▸ Die Wahrheit

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▸ Sam POV ◂

Amelia holte einmal tief Luft und blickte sich um, als hätte sie Angst, dass wir beobachtet würden.
"Also?", hakte ich nach, als sie nach einigen Minuten immer noch keinen Ton herausgebracht hatte.
Sie räusperte sich. "Okay... also erst einmal, muss ich zugeben, dass du Recht hattest. Das Date mit dir war wirklich schön und ich... ähm naja ich habe das alles ernst gemeint, was ich gesagt habe. Und würde ich dir nicht vertrauen, hätte ich dir keines Falls von meinem Dad erzählt..."
Sie schluckte und ich sah, wie schwer es ihr fiel aufrichtig über ihren Vater zu sprechen.
"Aber wieso hast du das dann gesagt, verdammt?!", fragte ich leise.
"Weil ich Abstand zu dir gewinnen musste", antwortete Amelia und ich spürte, dass sie die Wahrheit sagte.
"Weil ich deinem Geheimnis auf der Spur war?", fragte ich nach.
Amelia biss sich auf die Lippe, nickte dann jedoch.
"Ich wollte dich bloß davon abhalten, weiter nachzuforschen."
Ich nickte. Als ich sah, wie sie mir so hoffnungslos gegenübersaß, war ich auf einmal fast nicht mehr sauer auf sie. Schließlich hatte sie das Ganze auch irgendwie aus Selbstschutz getan.
"Hör zu, Amelia", murmelte ich.
"Du hast mich echt verletzt. Aber ich würde dir gerne noch ein Chance geben, dich zu erklären."
Ich blickte ihr in die Augen.
"Aber dazu musst du mir die ganze Wahrheit sagen"
Amelia schien kurz mit sich selbst zu ringen. Dann nickte sie.
"Ich würde es ehrlich gesagt auch begrüßen, wenn du mir noch eine Chance geben könntest..."
Ein zaghafte Lächeln erschien auf ihren Lippen.
Ich konnte nicht drum herum, ihr Lächeln zu erwidern und sah unter Amelias intensivem Blick etwas verlegen zur Seite.
"Wie du weißt, arbeite ich nicht wirklich für das Kapitol", fing Amelia an. "Ich habe mich unbemerkt dort eingeschleust und mein Plan wäre auch aufgegangen, wenn du mich nicht erkannt hättest. So gut informiert ist die Personalabteilung des Kapitols nämlich nicht. Und Henry... also Mr. Brown bemerkt so etwas schon gar nicht. Der ist bloß froh, dass er jemanden hat, den er rumkommandieren kann", merkte sie grinsend an.
Ich verdrehte bei dem Gedanken an den Außenminister die Augen und fügte dann schmunzelnd hinzu: "Und er braucht natürlich jemanden, der ihm seinen Kaffee bringt"
Amelia lachte. "Ja, das auch." Dann wurde sie wieder ernst. "Jedenfalls wäre meine Tarnung sicherlich nicht aufgeflogen, hätte ich nicht..."
"...eine Polizistin gedatet, die für einen Cop auch noch erstaunlich gut kombinieren kann?", beendete ich ihren Satz und hob die Augenbrauen.
"Tut mir leid", murmelte Amelia etwas kleinlaut.
"Schon gut", erwiderte ich.
"Aber wieso hast du dich im Kapitol eingeschleust?"
"Ich... nun ja, so einfach ist das nicht zu erklären."
Amelia seufzte.
"Ich musste im Kapitol arbeiten, um an Mr. Brown heranzukommen.
Ich weiß, du arbeitest im Namen des Gesetzes. Doch manchmal sind die Leute, die die Gesetze machen, keine solchen Unschuldsengel, wie sie vorgeben zu sein."
Ich beobachtete sie misstrauisch.
"Du bist doch keine Auftragskillerin, oder?", fragte ich besorgt.
Sie lachte. "Großer Gott, nein! Ich bin bloß hier, um Informationen zu beschaffen."
"Informationen?", wiederholte ich und musterte sie weiterhin aufmerksam. Doch diesmal schien sie tatsächlich voll und ganz die Wahrheit zu sagen.
"Ich bin Journalistin", erklärte Amelia dann. "Ich arbeite verdeckt an einer großen Enthüllungsgeschichte über Henry Brown. Und es könnte wirklich wichtig sein, dass ich diese Informationen veröffentliche. Alles was ich tue, ist bloß im Sinne der Bürger. Glaub mir, Samantha"
Ich schmunzelte.
Es war immer noch ungewohnt, dass mich jemand bei meinem vollen Namen nannte - aber auf eine gute Art, wie ich zugeben musste. Ich mochte es, wie Amelia meinen Namen aussprach.
Doch ich durfte mich nicht von solchen Gefühlen beeinflussen lassen.
"Wieso soll ich dir jetzt glauben?", fragte ich ruhig und fügte dann hinzu: "Obwohl du bisher häufig gelogen hast"
Amelia blickte etwas betrübt zu Boden.
"Also wirst du mich auffliegen lassen?"
"Nein", antwortete ich und schüttelte langsam den Kopf.
Amelia blickte zu mir hoch und ich meinte, Überraschung in ihrem Blick zu erkennen.
"Wieso?"
Ich lächelte.
"Weil Gerechtigkeit für mich eine der wichtigsten Dinge auf der Welt ist. Und Mr. Brown hat definitiv mal welche verdient", erklärte ich mit einem spöttischen Grinsen.
"Außerdem...", fügte ich leise hinzu.
"Würde ich dir gerne verzeihen. Weil ich herausfinden möchte, was das ist. Das mit uns."
Meine Stimme wurde immer leiser.
Erwartungsvoll blickte ich zu Amelia.
Diese lächelte immer noch.
"Das würde ich auch gerne"

The Devil is FemaleWhere stories live. Discover now