34. Erster Schultag

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Levis Sicht:

Ich machte mich gerade auf den Weg zum Gymnasium, wo die Abendschule war. Ich war schon etwas nervös. Ich machte mir Gedanken, was vielleicht passieren könnte. Aber dann kamen mir Erens Worte in den Sinn und die Unsicherheit verflog auf einmal.

Um 15: 55 Uhr stand ich vor der Schule. Am Eingang stand ein Schild mit der Aufschrift 'Abendschule, bitte ruhig sein'. Ich verdrehte die Augen. Das wird super. Ich folgte Erens Beschreibung und suchte den Raum. Ich kam mir wie ein Erstklässler vor. Ein erbärmliches Gefühl, wenn ihr mich fragt. Nach kurzer Zeit kam ich an einem Raum an. Ich sah von dem Türrähmen aus rein und erblickt ein nicht gerade kleine Anzahl an Menschen. Es sah alles wie ein normales Klassenzimmer aus. Was hatte ich auch erwartet in einer Schule?

"Ahh, sie müssen Levi Ackermann sein, oder?", fragte mich eine kleingewachsene, braunhaarige Frau und kam auf mich zu. Sofort war die ganze Aufmerksamkeit auf mich gerichtet und jeder sah mich an. Ich schluckte schwer und nickte einfach nur. "Kommen sie rein. Sie Können sich da hinten hinsetzten" Die Frau zeigte auf einen Einzelplatz weiter hinten. Zum Glück saß ich alleine.. Mit langsamen Schritten lief ich auf den Platz zu und setzte mich. "Schön, dann sind wir ja jetzt vollständig", erfreuend erklang die Stimmer der Frau und klatschte in die Hände. Danach setzten sich alle. Ich fühlte mich jetzt schon wieder wie ein Schüler am Jahresanfang.

Ab und zu konnte ich immer noch neugierige Blicke spüren, was mich etwas unsicher sein ließ. "So. Es freut mich, dass Sie sich für diesen Kurs hier entschieden haben. Ich erkläre dann nochmal was hier die Sache ist. Wir werden den Stoff der Mittelstufe wiederholen und neu aufgreifen. Dann bekommen Sie ein Formular, was bestätigt, dass Sie fähig sind, die Abschlussprüfung abzuschließen. Je nach Ihrer Leistung variiert das zwischen Haupt- oder Realschulabschluss. Damit gehen Sie dann zu eine der prüfenden Schulen und legen dort Ihre Prüfung dementsprechend ab.", erzählte die Frau fröhlich grinsend und lief durch die 'Klasse'. Genau vor mir blieb sie stehen. "Mein bin Frau Bertner und werde Sie in dieser Zeit begleiten", dies sagte sie mir direkt ins Gesicht. Ich wusste jetzt nicht genau, an wen es gerichtet war, aber sie drehte sich wieder um, bevor ich hätte was sagen können. Wahrscheinlich besser so..

Ich sah mich nochmal genau um. In diese Raum war es sehr ruhig. Keiner tuschelte. Wäre ja auch ziemlich blöd, wenn Erwachsene Leute sich wie Kinder verhalten würden und nur Scheiße anstellten. Dann richtete ich wieder meinen Blick nach vorne. "Ich werde jetzt ein Blatt rumgeben, worauf die Bücher stehen, die wir die nächste Zeit brauchen werden. Bitte haben Sie sie so schnell bereit, wie es geht.", und jetzt kommt das, worauf jeder gewartet hatte. Sie schrieb den Stundenplan an die Tafel. Also echt, das ist ja wie in der Schule. Ich dachte echt, es wäre anders. Och man.. Aber wir hatte jetzt keine Fächer wie Sport oder Sozialwissenschaften. So die Standardfächer, die man halt für einen Abschluss brauchte. Mir war es nur recht.

Und dann ging es los. Wir sollten sogar Namensschilder machen. Wo sind wir hier? In der Grundschule? Diese Lehrerin verhielt sich jedenfalls so. Aber immerhin konnten wir es frei gestalten, was ich natürlich nutzte, um meine von Eren gekauften Schreibutensilien zu benutzen. Dann kam es mir in den Sinn. Was Eren wohl gerade machte? Und schon fing ich an mein Namensschild zu gestalten. Wir wurden hier mit Vorname angesprochen, aber gesiezt. Ich checkte nicht. Was soll das für einen Sinn haben? Man merkt, dass ich lange nicht in der Schule war.

Als wir dann alle unsere Schildchen fertig hatten, fing es auch schon an. Der ganze Scheiß, den man mal am Schuljahresanfang macht. Jahresübersicht, Ausflüge etc. All sowas. Dann wurde ich auf einmal dran genommen. "Levi, was war das Letzte, was Sie in Mathe als Thema hatten?", als ob ich das nach 12 Jahren noch wusste.. "Ich denke es waren Gleichungssysteme", war meine Antwort. Anfang der neunten war ich noch in der Schule, da war ich 16. Ich war schon immer älter, als andere in meiner Klasse. Ich verband gute, aber auch schlechte Erinnerungen mit der Schule.

"Gut, das wird auch eines der ersten Themen werden. Ich möchte ihnen noch raten sich einen Taschenrechner anzulegen. Es reicht einer, der für Schüler oder Studenten geeignet ist. Dem Taschenrechner im Handy habe ich nicht so gern. Generell sind in meinem Unterricht keine Handys erlaubt.", machte sie mit einem nun etwas ernsteren Gesicht klar. Die konnte echt schnell ihre Stimmung wechseln. Fast so schlimm wie ich, was fast unmöglich war.

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Nun war es 20 Uhr und der Kurs war für heute vorbei. Müde räumte ich meine Notizen in meinen Rucksack und zog meine Jacke an. Ich wollte gerade den Raum verlassen, als mich Frau Bertner aufhielt. "Warten sie bitte kurz, Levi" Ich wandte mich zu ihr und sah sie fragend an. "Ich gebe Ihnen diesen Brief mit. Der ist für Dr. Jäger. Bitte bringen Sie ihn die nächsten Tage unterschrieben wieder.", lächelte sie mich an und hielt mir den Brief hin. Ich nickte etwas verwirrt und nahm ihn an. Dann lief aber endlich aus dem Klassenzimmer Richtung Ausgang.

Ich konnte schon Eren erkennen, wie er da stand und auf sein Handy schaute. Leicht lächelnd trat ich zu ihm heran und umarmte ihn. Überrascht zuckte er kurz zusammen, ehe er es realisierte und die Umarmung erwiderte. "Und, wie wars?", fragte er mich. Ich zog ihn zu einem kurzen Kuss zu mir runter. "Schule eben. Ich fühle mich, als wäre ich gerade eingeschult worden.", beantwortete ich seine frage. Dann liefen ein paar aus meinem Kurs an mir vorbei und sahen mich komisch an. Haben die etwa ein Problem damit, wenn ich meinen Freund küsste? Einfach aus Provokation küsste ich ihn nochmal, ohne darauf zu achten, wie Eren reagieren würde. Aber es schien ihn dann doch ganz gut zu gefallen, da er den Kuss sogleich erwiderte.

"Komm, lass uns gehen", sagte er fröhlich grinsend und nahm meine Hand, ehe er mich aus dem Gebäude zog und mit mir zurück zu seiner, nein, unserer Wohnung lief.

Trust Is Useless [Ereri/Riren]Donde viven las historias. Descúbrelo ahora