Jeder Ruf kommt zurück (3)

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Tabons Augen vernahmen nur langsam, wie Melia nach vorne fiel und sie Turan das Messer ins Herz rammte. Der Schock war seinem Freund ins Gesicht geschrieben. Seine Hand löste sich vom Stock, der den Hasen hielt. Seine Beine richteten sich ruckartig auf, als sein Verstand realisierte, was gerade passierte. Wie in Zeitlupe hörte er sich nach Turan schreien und zu ihm hinlaufen. Seine Finger tasteten nach dem Puls des Barbaren, doch weder fand er diesen, noch konnte er seinen Atmen hören.

Tabons Herz pochte laut. Turan war tot. Sein Blick fiel auf das Messer in seiner Brust, als ihm das Mädchen wieder einfiel. Er richtete sich langsam auf, um nach ihrer Person zu suchen, doch er fand nur einen Schwarzen Schatten, der das Feuer durchbrach. Er sah die Flammen um ihren Körper lodern, wie sich die Kleidung langsam in Brand setzte und ihre Haare von den schlängelnden Flammen aufgefressen wurden.

Sein Atem rasselte laut, als er sich erhob und der Feuerstelle entgegen rannte. Er sah dem feinen Mädchen ins Gesicht. Schwarze Stellen bildeten sich überall auf ihrer Haut. Seine Finger griffen panisch nach den ihren, doch sie reagierte nicht. Seine Augen suchten zuckend nach ein wenig Flüssigkeit, als er den Wasserbeutel des Mädchens fand. Rasch griffen seine Hände nach ihrer brennenden Kleidung und rissen sie aus dem Feuer. Mehrmals schlug die Hitze gegen seine Haut, sengte den Mantel an, der noch immer über seinem Körper prangte. Das trockene Laub um ihn herum fing vereinzelt Flamme. Wellenartig setzte das erste Blatt das nächste in Flammen. Der Rauch stach in seine Nase. Er fing an zu husten, als sich der Geruch von verbranntem Fleisch unter seiner Nase sammelte.

Er griff nach dem Wasser und drehte panisch den Verschluss auf. Seine Hand drehte sich und die kühle Flüssigkeit schoss aus dem ledernen Beutel. Das Zischen des Verbranntem zog sich um seine Ohren, als das Wasser auf die Flammen traf und sie auslöschte. Seine freie Hand legte er schützend vor seine Atemwege, als feiner Rauch aus dem Körper des Mädchen aufstieg. Ihre Kleidung hatte große Löcher erhalten und glühte gefährlich. Der Wasservorrat neigte sich dem Ende und die letzten Tropfen fiel auf das Gesicht der Elbin.

Er blickte sie geschockt an. Was hatte Turan nur mit diesem armen Mädchen angestellt? Sie hatte einfach nur ihre Ruhe gewollt, doch sie hatten sich ihr aufgedrückt. Tabon erblickte den Verband, der sich in ihre Haut gebrannt hatte. Schwarz prangte er an ihrem verrußten Hals. Die Flammen vor ihm warfen einen feinen Lichtschein auf ihr Gesicht. Tabon beugte sich zu ihr herunter. Eine Träne suchte sich den Weg aus seinen Augen, lief über seine Wange und tropfte auf ihre feinen Lieder. Was hatten sie bloß mit ihr angestellt?

Seine Finger legten sich um ihre Handgelenke und legten sie auf ihren geschundenen Körper. Das Lied eines Vogels schallte um seine Ohren.

Er hob die sachte hoch, trug sie in seinen Armen, beobachtete wie sich die Laschen Muskel an ihrem Körper bewegten, wenn er einen Schritt tat.

Die feine Haut auf ihrem geschundene Leib bildete Falten und gab das rote Fleisch zum Vorschein. Die Brandblasen platzten nacheinander auf und ergossen ihre stinkende Flüssigkeit auf das rohe Fleisch. Der Geruch des Verbrannten vernebelte seine Sinne und der grausame Anblick ließ seine Augen sich nach oben wegdrehen.

Kurz musste sich sein Verstand von dem Anblick erholen, der sich in seinen Armen bot und er wand den Blick ab. Verzweifelt suchten seine Augen nach dem Tier, was bei dem Mädchen gewesen war, doch das Pferd schien reiß aus genommen zu haben. Tabon konnte es in der Finsternis nicht genau erkennen. Mit Sicherheit würde das Mädchen in seinen Armen erzürnt darüber sein, wenn sie denn je wieder aufwachte.

Sein Augen wanderten wieder zu ihr und betrachteten den Oberkörper, der sich flach hob und senkte. Mit langsamen Schritten trug er sie vorsichtig in Richtung des Baumes, den er zuvor bewundert hatte. Die Blätter hatten von den gellenden Flammen Feuer gefangen und brannten stetig, ohne dass auch nur ein Blatt verschwand. Die Flammen züngelten sich auf der grünen Oberfläche, setzten ihren Rauch frei, der sich geschickt um den Rest des Baumes wob. Mit dem Rücken zwängte er sich durch das nun hellgelb schimmernden Blätterdach, das die Sicht auf was hinter ihnen lag, nicht freigeben wollte. Das Feuer perlte an ihm ab, als könnte es keinen Platz zum Festhalten finden. Immer wieder schlangen sich die roten Äste um seine Fußgelenke und es schien eine Ewigkeit zu dauern, in der er einen Fuß nach dem anderen knirschend auf den Boden setzte und mehr das Gesicht der schönen Dame in seinen Armen betrachtete als den Weg seiner Füße. Immer wieder stolperte er über die inzwischen zu Ästen gewordenen Blätter, bevor er mit benebelten Sinnen und von einer stürmenden Unruhedurchdrungen, das Geflecht aus den Blättern und Ästen durchquerte. Keine einzige Brandblase schmückte Tabon, obwohl die Flammen sich an seine Haut schmiegten, bevor sie verblassten.

