11. Ein Lichtblick✔

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Levis Sicht:

Heute war wieder einer dieser Tage. Eine dieser Tage, wo ich einfach nur eine leere Hülle war. Die Zeit verging immer weiter, nur bei mir nicht. Ich hatte das Gefühl, als würde sie bei mir stehen bleiben, nur um mich leiden zulassen. Immer wieder rief ich mir ins Gehirn: „Los, beende es. Es geht doch so einfach." Es gab aber irgendwas, was mich davon abhielt. Ich wusste nicht was es war, aber zu einer Seite verfluchte ich es, aber zur anderen Seite war ich sehr dankbar.

Heute würde wieder Eren vorbeikommen. Beim letzten Treffen hatte er gesagt ich dürfe ihn duzen. Dies erleichterte mir so einiges. Es war für mich einfacher zu kommunizieren. Seitdem ich Eren als meinen Arzt hatte, ging es mir ein wenig besser. Es war schön, mal mit einer normalen Person zu reden, als immer nur dieses 'Arzt und Patient- Spiel'. Und dies ging bereits 3 Wochen so. 3 Wochen, in denen ich mich wohler in meiner Haut fühlte. Schon erstaunlich was ein Mensch so alles ausmachen konnte. Dabei kannten wir uns nicht mal richtig.

Heute war Samstag. Ich hatte zu Eren gesagt, er bräuchte nicht kommen, aber nein. Er bestand darauf. Dieser Kerl brachte mich echt manchmal dazu, über ihn Stunden nachzudenken. Er meinte er wolle etwas mitbringen, was wusste ich nicht. Er wollte mich überraschen – keine Ahnung. Bis jetzt wollte ich mich nur in ein Loch verkriechen und nie wieder rauskommen. Ich blickte wieder verloren aus dem Fenster. Es wurde langsam wieder kälter. Die Blätter begannen sich zu verändern und vereinten sich zu einem Bunten Farbenspiel. Aber das war nicht das Einzige was ich gerne an den Kalten Jahreszeiten mochte. Es war der Regen. Der Regen spiegelte zum Großteil meine Stimmung wieder. Als würde er mit mir weinen und meinen Schmerz verstehen. Außerdem war es sehr entspannend, das Plätschern der Regetropfen, welche gegen da Fenster prasselten, zu hören.

Auf einmal klopfte es. Diesmal sagte ich 'Herein'. Es kam nur selten vor, dass ich dies tat. Eigentlich wollte ich nie, dass jemand mein Zimmer betrat, außer Eren. Ihn ließ ich gerne in mein Zimmer. In diesen drei Wochen hatte ich schon das Gefühl, als würde ich ihn länger kennen – vielleicht auch nur eine unsinnige Vorstellung meinerseits.

Und schon wurde die Tür aufgemacht und ein lächelnder Eren trat ins Zimmer. Als ich seine strahlenden Augen wieder sah, verbesserte sich meine Laune etwas, jedoch zeigte ich dies nicht besonders offensichtlich. Eigentlich eine Sache der Unmöglichkeit, aber nicht für Eren. Er konnte sehr gut einschätzen, was ich dachte und wie ich mich fühlte. Ich musste auch oft gar nichts sagen, und er wusste es.

„Hallo, Levi", begrüßte mich der junge Mann. Ich nickte ihm nur kurz freudenlos zu. Ich wusste, dass er sich über so kleine Reaktionen immer sehr freute, auch wenn sie nicht immer friedlich bedingt waren.

„Ich habe was mitgebracht." Er deutete auf eine Tasche, die er dabeihatte. Bitte keine Brettspiele. „Es sind Brett und Kartenspiele!" Bitte nicht... Er erzählte dies mit so einem Lächeln im Gesicht, dass ich den lauten Regen im Hintergrund komplett ausblendete. Ich hatte wie immer kein Licht im Zimmer an. Das Licht, was aus dem Fenster hereinschien, reichte mir meistens völlig.

„Müssen wir unbedingt?", fragte ich mit einem genervten Unterton. Eren konnte sich schon denken, was ich mochte und was nicht. Wir hatten in den letzten Gesprächen viel geredet. Es löste den innerlichen Druck in mir etwas, ließ mich aufatmen.

