▸ Country

520 29 0
                                    

▸ Sam POV ◂

Ich hatte schon schönere Arbeitstage gehabt. Deutlich schöner.
Trotzdem war es wenigstens ein Tag weniger, an dem ich Cooper ertragen musste.
Ich seufzte und ließ mich auf meine Couch fallen, um anschließend meine verpassten Nachrichten zu checken.
Etwas irritiert zog ich die Augenbrauen zusammen. Eine unbekannte Nummer hatte mir mehrere Nachrichten geschickt.
Hallo Samantha,
ich wollte Sie fragen, ob Sie an einer spontan Verabredung für den heutigen Abend interessiert wären.
- Amelia
Mein Herz schien plötzlich etwas schneller zu klopfen, als ich die SMS las. Eine Verabredung?
Heute?
Schnell las ich weiter.
PS: Ihre Nummer habe ich von Katie ;)
Ich schmunzelte, nahm mir jedoch vor, meiner besten Freundin demnächst einen Vortrag darüber zu halten, dass sie meine Handynummer nicht einfach, ohne mich zu fragen, weitergeben konnte.
Eine Verabredung?, tippte ich und konnte ein leichtes Grinsen dabei nicht unterdrücken.
Soll ich es lieber Date nennen?, kam die Antwort bereits einige Sekunden später zurück. Amelia musste bereits online gewesen sein, was hieß, sie hatte entweder wirklich wenig zu tun oder auf meine Antwort gewartet.
Ich schluckte nervös und schrieb dann eine weitere Nachricht.
Wo und wann?
Amelia antwortete prompt.
Sie sind also interessiert. Wie erfreulich. Dann werde ich Sie in zwei Stunden von Zuhause abholen.
Schicken Sie mir die Adresse.
Das Ganze kam mir so surreal und dazu vollkommen verrückt vor. Doch tatsächlich fand ich mich wenige Minuten später im Bad wieder, wo ich mich für meine Verabredung fertig machte.
Ich entschied mich für ein dezentes Makeup, zog dann ein dunkelblaues Kleid und meine Lederjacke über - auch wenn diese im Gegensatz zu dem relativ schicken Kleid etwas schäbig wirkte. Aber sie gehörte einfach irgendwie zu mir dazu.
Dann machte ich mich daran, meine Haare irgendwie zu bändigen und ein paar für den Anlass angemessene Turnschuhe in meinem Schrank zu finden.
Als ich fertig war und immer noch ein wenig Zeit blieb, nahm ich mein Handy und machte auf voller Lautstärke mein Lieblingslied der Backstreet Boys an.
Verdammt, war ich nervös!
Ich fühlte mich, als würde ich das erste Mal in meinem Leben auf ein Date gehen. Wobei meine letzte Verabredung tatsächlich ziemlich lange her war...
Plötzlich ertönte meine Klingel und ließ mich erschrocken auf die Uhr blicken. Amelia war sogar fünf Minuten vor der vereinbarten Zeit gekommen.
Schnell schaltete ich die Musik aus, steckte mein Handy in die Jackentasche und lief die Treppe hinunter, um die Haustür zu öffnen.
Doch was mich dahinter erwartete, raubte mir den Atem.
Ich hatte Amelia nun schon einige Male in umwerfenden Outfits gesehen, doch gerade sah sie einfach nur wunderschön aus.
Ihre Haare waren in leichten Wellen hochgesteckt und ihre Augen schienen im schwachen Licht der Außenbeleuchtung meiner Veranda zu funkeln.
"Guten Abend, Inspector", hauchte sie lächelnd.
Ich räusperte mich.
"Hallo, Amelia. Sie sind ja wirklich... früh da"
Es sollte eigentlich nicht so sehr nach einem Vorwurf klingen. Doch Amelia schien es auch nicht allzu persönlich zu nehmen, denn sie lachte bloß.
"Nunja, britische Pünktlichkeit", erklärte sie achselzuckend.
"Wollen wir los?"
Sie deutete zu dem schwarzen Rolls Royce, der vor meinem Grundstück parkte.
Ich nickte bloß etwas nervös und folgte ihr zu ihrem Wagen.
Galant hielt sie mir die Beifahrertür auf und wartete, bis ich saß, ehe sie ebenfalls einstieg.
Ich musste zugeben, dass sie zuvorkommender war als jeder Mann, mit dem ich bisher ausgegangen war.
Neugierig blickte ich mich in dem Wagen um, der in einem hellen Anthrazit ausgekleidet war und von der Innenausstattung her ziemlich altmodisch wirkte.
Ein Wunder, dass dieses Auto überhaupt noch fuhr...
Ich betrachtete eine Sammlung alter Kassetten, während Amelia sich anschnallte und den ersten Gang einlegte.
"Sie können gerne Musik anmachen, wenn Sie möchten", merkte sie aufmerskam an. "Suchen Sie sich einfach eine Kassette aus und schieben Sie sie hier rein"
Sie deutete auf etwas, das anscheinend die Öffnung des Kassettenrekorders war.
Ich überflog die fein säuberlich von Hand aufgeschriebenen Genres auf den Kassettenhüllen und entschied mich letztendlich für 'Country'.
Bei genauerem Betrachten fiel mir auf, dass die Beschriftung etwas anders aussah als bei den anderen Kassetten. Die Schrift schien etwas unordentlicher und größer zu sein.
Gedankenverloren drückte ich auf 'Play', während ich immer noch die Hülle der Kassette musterte.
Als die Musik plötzlich - lauter als erwartet und ohne Vorwarnung - aus den Lautsprechern tönte, zuckte ich erschrocken zusammen.
Amelia grinste und lauschte einen Moment dem Song, bevor sie wenig begeistert bemerkte: "Country, also."
Etwas unsicher blickte ich zu ihr herüber. "Sie sind also kein so großer Country-Fan?", hakte ich nach, als Amelia Richtung Zentrum abbog.
Sie schnaubte bloß statt einer Antwort und blickte konzentriert auf die Straße.
Als der nächste Song begann, schaffte ich es nur mehr oder minder, ein freudiges Quietschen zu unterdrücken. Mit hochgezogener Augenbraue wandte Amelia sich zu mir.
"Das ist einer meiner Lieblingssongs", gab ich ein wenig peinlich berührt zu.
Grinsend verdrehte Amelia die Augen, als Zeichen, dass es ihr definitiv nicht genauso ging.
Dann murmelte sie leise: "Mein Vater würde Sie mögen"
Etwas verdattert blickte ich sie an.
"Wegen meiner Vorliebe für Country-Musik?"
Sie zwinkerte mir schmunzelnd zu.
"Unter anderem"
Wir beließen es während der weiteren Fahrt bei diesem Wortwechsel und lauschten der Kassette - die mir zugegebenermaßen von Lied zu Lied immer besser gefiel.
Einige Minuten später hielt Amelia auf einem großen Parkplatz vor einem Restaurant, in dem ich tatsächlich noch nie gewesen war.
Das Restaurant wirkte verdammt schick und ich kam mir sofort underdressed vor. Doch nach einem Blick zu Amelia, die mir ein Lächeln schenkte, das man einfach nur als umwerfend beschreiben konnte, wurde mir gleich viel wohler zu Mute.

The Devil is FemaleWhere stories live. Discover now