39. Der Ausflug

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Levis Sicht:

Heute war der Ausflug. Er würde 5 Tage andauern und wir müssten 5 Stunden fahren, um dort hinzukommen. Um ehrlich zu sein hatte ich ziemlich wenig Lust, eine alte Burg anzusehen, aber wen interessiert bitte meine Meinung? Jedenfalls hatte Eren für die 5 Tage frei bekommen und fuhr deswegen mit. Dies beruhigte mich etwas. Er meinte auch es würde gut tun, mal was anderes zu sehen, als nur seine Wohnung oder die Schule. So ganz überzeugt war ich davon aber noch nicht ganz. In dieser Burg war so eine Ausstellung. Wofür wusste ich nicht. Uns wurde nur gesagt, dass das keine typische Ausstellung sein würde, so hatte es Frau Bertner ausgedrückt.

Mit gepackten Taschen liefen wir zur Schule, dem Treffpunkt. Als wir ankamen waren schon ein paar da. Wir gesellten uns einfach dazu und warteten auf die anderen. Zum Schluss kam Frau Bertner an und überprüfte die Anwesenheit. Ich fühle mich wie in der Grundschule...
"Komm, das wird klasse!", versuchte Eren mich zu überzeugen. Ich gab ihm nur ein Schulterzucken als Antwort und hatte meine übliche Miene aufgesetzt.

Dann, als alles geklärt war, verstauten wir unser Gepäck und stiegen in den Reisebus. Natürlich würde ich neben Eren sitzen. Erstens, weil ich keine Lust hatte, neben Jemanden 'fremdes' zu sitzen und Zweitens, weil ich ihn in meiner Nähe haben wollte. Ich brauchte diese Sicherheit, dass er da war. Einfach als emotionale Stütze für mich. Er ist der Grund warum ich noch auf der Erde weile. Also war es für mich das Mindeste.
Eren und ich ließen uns im hinteren Drittel des Busses nieder. Wie geplant saß ich am Fenster, mit dem Kopf an seiner Schulter gelehnt. Von da aus schaute ich etwas aus dem Fenster, einfach ein wenig entspannen. Und nach ein paar Minuten und einer Erläuterung des Ausfluges von Frau Bertner fuhren wir auch endlich los. Schon nach kurzer Zeit wurden meine Augenlider immer schwerer. Ich hatte die letzten Tage nicht besonders gut geschlafen. Ich war mit meinem Kopf ganz wo anders, bei meinen Freunden. Sie würden sich auf dieses Ausflug tierisch freuen, am meisten wahrscheinlich Isabel.

"Du solltest vielleicht etwas schlafen. Keine Sorge, ich geh nirgendwo hin und bleibe bei dir", kam es dann leise von Eren. Ich drehte meinen Kopf etwas in seine Richtung. Sofort kam mir sein engelsgleiches Lächeln entgegen. Ich nickte schwach und machte es mir etwas gemütlicher. Jacke wurde zu einem Kissen und Schuhe wurden ausgezogen.

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Erens Sicht:

Schon vor der Fahrt konnte ich sehen, dass Levi mit seinen Freunden nicht ganz abgeschlossen hatte. Er schlief nicht gut, wenn überhaupt, und war ruhiger als sonst. Ich empfand es als Arzt, aber auch als sein Freund, für wichtig, dass er auch mal was anderes sah, als immer nur die selben Tapeten von unserer Wohnung zu sehen.
Während Levi schlief, oder es versuchte, hatte ich Kopfhörer in meinen Ohren und hörte meine Musik. Ich hatte keine bestimmtes Genre. Ich hörte von allem etwas.

Wir waren auf den letzten Metern angekommen. Man konnte von hier aus schon die Burg sehen. Ich war hier schonmal mit meiner Schulklasse. Wenn ich mich recht erinnerte war es in der 9. Klasse gewesen. Das war schon eine geile Zeit. Flaschen drehen und Streiche spielen. Ich wusste noch, wie ein paar der Jungs heimlich in den Mädchenwaschräumen gespickt haben und es dann nur noch paranoide Mädchen gab, wäre ich auch. Ich hatte mir da einen abgelacht! Ach, das waren noch Zeiten... Was wir hier so machen würden? Ich war mir sicher, dass es nicht bei einer Besichtigung bleiben würde, so war Frau Bertner nicht. Levi hatte schon recht, dass sie Hanji ähnlich war. Sie könnten verwandt sein. Bitte nicht..

"So meine Lieben. Wir sind jetzt da. Bitte holt eure Taschen aus dem Gepäckraum und versammelt euch vor dem Bus.", sprach Frau Bertner glücklich und liebevoll wie immer. Da Levi überraschenderweise immer noch schlief, weckte ich ihn. Zuerst rüttelte ich ihn etwas, aber als das nicht half wuschelte ich ihn durch sein Haar und gab ihm einen Kuss auf den Haaransatz. Darauf brummte er müde auf. Er setzte sich auf und rieb sich die Augen. Süß... "Wir sind da, Levi", sagte ich leise flüsternd und strich seine Haare etwas glatter. Dieser nickte noch etwas verträumt und zog sich wieder Jacke und Schuhe an.
Danach stiegen wir aus dem Bus und holten unser Gepäck. Zwei kleine Reisetaschen, mehr brauchten wir für 5 Tage nicht. Aber weil ich mir sicher war, dass Levi mindestens ein Outfit mehr bräuchte, hatte ich noch eins bei mir eingepackt.