„Ach komm schon, Levi. Das wird bestimmt lustig!", meinte er freudig. Ich gab nur ein „Mh" von mir und setzte mich auf. Eren platzierte den Tisch in die Mitte und stellte auch noch zwei Stühle hinzu. Es war aber etwas zu dunkel, um was zu spielen, weswegen ich aufstand und das Licht anmachte. Überrascht über mein Tun, schaute mich Eren an. Er sah etwas Irritiert aus, was ich ihm gleichtat. Ich fand es nie zu dunkel, aber Heute hatte ich einfach das Bedürfnis dazu.

„Ist was?", fragte ich monoton wie immer. Eren schüttelte nur den Kopf. Er schien aber dennoch an was zu denken. „Na dann... Lass uns mit dem Spaß anfangen", sagte ich voller Ironie und ließ mich auf den Stuhl fallen.

Erens Sicht:

Ich schaute ihn überrascht an. Er hatte von selbst das Licht angemacht! Das war unglaublich. Normalerweise fand er es nie zu dunkel. Schnell schüttelte ich den Kopf auf seine Frage. Levi hatte in Letzter Zeit erhebliche Fortschritte gemacht, auch wenn er selbst es vielleicht gar nicht unbedingt bemerkte. Es waren aber schon allein die kleinen Dinge, wie das Licht anzuschalten, die mich glücklich machten. Vor Allem nach so kurzer Zeit. Es waren erst 3 Wochen. Erwin hatte mir inzwischen die volle und endgültige Betreuung von Levi übertragen, als er die Berichte sah, wo sein Fortschritte vermerkt waren.

Ich wurde aus meinen Gedanken geholt, als Levi meinen Namen sagte.

„Eren? Fangen wir jetzt auch mal an?" – „Ja, ja klar. Ich war nur in Gedanken." – „Aha.. Was machen wir jetzt?", fragte er. Kurz darauf fuhr er sich durch die Haare und legte dann seine Arme auf den Tisch, legte seinen Kopf darauf.

„Wie wäre es mit Rommé?" Er zuckte nur mit den Schultern. Ich fasste es mal als ein 'Ja' auf und begann die Karten zu mischen und zu verteilen.

-

„Gewonnen."

„Och man. Hätte ich gewusst, dass du das so gut kannst, dann hätte ich was anderes ausgesucht." Etwas von meiner eigenen Leistung enttäuscht ließ ich meinen Kopf auf den Tisch sinken.

„Immer hin hast du 2 von 6 Spielen gewonnen. Ist doch auch was, oder nicht?", versuchte er mich gespielt aufzumuntern. „Dabei bin ich gar nicht so schlecht in dem Spiel", murmelte ich vor mich hin. Levi schien es dennoch verstanden zu haben.

„Willst du jetzt noch was spielen oder möchtest du gehen?", fragte der Schwarzhaarige. Er schien selbst wieder etwas betröppelt zu sein. Heute war wohl wieder einer dieser Tage. Da war das abzusehen. Es kam in letzter Zeit etwas häufiger vor. Es stellte an sich kein Problem da, weil Levi damit umgehen konnte – er war es immerhin ,,gewohnt" – aber dadurch war er öfters sehr abwesend und hatte noch weniger Motivation, als normalerweise. Und das war schon allein manchmal sehr ausschlaggebend.

„Ich würde gerne noch was spielen. Mh... Wie wäre es mit ‚Mensch ärgere dich nicht'?" Er nickte als Antwort. Schnell bauten wir alles auf und begannen zu spielen. Im ersten Moment dachte ich noch ich würde gewinnen - aber nein! Levi hatte wieder haushoch gewonnen! Das ärgerte mich schon ein bisschen.

Zum Schluss redeten wir noch ein bisschen. Aber dann, so um 17 Uhr, fuhr ich dann auch nach Hause. Aber mit den Gedanken war ich nur bei Levi.

Trust Is Useless [Ereri/Riren]Where stories live. Discover now