promise?

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Ich stand geschockt an die Wand gepresst und sah zu, wie Newt davon stürmte. Erst Sekunden nachdem er durch die Tür verschwunden war, konnte ich mich wieder bewegen, meine Gedanken und meinen Körper steuern.
Ohne ein Wort zu den anderen, folgte ich ihm.
Ich durchquerte mehrere Räume, voller Waffen, Verpflegung und ein par weniger Leute, denen ich jedoch keine Beachtung schenkte, bevor ich ihn fand.
Unbehagen stieg in mir auf, als ich ihn am Boden sitzen sah, die Füße in weite Tiefen baumelnd und den Blick auf Wicked' s Mauern gerichtet.

Leise trat ich näher an ihn heran bis ich bloß einen Meter entfernt stand und er mich gehört hatte. Lange Zeit passierte nichts. Er sah mich an, dann wieder die Mauern und dann, plötzlich, hob Newt seine Stimme: "Es tut mir leid, das was drinnen geschehen ist.", eine Pause, in der er sich zu sammeln schien, "Ich nehme an das hier kann ich nicht länger verstecken." Ohne weitere Erklärungen krämpelte er seinen rechten Ärmel nach oben und hielt seinen Unterarm ins Licht.
Lila-schwarze, Blut pumpende Adern kamen zum Vorschein mit dem Ursprung in einem Biss, wie einem Mal. Als wäre es das Omen seines Todes.

Tief in mir zerbrach etwas und hinterließ einen dumpfen Schmerz welcher, wie sich bald herausstellen würde, niemals vergehen würde. Dieser Schmerz breitete sich aus und mit ihm stieg das Gefühl, der nicht vorhandenen Kontrolle in mir auf, welches mich zu ersticken versuchte. Ich rang nach klaren Gedanken, Worten und auch nach Luft zum Atmen.

Ich hockte mich nieder, neben ihn und betrachtete die Bissspuren. Newt ballte eine Faust und ich wusste, er hatte Schmerzen. Physisch und mental. Ich wollte sie ihm nehmen, ehe ich sie bemerkt hatte. Fühlte mich so machtlos, wie ich neben ihm saß und nichts weiter tun konnte als Fragen zu stellen: "Warum hast du mir nichts erzählt?" Es beschäftigte mich. Ich dachte, ich hätte sein Vertrauen so weit errungen, dass er es mir erzählt hätte, doch da hatte ich mich offenkundig getäuscht.
Doch was er antwortete zerrüttelte mein Weltbild noch mehr. "Ich dachte, es würde keinen Unterschied machen." Es machte einen Unterschied, für mich, dachte ich, doch ich hielt meinen Mund. Ich wusste, er wollte das nicht hören. Ich wusste, warum er nichts gesagt hat. Er wollte keine Last sein. Wollte nicht, dass man sich um ihn sorgt. Doch genau das tat ich. Und so egoistisch es war, ich sorgte mich auch um mich selbst. Ich sorgte mich darum, wie es sein würde wenn er nicht mehr da sein würde. Doch dann, allem voran, sorgte ich mich genau darum: Dass er nicht mehr da sein würde. "Alles was ich weiß, ist, das Wicked einen Grund gehabt haben muss, mich in das Labyrinth gesteckt zu haben. Und vielleicht war es einfach nur, um den Unterschied zwischen Immunen wie dir und Leuten wie mir festzustellen."
Dass er es aussprach zerstörte mich noch mehr. Ich musste blinzeln um die Tränen, die sich sammelten, abzuschütteln und mich konzentrieren um nicht die Kontrolle über mein Handeln zu verlieren. Ich schluckte und schüttelte unmerklich den Kopf.

Das konnte nicht das Ende sein. So konnte es nicht enden. Alles was wir durchgemacht hatten, die Griever, die Wüste, die Cranks, die Schießereien, hatte uns nichts angehabt, er würde nicht wegen diesem Virus sterben. Noch hatten wir nicht verloren.
In diesem Moment entschied ich, alles Menschenmögliche zu tun, um ihn zu retten, selbst wenn ich dafür selbst sterben müsste. Ich entschied, ihn nicht mehr aus den Augen zu lassen, auf ihn aufzupassen, soviel und so genau es nötig war. "Wir können das immer noch hinkriegen, okay, Newt? Wir schaffen das." Meine Hände machten unschlüssige Bewegungen. Ich hielt seine Finger in einander umschlossen, als könnte ich Newt' s Leben damit zusammenhalten. Doch sein durchdringlicher, flehender Blick und Tonfall ließen mich beinahe schwach werden. "Mach dir keine Sorgen um mich. Hier geht es um Minho, und jetzt gerade, braucht er uns. Also, wenn da auch nur die kleinste Chance ist, dass wir ihn retten können, dass wir ihn dort rausbekommen können, müssen wir sie ergreifen. Egal, welchen Preis wir bezahlen müssen." Ich wollte ihn unterbrechen, ihm klar machen, dass, auch wenn ich, für Minho mein Leben geben würde, seines immer darüber stünde. Ich wollte sein Gesicht zwischen mein Hände nehmen und ihm sagen, dass nichts in aller Welt mich davon abbringen würde, ihn zu beschützen. Doch ich sagte nichts.

Er war zu stur, würde ja doch nur weiter mit mir diskutieren. Er würde niemals wollen, dass Minho, oder irgendjemand anderes, unserer Freunde, litt, wenn es ihm gut ging. Er würde das niemals akzeptieren. Dennoch kam ich nicht von dem Gedanken los, dass ihm ein Wenig Egoismus, vielleicht zu Gute kommen könnte. Doch erneut blieb ich still.
Ich senkte meinen Blick und kämpfte gegen das überwältigende Gefühl an, welches mich überkam. Eines, das mir die Luft abschnürte, die Sicht nahm und meiner Brust einen Hieb mit einem Messer verpasste.
Ich schluckte den Kloß in meinem Hals so gut es ging hinunter und versuchte das Zittern in meiner Stimme zu verstecken, bevor ich Newt in die Augen sah und ein Versprechen gab, dass ich niemals hätte halten können: "Okay, verstanden. Zuerst, retten wir Minho."  Sein eindringlicher Blick durchbohrte mich, als ich ein weiteres Wort herauspresste: "Versprochen."

Newtmas - OneshotsWhere stories live. Discover now