mit einer Nadel zerplatzt. Peng. 

Ich hatte Angst, was ich auf dem Boden finden würde, wenn ich meine Augen wieder öffnete. Meine Lungen fühlten sich an, als wären sie in Flammen aufgegangen und ein dumpfer Schmerz in meinem Hinterkopf machte sich bemerkbar. Mein Herz klopfte, als rannte ich einen Marathon. 
All meine Kraft hatte meinen Körper verlassen und ich glaubte, ich würde jeden Moment kollabieren, als ich neben mir ein Stöhnen hörte. 

Mein Kopf schoss in die Höhe und ich schlug die Augen auf. Newt. Er stand auf den Holzlatten, in Mitten der Schienen und hustete. Meine Lunge fühlte sich an, als würde sie jeden Moment platzen und ich stieß die Luft aus, die ich angehalten hatte. Newt wirkte so gut wie unversehrt, ein Wenig benommen und außer Atem, aber er lebte. 

Erleichterung überkam mich und ich stürmte zurück zu Gally und Newt. Ich bremste nicht ab, als ich bei ihnen ankam, sondern umarmte Newt so fest ich nur konnte. Beruhigt atmete ich aus und voller Dankbarkeit, dass Newt, meinem Newt, nichts passiert war, hob ich ihn in die Luft und küsste seine Wange. Er klammerte sich ebenso an meine Schultern und atmete hektisch. Wie eine Mantra hauchte er gegen meinen Hals: "Oh mein Gott, Tommy, oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott, Tommy"

Nie wieder, schwor ich mir heimlich, ich lasse ihn nie wieder los.

Newtmas - OneshotsWhere stories live. Discover now