▸ Nur Schall und Rauch

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▸ Sam POV ◂

Während ich auf dem Weg zum Büro des Außenministers durch das Kapitol lief, war ich in Gedanken immer noch bei Amelia und unserem gestrigen Gespräch, nachdem ich dummerweise einfach aus dem Kongressgebäude gestürmt war.
Abermals wünschte ich mir, ich könnte mein Verhalten rückgängig machen. Doch wer wäre an meiner Stelle nicht aufgebracht gewesen?
Trotzdem hatte Katie Recht und ich sollte Amelia noch eine Chance geben, sich mir zu erklären.
Da ich jedoch keines Falls damit gerechnet hatte, dass Amelia heute wieder im Kapitol aufkreuzen würde, zuckte ich erschrocken zusammen, als sie sich mir - mit schwarzer Perücke und verschränkten Armen - plötzlich in den Weg stellte.
"Amelia!", stellte ich aus der Fassung gebracht fest.
"Guten Morgen, Inspector", entgegnete sie kühl und gefasst.
"Was machst du hier?", fragte ich perplex.
Sie lächelte mysteriös.
"Ich arbeite hier, wie Sie wissen"
Ich verengte die Augen.
Was sollte diese Masche schon wieder?
Ich wurde wirklich nicht schlau aus Amelia - dabei hatte ich gerade das Gefühl gehabt, sie ein bisschen besser durchschauen zu können!
Doch bei ihrem selbstzufriedenen Lächeln wurde mir mulmig zu Mute.
"Was genau wird das hier?", fragte ich.
"Nun ja...", murmelte Amelia und spielte mit einer ihrer kurzen Haarsträhnen. "Du möchtest doch sicher deine neue Stelle behalten. Und wenn du nicht möchtest, dass ich deinem Vorgesetzten berichte, dass du gestern den Außenminister beleidigt und dann einfach deinen Arbeitsplatz verlassen hast..."
Ich schluckte und beendete ihren Satz mit einer dunklen Vorahnung. "Dann soll ich niemandem davon erzählen, dass du hier eigentlich nicht arbeitest und dich anscheinend als jemand anderes ausgibst?"
Amelia zuckte betont gleichgültig die Schultern. "Wäre wohl besser für dich, oder?"
Ich verschränkte nun ebenfalls die Arme. "Soll das eine Drohung sein?"
Amelia lächelte nur.
"Wer weiß"
Mit diesen Worten lief sie an mir vorbei, während ich bloß wie angewurzelt da stand und verarbeiten musste, was sie so eben zu mir gesagt hatte.
Verdammt! Ich konnte sie wirklich nicht auffliegen lassen, ohne selbst meinen Job zu gefährden.
Das schlimmste daran war, dass ich es nicht einmal wollte.
Vielleicht war ich naiv zu denken, dass Amelia mir nicht bloß etwas vorgespielt hatte. Aber ich musste einfach wissen, was mir diese neuen Gefühle, die da auf einmal waren, sagen sollten.
Da ich keine andere Wahl hatte, folgte ich Amelia in das Büro von Mr. Brown.
Dieser wandte sich direkt an mich, als ich eintrat. "Ah, Inspector Williams", begrüßte er mich. Sein Ton war abschätzig, doch es folgte kein Kommentar über meine Fähigkeiten als Polizistin oder eine Anweisung, ihm seinen Kaffee zu holen. Ich schmunzelte leicht. Vielleicht hatte ich das Ganze hier doch besser im Griff, als ich gedacht hatte.
"Guten Morgen, Mr. Brown", erwiderte ich.
"Miss Miller hat mir und Ihrem vorgesetzten Major bereits alles erzählt", fuhr der Außenminister fort, während Amelia ihm einen Ordner reichte.
Ich schluckte nervös. "Ähm, was genau?"
Hatte sie ihr Wort doch nicht gehalten? Aber wieso hatte sie mir heute morgen dann gedroht?
Verdammt, das machte alles keinen Sinn!
Verzweifelt versuchte ich einen neutralen Gesichtsausdruck zu bewahren.
"Na, dass Sie gestern spurlos verschwunden sind wegen des wichtigen Auftrags von ihrem Chef bei der Polizei", brummte Mr. Brown genervt.
"Sergeant Scott?", fragte ich verwirrt. Wieso hatte Amelia Ryan da mit hineingezogen? Er würde sicher nicht erfreut sein, wenn er davon Wind bekommen würde.
"Ja, so hat sich der Mann, der gestern Abend bei uns war, glaube ich vorgestellt", erwiderte er schulterzuckend.
"Sergeant Scott war... hier?", fragte ich völlig perplex und warf Amelia einen leicht geschockten Blick zu.
Diese nahm mein Entsetzen mit sichtlichem Vergnügen zur Kenntnis.
"Nun ja, Ihr Chef wollte uns nur persönlich bestätigen, dass hier alles mit rechten Dingen zugeht"
Amelia zwinkerte mir zu.
Fassungslos blickte ich ihr hinterher, als sie den Raum verließ, um Mr. Brown einen Kaffee zu bringen.
Ich verstand die Welt nicht mehr...!
Während Amelia diese Spielchen zu genießen schien, wollte ich dem ganzen Unsinn einfach nur ein Ende machen und konnte meinen Feierabend kaum abwarten.
Nachdem ich Punkt achtzehn Uhr eilig das Abgeordnetenbüro verlassen hatte, wartete ich ungeduldig vor dem Eingang des Kapitols auf Amelia.
Diese ließ sich jedoch einige Minuten Zeit, ehe sie aus dem Kongressgebäude schlenderte und auf mich zu kam.
"Vermisst du mich jetzt schon so sehr, dass du nach der Arbeit auf mich wartest?", fragte sie sarkastisch und mit einem selbstgerechten Schmunzeln.
Ich schnaubte.
Diese Frau konnte mich mal!
Vielleicht hätte ich doch einfach gehen sollen. Denn anscheinend war es das nicht wert. Doch ich wollte verdammt nochmal Antworten.
"Wieso das Date?", sagte ich nur und musterte Amelia eingehend.
"Hast du das nicht schonmal gefragt?", konterte sie.
"Bekomme ich diesmal denn eine ehrliche Antwort?", fragte ich zurück und hoffte inständig darauf, dass sie sagen würde, ihre Antwort hätte auch bei unserem Date der Wahrheit entsprochen.
"Wer weiß", erwiderte sie und zeigte dabei keinerlei Gefühlsregung, die darauf schließen ließ, was in ihr vorging. "Vielleicht war mir langweilig. Vielleicht warst du leichte Beute."
Betont gleichgültig zuckte sie die Schultern. Dabei blitzte jedoch irgendetwas in ihren Augen auf, was ich nicht einordnen konnte. Womöglich hatte ich es mir aber auch nur eingebildet.
"Also war das alles nur Schall und Rauch?", wagte ich, meine Befürchtung auszusprechen.
Amelia lächelte verächtlich auf mich herab.
"Für einen Cop kannst du ja erstaunlich gut kombinieren"

The Devil is FemaleWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu