32. Melodie des Herzens

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(Das ist die Melodie, die Eren spielt. Fand sie ganz passend (0w0) )

Levis Sicht:

Eren saß am Klavier und spielte. Irgendeine Melodie, aber sie war doch so schön. Ich erinnerte mich daran, wie meine Mutter immer an ihrem Klavier saß und spielte. Seitdem ich denken konnte, sah ich meine Mutter am Klavier. Ich war leider nie so begabt, was das Spielen anging, aber sie hatte mir schon ein wenig gezeigt. Jedoch mochte ich das Zeichnen schon immer lieber.
Es war still. Nur die Melodie, die Eren spielte, erklang im Raum. Er spielte so schön, mit so viel Gefühl und Leidenschaft, dass mich ein wohliger, aber dennoch zu gleich ein dunkler, Schauer umgab. Diese Melodie spiegelte seine Gefühle da, dachte ich jedenfalls.

Ich trat näher an das weiße Klavier heran. Eren spielte einfach weiter, schien in seiner eigenen Welt zu sein. Und es war auch gut so. Ich hatte ihn noch nie spielen gehört, aber das, was ich da hörte, war einfach unglaublich. Ich schritt noch ein Stück näher und setzte mich dann neben ihn auf die lange Bank. Seine Blicke wanderten über die Tasten, seine Finger bewegte er mit so viel Gefühl. Ich saß nur stumm daneben und beobachtete sein Tun und wie seine Finger über die Tasten huschten.

So ziemlich am Ende kam alles in mir hoch, alle Gefühle. Immer mehr Erinnerungen wurden mir wieder ins Gedächtnis gerufen. Jeder Gedanke. Aber ganz besonders eine Person. Eren... In den letzten Monaten war er immer für mich da gewesen, hat alles für mich getan. Er war der erste Mensch, der mich nach jenem Tag, wieder normal behandelte, wie einen normalen Menschen. Ich konnte mit ihm über alles reden und brauchte mich nicht vor ihm zu scheuen. Ich mochte das, sehr sogar. Aber manchmal musste ich daran denken, dass ich vielleicht zu viel für Eren empfand oder dachte. Ich war mir nicht sicher, ob ich jemals mir wieder zutrauen könnte, Jemanden zu lieben. Es machte mir Angst.

"Das Leben ist kurz, Levi. Genau deswegen sollte man irre Entscheidungen treffen. Es genießen und auskosten. Aber am aller wichtigsten ist es, nur die Entscheidungen zu treffen, die du später am wenigsten bereuen wirst", hatte meine Mutter einmal gesagt. Damals hatte ich ihren Worten nicht so wirklich Aufmerksamkeit geschenkt, aber wenn ich jetzt so darüber nachdachte.. Sie hatte schon recht. Ich war 28 Jahre alt und was habe ich erlebt? Genau, nichts. Weder habe ich irre Entscheidungen getroffen noch war ich verliebt oder einfach nur bedingungslos glücklich. Aber seitdem ich bei Eren war, war es anders. Mein graues, eintöniges Leben füllte sich mit Farben. Es war doch nicht mehr so traurig wie früher.

Und schon wieder schlichen sich meine Gedanken zu Eren. Was er wohl über mich dachte? Was er fühlte? Nach der Ansage von vor paar Tagen, war ich mir da nicht mehr ganz so sicher. Er hatte mir gesagt, dass er sich um mich sorgte und wollte, dass ich mein Leben leben soll. An dem Gedanken kribbelte mein Bauch etwas. Ach Eren... Du machst es mir echt nicht einfach. Aber eine Sache weiß ich ganz sicher: Ich empfand für Eren mehr, als für einen normalen Freund.

