5. Andere Sichtweise ✔️

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Eren PoV:

„Erwin, ich muss dich was fragen..."

Ich blickte nervös zu Boden. Ich wusste nicht, was Erwin gerade für ein Gesicht machte. Ich war mir aber sicher, er würde mich jetzt nur stumm ansehen. Aber nach dem Gespräch mit Levi Ackermann...da ist mir eine Idee gekommen, wobei ich nicht sicher war, was Erwin darüber dachte.

Langsam hob ich meinen Kopf und sah in Erwins markantes Gesicht. Er lächelte mich freundlich an, wie immer. Er war ein guter Chef, dem das Wohl seiner Angestellten sehr am Herzen lag.

„Was möchtest du wissen, Eren?", fragte er mich mit ruhiger Stimme und rutschte auf seinem Stuhl etwas nach vorne. Ich kratzte mich mit meiner Hand am Hinterkopf. Ich wusste nicht, wie ich anfangen sollte.

„Könnte ich bitte die Erlaubnis bekommen, Herr Ackermann weiter betreuen und therapieren zu dürfen?" Jetzt war ich sehr verunsichert, als ich sah, wie Erwin sein Gesicht leicht verzog. Es war ihm deutlich anzusehen, dass er mit dieser Frage absolut nicht gerechnet hatte. Wer konnte es ihm übel nehmen?

„Warum das denn?", fragte er nur kühl und lockerte sein Gesicht. „Weißt du Eren... Es ist sehr ungewöhnlich, dass ein Anfänger direkt als Patient einen von der Geschlossenen zugeteilt bekommt... Bist du mit deinen Sitzungen mit den Jugendlichen nicht zufrieden?" - „Nein, ganz im Gegenteil! Ich liebe es mit ihnen zu arbeiten und zu sehen, was für Fortschritte sie machen, aber..." Nun schaute ich wieder zu Boden und schenkte meinen Füßen die volle Aufmerksamkeit. Genau, was war es denn? Warum fragte ich Erwin das überhaupt?

„Aber?" Erwin schaute mich erwartend an, weil ich anscheinend schon etwas länger nicht mehr sprach. Ich schreckte kurz hoch und wandte meinen Blick wieder ihm zu. Jetzt weiß ich es! - Was ich gesehen habe!

„Ich habe was gesehen...", murmelte ich schwerer verständlich.
„Was hast du gesehen, Eren?" Erwins Gesicht zeigte, dass er jetzt doch etwas neugierig geworden war.

„Ich weiß es nicht genau. Aber was ich weiß ist, dass Levi anders ist als die anderen. Beim sortieren der Akten habe ich ab und zu mal in die Akten geschaut. Es sind mir aber jetzt keine auffälligen Besonderheiten vors Auge getreten. Aber dann, als ich Levi persönlich gesehen habe und die Zeichnung betrachtete... Da wurde es mir bewusst...", Ich stockte wieder in meiner Erzählung, weil Erwin sich von seinem Tisch erhob und mir nun gegenüber stand.

„Haben Sie es gesehen?", fragte ich nun und schaute in die blauen Augen meines Chefs. Gar nicht merkend, dass ich immer mal wieder zwischen den Anredeformen wechselte."Ich weiß nicht, was du meinst." - „In der Zeichnung... Wie er sie gezeichnet hat und das Motiv, wie er sich da darstellt. Es spiegelt seine Sicht auf ihn selbst wieder. Ich denke Levi hat seit dem Tag einen sehr starken Hass auf sich selbst und denkt wahrscheinlich, dass er schuld an der Sache ist. Ich will ihm einfach helfen!"

„Es ist nicht besonders selten, dass einer der Schwerfälle sich so verhält... Sie haben es häufig mit Selbsthass zu tun." Erwin rieb sich nachdenklich am Kinn und drehte sich von mir weg. „Aber es ist sicher einen Versuch wert... Ich habe zum ersten Mal gesehen, dass Levi sich gegenüber einem Fremden so geöffnet hat, wie bei dir. Wenn ich Glück hatte, bekam ich vielleicht die Hälfte seiner Worte oder nur Schulterzucken." Meine Laune besserte sich sogleich. Bekam ich jetzt doch die Chance Levi zu helfen?

„Heißt das, ich bekomme die Erlaubnis?"

„Ja, aber erstmal auf Probe. Wenn sich nach 2 Monaten nichts ändert, wirst du wieder mit den Jugendlichen arbeiten müssen." Ich nickte entschlossen. Aber im Hinterkopf kam sie wieder, diese schlechte Laune...

„Verstanden!"

„Ich werde dir die Akten und Berichte der Sitzungen geben lassen."

„Danke, Chef! Ich werde mein Bestes geben!" Mit diesen Worten verließ ich das Büro und lief in Richtung meines Büros. Ich war jetzt so glücklich. Endlich bekam ich meine Herausforderung! Etwas, was meinen neuen Beruf noch einen Touch von Spannung und Rätsel verpasste. Genau richtig!

Ich öffnete die Tür, fand aber kein leeres Büro vor. Nein! Es war total verwüstet und Hanji war auch da. Egal wo sie war, immer war Chaos mit im Pack! Sie konnte so tollpatschig sein, ist aber auch eine gute Kollegin, die ich sehr zu schätzen wusste.

„Hanji?!" Ich starrte sie mit aufgerissenen Augen an und wartete auf eine Erklärung für diese Unordnung. Nagut, ich bin selbst nicht so der Ordnungstyp, aber habe es immer versucht, es nicht so unordentlich aussehen zu lassen.

„Oh. Hallo, Eren! Ich...Ähm, habe nur was gesucht! Jap- Oh hier ist es ja! Tschüß, Eren!", rief sie nur noch, als ich noch sah, wie sie den Flur runter rannte und gegen die Wand knallte... Oh man.

Ich war noch bis 19 Uhr mit Papierkram beschäftigt, als ich bemerkte, dass ich schon seit einer Stunde Schluss hatte. Ich legte alles noch zurück und zog mir schnell die Jacke an und verließ anschließend das Gebäude.

Trust Is Useless [Ereri/Riren]Όπου ζουν οι ιστορίες. Ανακάλυψε τώρα