▹ Man sieht sich immer zweimal im Leben

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Amelia POV

Obwohl ich Officer Williams gegenüber erwägt hatte, wir könnten uns wiedersehen, hatte ich keinesfalls damit gerechnet der Polizistin so bald wieder zu begegnen.
Mein Treffen mit Mr. Green war anstrengend gewesen, hatte mir jedoch zu einigen neuen Erkenntnissen verholfen.
Nach der Erledigung einiger weiterer wichtiger Angelegenheiten, hatte ich meinen Wagen beim Polizeirevier abholen wollen. Aber die Inspektorin hatte mich doch tatsächlich eingeparkt.
Diese Frau hatte wirklich Temperament!
Auch wenn sie mich zu Ende unserer Konversation ganz schön sprachlos angestarrt hatte - was ich ihr jedoch nicht verübeln konnte...
Ich beschloss also, meinen alten Rolls Royce erst später am Abend wieder abzuholen und vorerst mit dem Taxi in mein Hotel zu fahren, um mich dort umzuziehen.
Die Taxifahrt dauerte jedoch wesentlich länger als ich eingeplant hatte und erinnerte mich daran, weshalb ich lieber selbst fuhr.
Endlich auf meinem Hotelzimmer angekommen, tauschte ich Bluse und Rock gegen ein enges, schwarzes Abendkleid mit einem tiefen Schlitz, der einen Blick auf meine langen Beine gewährte.
Nachdem ich mein Makeup gerichtet, Schmuck angelegt und meine Lieblings-High Heels angezogen hatte, machte ich mich wieder auf den Weg in die Innenstadt.
Dieses Mal jedoch nicht mit dem Taxi, sondern im Auto des gutaussehenden, jungen Mannes, den ich gestern Abend an der Hotelbar kennengelernt hatte und der anscheinend genauso gerne Tequila Sunrise trank wie ich.
"Also Amelia, du stammst aus Großbritannien?", fragte er, während er einige der anderen Autos überholte. Ich nickte knapp. "Und bist du beruflich oder privat hier?"
"Du stellst ziemlich viele Fragen, mein Lieber", entgegnete ich.
Er schmunzelte. "Du bist also so eine ganz Geheimnisvolle?"
Ich schenkte ihm ein vielsagendes Lächeln.
"Was ist mit dir, ähm...?", fragte ich zurück und stellte deprimiert fest, dass mir sein Name beim besten Willen nicht mehr einfallen wollte.
"Jake", half er mir grinsend nach.
"Jake", wiederholte ich. "Ähm ja, richtig"
Es war mir ein wenig peinlich, dass ich mich nicht mal an seinen Namen erinnern konnte. Normalerweise hatte ich mich ziemlich gut unter Kontrolle und übertrieb es nicht mit dem Alkohol. Doch Tequila Sunrise in netter Gesellschaft war einfach unwiderstehlich.
"Ich bin privat hier", antwortete Jake auf meine Frage. "Ich brauchte einfach mal eine Auszeit von meinem Leben in Jacksonville."
Überrascht blickte ich ihn an. "Du kommst aus Florida?"
Ein Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. "Na, für eine Britin kennst du dich ganz schön gut aus"
Ich lächelte bloß.
Auch wenn ich erst einige Male und nur für kurze Zeit in den Vereinigten Staaten gewesen war, wusste ich doch so einiges über sie, was wohl so mancher Amerikaner nicht wusste.
Das war einer der Gründe, weshalb ich einen so wichtigen Job hatte übernehmen dürfen.
Mein Vater hatte, als ich noch jünger war, immer gesagt, mein Gedächtnis sei wie einer dieser winzigen Computer, in dem Unmengen von Informationen gespeichert waren. Mir war es noch nie schwer gefallen, mir etwas zu merken - egal, ob es sich dabei um die ersten hundert Stellen von Pi oder eine Liste aller Flüsse Großbritanniens handelte.
Umso mehr ärgerte es mich, dass mir ein einfacher Name entfallen war.
"Du kommst also aus Florida und machst dann hier Urlaub?", fragte ich ein wenig irritiert.
"Tja, ich musste einfach mal etwas anderes sehen", erklärte Jake. "Und da kam mir Washington ganz gelegen."
Konzentriert blickte er auf die Straße, bog dann ab und beförderte uns somit an unser Ziel.
"Das Columbia" Er deutete zu unserer Rechten auf einen mit Lichterketten erhellten Eingang.
"Triffst du hier jemanden?", hakte er nach.
Ich schmunzelte. "Ich bin mit niemandem verabredet, falls du das wissen möchtest. Aber ich werde hier heute Abend garantiert nicht alleine rausgehen"
Jake warf mir ein gewinnendes Lächeln zu. "Wie wäre es, wenn ich heute deine Verabredung wäre, Amelia?"
Vehement schüttelte ich den Kopf.
"Tut mir leid, Jake. Aber du bist nicht so ganz mein Beuteschema", erklärte ich und konnte mein Grinsen kaum unterdrücken.
"Ach, und was ist dein Beuteschema?", fragte er ehrlich interessiert und überhaupt nicht gekränkt, wie ich erwartet hatte.
"Frauen", entgegnete ich bloß und öffnete die Autotür, um einen Abgang hinzulegen, bevor er noch auf komische Ideen kam - wie so einige Männer, die ich kennengelernt hatte...
"Warte. Du stehst also nicht auf Männer?", fragte Jake.
Ich nickte. "Ganz genau, Darling"
Jake zuckte die Schultern und zog den Zündschlüssel ab. "Okay, cool."
Fragend hob ich eine Augenbraue.
"Dann gehen wir jetzt gemeinsam ins Columbia und checken die Frauen dort aus.", verkündete er.
Bevor ich etwas erwidern konnte, war Jake auch schon aus dem Wagen ausgestiegen und steuerte auf den Eingang der Bar zu. Ich folgte ihm und lief meinem Schicksal so - wortwörtlich - direkt in die Arme.

The Devil is FemaleWhere stories live. Discover now