▸ Lügen

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▸ Sam POV ◂

Amelia drehte sich zu mir um.
"Was soll der Mist?", fragte ich aufgebracht.
"Was?", fragte sie gespielt verwundert.
"Verdammt, lass diesen affigen Akzent. Ich weiß, dass du es bist, Amelia!", schimpfte ich.
Amelia schluckte.
Sie hatte wohl nicht damit gerechnet, dass ich sie wirklich durchschaut hatte.
"Findest du nicht, du schuldest mir eine Erklärung?", hakte ich nach.
Sie antwortete nicht.
"Wie kannst du mir so etwas verschweigen? Nach gestern..."
Ich blickte sie verletzt an.
War das alles nur ein krankes Spiel von ihr?
"Was für einen Unterschied macht es denn bitte, dass ich auch hier arbeite?", fragte Amelia und hob die Augenbrauen.
Ich schnaubte. "Du arbeitest doch nicht wirklich hier. Und du heißt ja wohl nicht Miss Miller oder hast französische Wurzeln! Und was soll die Perücke?!"
Amelia wich meinem Blick aus.
"Das würdest du nicht verstehen"
Ich verdrehte die Augen.
"Ach ja?! Aber versuchen es zu erklären kannst du es mir auch nicht?!"
Als Amelia wieder nichts erwiderte, verengte ich die Augen zu Schlitzen.
"Gut. Ich denke wir sind hier fertig"
Mit diesen Worten drehte ich mich um und lief schnellen Schrittes davon.
Jedoch nicht in Richtung von Henrys Büro, sondern zum Ausgang des Gebäudes.
Ich musste hier einfach weg.
Ich wusste, dass es kindisch war, vor seinen Problemen - wortwörtlich - wegzulaufen. Aber manchmal bestand mein Leben mehr aus Kurzschlussreaktionen als aus geplanten Entscheidungen.
Noch während ich auf dem Weg zum Parkplatz war, holte ich mein Handy heraus und wählte Katies Nummer.
"Naaa", meldete sich die Stimme meiner besten Freundin nach einigen Sekunden.
"Hey. Bist du zuhause?", fragte ich und stieg in mein Auto.
"Ja. Was gibt's? Willst du vorbeikommen?", ertönte die Antwort aus meinem Telefon.
"Ja, bis gleich", sagte ich schnell, legte mein Handy auf den Beifahrersitz und fuhr los. Wenn rauskam, dass ich während meiner Arbeitszeit aus persönlichen Gründen meinen Posten verließ, würde ich sicher Ärger von dem Major und von Ryan bekommen - zumal meine Schwester das echt nicht erfahren durfte!
Als ich nach Georgetown abbog, bereute ich bereits, dass ich das Kapitol einfach verlassen hatte.
Ich parkte vor einem der bunten Reihenhäuser und blickte hoch zu den mintgrünen Fensterläden, aus denen Katie bereits wartend auf mich herabschaute. "Hey, Smartie!", rief sie munter. Ich antwortete nicht, sondern stapfte bloß die Treppe vor dem Haus hinauf und wartete darauf, dass Katie mir die Tür öffnete.
Meine beste Freundin wohnte momentan in einer Mietwohnung im zweiten Stock und hatte bisher nicht einmal die Zeit gefunden, ihre ganzen Umzugskartons auszuräumen, sodass diese immer noch mitten im Flur standen.
"Was ist denn passiert?", fragte Katie ein wenig besorgt. "Ich dachte, dein Date gestern wäre so unglaublich gewesen?"
Ich schnaubte. "Tja, anscheinend war ich die Einzige, die das so gesehen hat"
Fragend blickte Katie mich an.
Ich ließ mich seufzend auf die Couch fallen und verschränkte die Arme.
"Amelia hat wohl irgendein seltsames Geheimnis. Aber da sie anscheinend eine neurotische Lügnerin ist, braucht sie mir überhaupt nicht mehr erzählen, was es damit auf sich hat! Mit so jemandem will ich einfach nichts zu tun haben", murrte ich.
Katie lächelte mitleidig.
"Du willst es eigentlich doch wissen, oder?", schlussfolgerte sie. Ich verdrehte die Augen, doch Katie kannte mich einfach zu gut.
"Also hat sie dir nicht freiwillig gesagt, was los ist?"
Ich schüttelte den Kopf. "Ihrer Meinung nach würde ich es nicht verstehen", erklärte ich in vorwurfsvollem Ton.
Katie drückte mir eine Tasse Tee in die Hand, von dem ich dankbar einen Schluck nahm. Es war der Früchtetee, den Katies Mutter immer für uns gemacht hatte, als wird noch jünger waren.
"Also", fuhr Katie fort. "Dann erzähl jetzt mal ganz von Anfang an, was genau vorgefallen ist"

The Devil is FemaleWhere stories live. Discover now