Dann erstarbt die Melodie und Eren sah zu mir. In seinen Seelenspiegeln erkannte man Schmerz, Trauer, aber dennoch Freude und Lebenslust. Ich fragte mich immer wieder, wie Eren so leben konnte, als sei das mit seinen Eltern nicht passiert? Ich jedenfalls brauchte verdammt lange, es halbwegs zu verarbeiten.
Plötzlich legte er seine Hand an meine Wange und strich darüber. Ich erschrak kurz, empfand es dann aber doch als sehr angenehm, weswegen ich mich gegen seine Hand lehnte. "Warum weinst du?", fragte er etwas besorgt und wischte mit seinem Daumen die Träne weg. Ich hatte gar nicht gemerkt, wie ich angefangen hatte zu weinen. "Ich weiß es nicht. Aber deine Melodie hat soviel in mir geweckt, dass alles wieder hochkam. Jedoch war es nicht schmerzhaft oder überfordernd, sondern eher angenehm. Jedenfalls der Hauptgedanke" Ich drehte meinen Kopf leicht weg, damit er mein leichtes Lächeln nicht sah. "Was war denn der Hauptgedanke?", fragte er sanft lächelnd und nahm seine Hand runter. Ich wollte das nicht, also nahm ich einfach seine Hand. Jetzt wurde es mir klar, als mich plötzlich ein Blitz durchfuhr.

"Du, Eren", war meine Antwort. Ich wusste nicht, wie sein Gesicht war, denn ich schaute auf unsere Hände. Sein Atmen stockte etwas. Was war passiert? Wie reagierte er? Da ich es wissen wollte, schaute ich langsam auf. Aber als ich dann erkannte, dass er überrascht am grinsen war, beruhigte ich mich etwas. "Du hast an mich gedacht?", er schien es nicht zu glauben, dass erkannte ich an seiner Ausstrahlung. "Ja, Eren. Mein Hauptgedanke warst du... In letzter Zeit hast du mir so geholfen, mich unterstützt und.. Du warst für mich da. In meinen schlimmsten Zeiten warst du da und hast mich beruhigt, mir zugehört. Bei dir kann ich ich selbst sein und sogar lachen. Bei anderen kann ich das einfach nicht. Deswegen denke ich oft an dich, Eren." Es war still. Keiner sagte was. Nach kurzer Zeit färbten sich meine Wangen leicht rot, als ich realisierte, was ich gerade gesagt hatte. Aber wie gesagt: "Das Leben ist kurz, also genieße es und triff irre Entscheidungen".

"Eren, Ich..." - "Ich versteh' schon, Levi", er nahm wieder meine Hand in seine und streichelte sie leicht. Ich war etwas verwirrt. "Ich muss schon sagen... Das hat mich jetzt ziemlich überrascht, denn ich war mir nicht sicher, ob sowas jemals über deine Lippen kommen würde.. Ich freue mich, sehr. Jetzt bin ich wohl dran, also... Levi. Ich war mir selber meiner Gefühle nicht ganz bewusst, aber dann gab es immer wieder so kleine Momente, die es mir immer näher brachten. Ich will dich lachen sehen. Ich will glücklich sehen. Und dafür tu ich alles! Deswegen...", er hielt inne. Ich war ziemlich überfordert, aber dennoch auch so glücklich. Würde Eren etwa..? "Deswegen möchte ich die Person sein, die bei dir ist. Ich will die Person sein, die all das sieht. Und noch viel mehr. Ich mag dich, Levi...Sehr sogar", mein Herz sprang auf und ab. Konnte ich glücklicher gerade sein? Seine Worte waren so schön. Jedoch.. Nein! Es gab keine Zweifel. Die durfte es nicht geben!

"Eren... Ich mag dich auch.", sagte ich ganz sanft. Ich hatte dennoch etwas Angst. Was, wenn ich etwas vergeige oder ich nicht genug für ihn bin? Ich...

Meine Gedanken wurden durch einen Kuss unterbrochen. Ich erstarrte kurz. Mich durchfuhr wieder dieser angenehme Blitz und dieses Kribbeln im Bauch. Etwas unsicher erwiderte ich den Kuss und legte meine Arme um seinen Nacken, ihn noch näher an mich heran ziehend. Und auf einem Mal verschwanden all die schlechten Gedanken. Jetzt gab es nur noch Eren und mich...

Trust Is Useless [Ereri/Riren]Where stories live. Discover now