Es war schon recht kühl, kein Wunder. Wir hatten Anfang Dezember. Zusammen liefen wir zur Burg. Dort wurde dann noch alles mögliche besprochen. Von Zimmereinteilung bis Hausschuhe war da alles dabei. Mit Schlüssel, Taschen und Levi im Gepäck lief ich zum Zimmer. Für Heute hatten wir erstmal Ruhe. Es war auch schon 17 Uhr. Es würde um 18.30 Uhr Abendessen geben. Bis dahin wäre 'Freizeit'. Die konnte ich aber direkt in die Tonne kloppen, weil Levi anderes in Sinn hatte. Ich zitiere:,, Bist du blind?! Hast du mal den Dreck hier gesehen?! Das grenzt an Umweltverschmutzung! Wir werden das Zimmer hier erstmal sauber machen, bevor wir irgendwas machen!" Und da war er wieder, Levi wie er leibte und lebte. Leider kam ich nicht drum rum und musste mit ihm erstmal das 'dreckige' Zimmer putzen. So verging dann auch unserer Freizeit und wir gingen zum Abendessen. Wir waren zwar immer noch nicht fertig, aber Levi stempelte es als 'akzeptabel' ab, das genügte mir.

Ich bemerkte, wie Levi etwas nervös wurde. Ich konnte es verstehen, es waren nicht gerade wenig Leute hier in dem Raum. Es machte ihm aber schon deutlich weniger Schwierigkeiten, als am Anfang. Ich nahm seine Hand, was ihn leicht erschreckte, da er auf die Masse an Menschen fokussiert war, und betrat mit ihm den Raum. Wir bekamen ein paar irritierte Blicke zugeworfen, aber das war mir egal. Levi anscheinend auch, was mich etwas beruhigte.

Wir nahmen uns ein Tablett uns setzten uns an einen leeren Tisch. Es gab dieses Typische Kantinenessen. Man merkte Levi direkt an, dass ihm mein Essen besser schmeckte. Sein Gesicht verzog sich leicht und er rümpfte die Nase. Ich musste anfangen zu lachen. Levi schien das allerdings nicht so lustig zu finden und schaute nur grimmig drein.

Dann stellten sich drei Personen vor unseren Tisch. Ein Mann und zwei Frauen. Der Mann hatte eine Glatze und bernsteinbraune Augen und die anderen Perosonen hatten beide Braune Haare, welche zu einem Zopf frisiert waren. "Können wir uns zu euch setzen?", fragte der Mann. Ich sah zu Levi. Seine Augen weiteten sich kurz. Als er aber meinen Blick bemerkte, nickte er mir zu. "Ja klar", antwortete ich dann schließlich. Darauf setzten die drei sich zu uns. "Ich bin Connie, das ist Sasha und das ist Ymir.", stellte er sich und die anderen vor. Aber nur an mich gerichtet. Levi  schien sie schon zu kennen, sie waren ja auch in seinem Kurs. "Ich bin Eren", erwiderte ich. Ich hatte zwar einen Doktortitel, mochte es aber nicht so von Außenstehenden mit 'Dr. Jäger' angesprochen zu werden. Ein Doktortitel machte keinen Menschen aus.

"Du bist die Begleitpeson, richtig?", kam es dann von Ymir. Ich nickte als Antwort und fing an zu essen. "Ich bin froh, dass du mitgekommen bist. Sonst wäre so eine vom Amt mitgekommen, welche nur mit uns redet, wenn wir einen Anfall oder ein anderes Proble hätten.", hörte ich dann wieder von Ymir. Sasha war ganze Zeit am Essen, also hatte sie keine Zeit zum reden. Levi blieb auch die ganze Zeit stumm und aß still sein Essen. "Da gebe ich dir recht. Ich finde, es ist wichtiger mehr auf Vertrauen, als auf richtiges Timing zu setzen. Es bringt viel mehr.", erklärte ich ihr meine Meinung.

"Da hast du schon recht. Manche Menschen brauchen einfach eine emotionale Stütze und keinen Seelenklämpter, der nur für einen Augenblick da ist.", sagte dann Connie. "Habt ihr vielleicht Lust, nachher zu uns in den Aufenthaltsraum zu kommen? Wir wollten dort so die typischen Klassenfahrtsspiele rausholen. Wir wollen die anderen auch besser kennenlernen.", sprach dann plötzlich Sasha. Ich hätte nichts dagegen, aber Levi? "Meinetwegen", sagte er dann genervt. Er hatte zugestimmt? Nicht nur ich schien darüber verwundert zu sein, denn die anderen schauten ungläubig drein.

Während des Essens sprachen wir noch über verschiedenste Themen, bis wir dann kurz auf unser Zimmer gingen. Ich war trotzdem immer noch erstaunt, dass Levi einfach so zugestimmt hatte.. "Du hättest mich sowieso dahin geschleift", beantwortete er die offensichtliche Frage. "Stimmt."

Trust Is Useless [Ereri/Riren]Where stories live. Discover now