I miss him

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Schreiend und schweißgebadet schreckt Thomas früh Morgens aus dem Schlaf. Es war noch dunkel. Das Gras, um ihn trocken und kratzig. Sofort sah er Minho vor seinem inneren Augen, darüber seufzen und den Kopf schütteln, dass Thomas wieder einmal, draußen eingeschlafen war. Über die Alpträume sprachen sie nicht mehr. So sehr Minho sich auch bemühte, Thomas weigerte sich.
Stöhnend richtete er sich auf. Sein Kopf und Nacken schmerzten und das altbekannte Schwindelgefühl überrannte ihn. Er ließ sich zurück auf den Boden fallen. Einen Arm in den Nacken gelegt, den anderen auf dem Bauch, starrte er in den heller werdenden Himmel.

Wie so oft, in den letzten Wochen, dachte er an so vieles und gleichzeitig an nichts. Es war ein merkwürdiges Gefühl und er bemühte sich erst gar nicht, es jemandem zu erklären, sie würden es ja doch nicht verstehen. Immer wieder verbildlichten sich die Szenerien der Vergangenheit in seinem Kopf - er hasste seine Vorstellungskraft dafür.
Heute, war es Teresa, die sich in seinen Kopf schlich. Er fragte sich, ob, wenn er nicht so lange gezögert hatte, als er die Chance hatte, sie zu retten, als Janson nach ihm gesucht hatte und er sie aus dem Spiel hätte lassen können, dann alles anders gekommen wäre. Ob sie überlebt hätte, oder doch einfach Janson' s Opfer geworden wäre, da sie vielleicht zur Gefahr werden hätte können.
Eigentlich war Thomas stolz auf sie. Sie war sich treu geblieben und was sie getan hatte, war mutig, aber er konnte ihr nicht verzeihen, wie sie sie alle betrogen hatte. Sie war ihm in den Rücken gefallen und es schmerzte ihn.
Manchmal fragte er sich, ob er, als ihm die Möglichkeit geboten wurde, seine Erinnerungen, an das Leben vor der Lichtung, zurück erlangen hätte sollen. Was es wohl geändert hätte. Wie viele Leben er damit wohl hätte verschonen können.

Die ersten Sonnenstrahlen blinzelten über den Bäumen hinter dem Dorf hervor, doch das bekam Thomas gar nicht mit. Immer weiter verstrickten sich seine Gedanken mit einander.

Er stellte sich bestimmt schon zum hundertsten Mal, die selben Fragen. Ob es ihr leid tat? Ob sie glücklich war? Ob sie tatsächlich traurig gewesen war, als Chuck und Winston starben, oder ob auch das nur zu ihrem Spielchen gehört hatte. Thomas konnte sich nicht vorstellen, dass sie so etwas hätte tun können, doch andererseits, dachte er damals auch noch, sie könnte niemals zu ANGST halten, oder ihn anlügen. Der Gedanke brach ihm nur noch mehr das Herz und langsam, je tiefer er die Spirale der Negativität hinab rutschte, begann die Frage, warum er sie geliebt hatte, eine viel größere Rolle zu spielen.
Natürlich, sie war aufopfernd, mutig, gescheit, äußerst begehrenswert, wunderschön und vielleicht fand er es auch ein Bisschen faszinierend, wie angsteinflößend sie sein konnte und er wusste, dass er sie geliebt hatte, vor dem Labyrinth, doch was ließ ihn daran festhalten?
Thomas wollte sie so gerne hassen, ihr vorwerfen, was sie ihm alles angetan hatte, doch so sehr er sich bemühte, er konnte es nicht. Um ganz ehrlich zu sein, er vermisste sie.

Vielleicht sogar ein Wenig mehr, als die anderen. Winston, dessen leeren Augen er immer wieder vor sich sah und Chuck, dessen nassen Hände er noch immer in seinen spüren konnte. Thomas griff in seine Hosentasche und zog die kleine Holzfigur heraus. Sie war immer noch dunkel rot gefärbt. Wie die Figur ihre Farbe erlangen hatte, machte Thomas nur noch trauriger.
Er hatte ihnen beiden nicht helfen können. Nur zugesehen und sie ihrem Schicksal überlassen. Dabei hatte Chuck genau das für ihn getan. Er hatte Thomas das Leben gerettet - und sein eigenes dafür gelassen.

Die ersten Tränen glitzerten in Thomas Augen. Sein Herz zog sich mit jeder Sekunde enger zusammen, doch er konnte einfach nichts tun. Wieder einmal. Alles was passierte war, dass er fühlen konnte, wie sich seine Hand, an seinem Shirt verkrampfte, den Stoff zusammen zog und dann wieder locker ließ.

So viele verschenkte Leben, dessen Tode, er verhindern hätte können. Er hätte sich bloß stellen müssen. Was hatte er denn befürchtet? Viel schlimmer hätte sein Leben nicht mehr werden können und dafür hätte er tausende andere retten können, warf Thomas sich vor, aber natürlich hatte er eigennützig gehandelt und sein eigenes Leben über all die anderen gestellt. Er hatte die Wahl getroffen und jetzt war es zu spät. Jetzt konnte er seine Entscheidungen nicht mehr rückgängig machen. Jetzt konnte er niemanden mehr aus dem Reich der Toten zurück holen. Jetzt konnte er nicht mehr den Helden spielen.

Und auch, wenn sie den Kampf gewonnen hatten, Thomas hatte seinen eigenen kurz zuvor verloren. Und so sehr es ihn freute, dass sie alle in Sicherheit waren, so konnte er den Gedanken, dass sie eben nicht alle waren, nicht ruhen lassen. Der Sieg, so fern man ihn als einen betrachtete, hatte einige Opfer gebracht und Thomas wollte einfach nicht glauben, dass er nichts mehr tun konnte, um alles geschehene zu verhindern. "Sie hat sich schon vor langer Zeit entschieden. Genau wie du." Das hatte Janson gesagt, kurz bevor alles aus dem Ruder gelaufen war und zum ersten Mal dachte Thomas, dass er damit sogar recht gehabt hatte.
Thomas hatte sich dazu entschieden, alles dafür zu geben, seine Freunde zu retten. Doch als er die Möglichkeit hatte, tat er nichts. Er hatte Chuck sterben sehen und nichts getan. Er hatte Winston sterbend zurück gelassen. Er hatte Teresa fallen sehen. Und das eine, einzige Mal, als er versuchte, etwas anders zu machen, zu verhindern, dass jemand stirbt, scheitert er.

Er spürte immer noch den Ruck der durch ihre Körper ging, als Newt sich das Messer in die Brust rammte und hörte seine Stimme, wie er seinen Namen flüstert. "Tommy...". Er sah ihn vor sich, die Pistole an die Schläfe gedrückt, schwer atmend über ihn gestützt, verzweifelt, durchgeknallt quietschend, tot.

Am Ende landete er immer wieder bei ihm. Bei Newt.
Es gab so viel, das er bereute. Ihn nicht genug beschützt zu haben, ihm nicht die Wahrheit gesagt zu haben, ihn nie geküsst zu haben.
Thomas wusste, er war machtlos. Es war geschehen und er konnte es nicht mehr ändern. Und er wusste, der Schmerz würde wohl nie wieder gehen. Doch er konnte nichts dagegen tun. Er hatte Newt geliebt und er würde es immer tun egal ob als besorgter Junge, verloren im Labyrinth, Crank, oder im Jenseits. Er vermisste ihn.

Newtmas - OneshotsWhere stories live. Discover now