Hochmut macht Übermut (2)

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Die große Saaltür hinter ihm wurde schwungvoll aufgestoßen. Er drehte seinen Kopf und senkte die Hand. Ein Schatten schritt durch die Tür, bevor sich die dahinter versteckende Elbin durch den Türrahmen zog. Ertappt richtete er sich wieder auf und streckte seinen Oberkörper raus, hob das Kinn und ließ ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen erscheinen.

„Wachen. Verlasst den Raum, es darf niemand den Thronsaal betreten!" Das Klappern von Rüstungen ertönte, als sich die großen Türen schlossen. Mit langsamem Schritt bewegte er sich vorwärts, wartete darauf, dass sie bei ihm ankam. Seine Augen gellten danach sich an ihr zu weiden, doch das durfte er nicht, nicht jetzt, es waren wichtige Dinge zu besprechen.

Sie machte vor ihm halt und blickte ihn aus funkelnden Augen an.

„Na, wonach dürstet es meinen Herrscher heute?" Flüsterte sie ihm süß entgegen. Er griff nach ihrem Kinn und drückte es streng nach oben, damit er ihre pechschwarzen Augen erblicken konnte. Ihre lockigen feuerroten Haare fielen ihr in den Nacken. Sie reichten ihr auf der linken Seite bis zum Kinn, die rechte Seite hatte sie sich abrasiert.

„Hör auf mit dem süßlichen Gefasel in deiner Stimme mein Gemüt zu bedrängen. Ich hasse es, wenn du sie verstellst." Er musterte ihr Gesicht. Ihre Haut strahlte rein und frisch, ein widerspenstiges Lächeln umwob ihre Lippen und ihre Augen zuckten interessiert, darauf gefasst, was er von ihr wollte.

Sie schluckte mit sehbaren Schwierigkeiten, den Kopf von seiner Hand in den Nacken gepresst, bevor sie ihm mit derselben Stimme antwortete:

„Ist mein kleiner Kingking heute etwa sehr grummelig, muss ich dir ein Eis holen?" Ihr Lächeln vergrößerte sich. Firell betrachtete ihre Lachfalten, oft konnte er sich nicht entscheiden, ob er diese Frau hassen oder akzeptieren sollte. Sie zog viel Macht aus ihrer Position, erlaubte sich mehr als alle andern, doch ebenso bewunderte er sie für ihren Mut, ihre Schlagfertigkeit und ihren Willen das zu tun, was sie für richtig erachtete.

Firell senkte seine Hand etwas, um ihr die Luft abzuschnüren. So leicht würde er nicht mit sich spielen lassen.

„In der Tat, ich bin heute erzürnt, sehr sogar. Du solltest achtgeben, sonst wirst du mir kein Eis mehr holen können." Sein Gesicht verfinsterte sich. Heute würde er ihr seine Macht zu spüren geben.

„Schon gut, schon gut. Reg dich ab! Was ist dein Problem? Muss ja schwerwiegend sein, sonst würdest du mich nicht rufen!" Ihr Gesicht hellte sich auf, doch unter dem stetig wachsenden Druck seiner Hand schlich sich ein lautes Röcheln durch ihre Stimme.

„Ist etwa was mit deiner kleinen super Schnepfe passiert?" Das Funkeln ihrer Augen vermehrte sich, sprühte Erhabenheit über ihr feines Gesicht. Auch sie würde sich nicht derart schnell unterkriegen lassen.

„Hör mir zu, sie heißt nicht Schnepfe, damit das klar ist, sie heißt Melia! Ich habe eine Aufgabe für dich. Ich erwarte von dir, dass du sie findest. Und nur damit es dein Gehirn versteht, du wirst sie vor den gierigen Bürgern finden!" Seine rechte freie Hand ballte sich zu einer Faust und seine schwarzen Fingernägel gruben sich in seine Handfläche. Die Wut brodelte noch immer in ihm, wenn Ave nicht aufpasste, dann würde sie sie in den nächsten Sekunden am eigenen Leib zu spüren bekommen. Er spürte den Schmerz seiner Hand, als sich seine Finger weiter in das ungeschützte Fleisch bohrten. Er durfte jetzt nicht die Kontrolle verlieren, das konnte er nachher tun, wenn Ave ihn alleine gelassen hatte. Leider wusste er nur zu gut, dass sie ihn bereits durchschaut hatte, doch das hieß noch lange nicht, dass sie auch recht behalten musste. Er hörte das Blut in seinen Adern rauschen, als er die Oberfläche seiner Haut durchbrach und sich die Fingernägel in seinen Muskeln vergruben. Sein dickflüssiges Blut lief über seine Finger, tropfte leise auf den Boden. Er starrte Ave in die Augen. Sein Verstand wusste, dass sie nicht der Grund für seine Wut war, nur provozierte sie sie auf elegante Weise.

KönigstochterOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz