Alles kommt irgendwie irgendwann zu dir zurück (2)

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„Na du kleines Miststück? Was hast du dort?", die tiefe Stimme gehörte dem Mann, der Ave darüber berichtet hatte, dass sie wach war. Er folgte Ave auf Schritt und Tritt und ließ sich jedoch insgeheim als der Herrscher des Lagers feiern, während er vor Ave nicht ein Wort heraus bekam. Er war, wie sie festgestellt hatte, der älteste Mann in diese Lager und genoss angesehen durch viele Reisen und das Wissen, dass er sich von anderen gestohlen und abgeschaut hatte. Nicht einer seiner geliebten Ratschläge war von ihm, alle waren sie gestohlen von großen Dichtern, Schreibern und Künstlern. Und doch war er beliebt für das, von dem alle wussten, dass es nicht seins war. Jeder der Jünglinge war im Laufe des Tages zu ihm geeilt, hatte ihn um Hilfe gebeten, nach seiner Empfehlung gesucht. Auch wenn Melia nicht viel von seiner Lehrmethode hielt, er sorgte für die Ordnung des Lagers. Was ihm wohl die Ehre gebracht hatte, der Wächter der Schlüssel zu sein, dass er immer mit sich trug und an dem auch der Schlüssel für ihr Gefängnis befestigt war. Ihr war die Idee aufgekommen, warum er wohl so viele Schlüssel bewachte, da dieses Lager alles andere als beständig war, doch die Antwort war ihr ausgeblieben. Sie lauschte noch einmal, doch als er sich erneut einen Schritt auf sie zu bewegte, klimperte kein verräterisches Schlüsselbund an seinem Gürtel.

Melia versteifte sich leicht. Das Skelett des Raben lag vor ihr ausgebreitet und ihre Kleidung musste aus Fleisch und Blut wirken, wenn das Feuer ihren derben Anzug beleuchtete. Ihr Anblick musste grässlich sein.

„Hör zu. Mach deinen Mund auf und rede mit mir, dann werde ich das Ding da nicht Ave melden." Er deutete voller Ekel auf das tote Vieh in ihren Händen. Der Lichtschein der Fackel dröhnte auf sein Gesicht und ließ es noch aufgedunsener wirken, als es bereits war. Melia drehte ihren Kopf interessiert zur Seite und blickte mit hochgezogener Braue zu ihm hoch. Sein Angebot klang vernünftig, es war nur noch daran herauszufinden, was er als Gegenleistung erwartete, niemals würde er sich mit einem Gespräch mit ihr zufrieden geben.

„Füg dich meinen Wünschen und du wirst Morgen etwas zu essen bekommen."

Melia legte ihren Kopf schief. Sie kamen dem Grund seines Daseins näher. Rufus lehnte sich leicht nach vorne und stützte sich mit dem Unterarm an den Metallstangen ab. Er hob seine Hand und fuhr sich leicht seinen kleinen Bart entlang.

„Wenn alle schlafen, werde ich noch einmal hierher kommen. Ich werde deinen hübschen Käfig öffnen und dich in Ketten legen und du wirst dich nicht wehren, keinen Laut von dir geben und einfach das machen, was ich dir sage zu tun." Er legte eine kurze Pause ein und blickte ihr in die Augen.

„Und du wirst es genießen." Er atmete tief ein.

„Haben wir uns verstanden?" Sein fettiges Gesicht formte ein Lachen und ein grunzender Laut eröffnete sich aus seinem Maul. Er starrte amüsiert zu ihr herab.

Melia blinzelte sachte und beobachtete gezielt gelassen die Flammen des tanzenden Feuers über ihr.

„Hälst du es immer so mit den Gefangenen deiner Herrin?", säuselte sie und starrte ihm in die Augen. Neckisch lächelnd legte sie ihren Kopf in den Nacken und beobachtete die dunklen Wolken über sich.

„Bangen alle so schnell um ihr Leben? Glauben sie, dass du ihnen was antust? Bringst du sie um, wenn sie dir nicht gehorchen?" Sie schloss die Augen und horchte nach seinem schlagenden Herzen.

„Du kannst mir nicht drohen. Du hast nichts zum Drohen. Du weißt, ich darf nicht sterben und du kannst nichts daran ändern. Früher oder später werde ich etwas zu essen bekommen. Also geh und such dir eine andere Frau, die sich deinen perversen Spielereien annimmt. Ich bin nicht das Opfer deiner Begierde."

Eine stählerne nasse Hand reckte sich nach ihrem Hals, umgriff ihn und zog sie zu sich hin. Melia krallte sich um die harte Haut, ritzte in sie hinein, biss und trat nach ihr, doch trotz des geringen Males, was sie gerade hatte zu sich nehmen können, war sie zu geschwächt, um einen Unterschied zu machen. Er schnürte ihre Kehle ab, doch gerade nur so viel, dass sie genug Luft erhielt, um am Leben zu bleiben.

KönigstochterWhere stories live. Discover now