Mit ein paar geschmeidigen Bewegungen legte er sie auf das Geflecht. Seine Finger ließen ihren leblosen Kopf langsam auf das grüne Kissen gleiten.

Das Geflecht lud ihn fast ein sich mit hinzulegen und für ewig zu schlafen.

Immer wieder strich er über ihre glatte Haut und ließ die samtenen Haare durch seine rauen Finger streifen. Seine Augen blitzten bei ihrem Anblick. Seine Hände wanderten immer wieder über ihre rot glühenden Lippen.

Um ihn herum fing es an zu glitzern. Die Blätter färbten sich Gold und bildeten ein dichtes Gefängnis aus Licht. Nur ein Mondstrahl fiel durch ein kleines Loch in der Decke hinein. Er leuchtete auf das Mädchen nieder und spielte mit den Schatten ihres Gesichts fangen. Ihre Haut reflektierte Teile und strahlte sie zurück, so als ob sich der Mond mit ihr unterhalten würde. Leichter Dampf stieg von ihren Wunden auf und bedeckte den Boden mit einem Hauch von Leid und Vergänglichkeit.

Tabon blickte auf, das weiß war aus seinen Augen verschwunden, stattdessen schmückte ein glänzendes Schwarz seine leer erscheinenden Augenhöhlen, die jetzt flimmerten, wie flüssiges Blut, sobald der Mondesschein sein Gesicht streichelte. Etwas rüttelte an seinem Griff um das samtene Haar der jungen Dame.

Als er seinen Blick nach unten schweifen ließ blickte er in ihre nun vollständig goldenen Augen. Sie bildeten genau das Gegenteil zu seinem Erscheinungsbild und doch harmonierten die Farben so, als wären sie füreinander geschaffen. Er lächelte, doch als er nach einem Wimpernschlag an ihr heruntersah, lag da nur ein schlafender Engel.

Seine Augen vibrierten und eine Stimme in ihm schrie immer und immer wieder. Er solle laufen, nie hinter sich blicken und nie zurückkehren, sonst würde die Welt ein Ende nehmen, ein Ende, was niemanden verschont.

Brennend heiße Tränen liefen ihm über die Wangen, ohne dass sie aus seinen Augen austraten, sie kamen aus dem Nichts und mündeten am Ende seines Kiefer ins Nichts, als hätten sie nie existiert. Sie brannten rote Linien in seine Haut. Er fing eine unter seiner Nase auf und betrachtete sie. Sie war wie die Augen des Mädchens neben ihm vollkommen golden. Er verrieb sie zwischen seinen Fingern, bis nichts mehr von ihr übrig war.

Er blickte zur Seite und das Mädchen war verschwunden. Seine Beine sackten ein und ein lautes Knacken um ihn herum ertönte. Immer wieder hallte es in seinen Ohren wider. Panik schwappte in sein Gemüt und ließ ihn erzittern. Wieder knackte es. Äste wurden gebrochen und Laub auf dem Boden gegeneinander gedrückt, so als fahre ein Wagen über es. Stimmen näherten sich und Gelächter hallte durch die Schar der riesigen Bäume.

Jemand fasste ihn grob am Arm und zog ihn herunter. Er starrte nun in pechschwarze Augen, während sich seine in Gold verwandelten und wieder war es das Mädchen, das seinen Blick auffing. Würde er jemals ihren Namen erfahren? Er schaute sie an, ihre Augen flehten nach Erlösung, doch sie war zu schön, um diese Welt zu verlassen. Langsam näherte er sich ihrem Kopf und legte seine Lippen auf ihre. Sanft erwiderte sie. Ihre Zungen spielten miteinander und verschmolzen zu einem. Ein Feuer schien in ihm zu brennen. Sein Herz raste und ein Feuerwerk explodierte in seinem Kopf zu hunderten von Sternen, die seinen Verstand benebelten. Sein Atem schien zu platzen, sobald ihr Geruch seine Lunge erreichte.

Abrupt löste er sich von ihr, als die Stimmen und das Schnauben der Pferde zu nah waren. Er blickte sie noch einmal an.

„Ich komme wieder", flüsterte er ihr ins spitze Ohr und setzte ihr noch einen flüchtigen Kuss auf den Haaransatz. Mit schnellen Schritten floh er aus dem Blätterkäfig, blickte nicht zurück, doch sein Gewissen wusste, dass sich die Augen des Mädchens in seinen Rücken, in sein Herz bohrten. Das Einzige was er noch wagte in seine Hand zu nehmen waren sein Umhang und die Messer, die das Mädchen mit sich trug.

Das Pferd sah er noch in dem Mondschein zwischen den Bäumen rennen, bevor er selbst seine Schritte in die entgegengesetzte Richtung der Stimmen lenkte. Er rannte lange, bevor er sich umdrehte und mit Entsetzen auf das blickte, was er zurückgelassen hatte.

„Was habe ich nur getan?", schrie er immer wieder in sich hinein. Er rammte vor Wut die beiden Messer in die Bäume um sich und hämmerte auf den Boden. Sein Gesicht war ins unkenntliche Verzerrt und die roten Linien der Tränen fügten sich zu einem Bild zusammen, dass von purem Leid zeugte. Langsam versank er in dem Laub und blieb einfach liegen. Seine Augen starrten ins Nichts, sein Körper ließ sich kein Stück mehr bewegen und seine Lungen brannten immerfort. Die Wärme wich aus seinem Körper, doch im Verstand brannte das Feuer weiter, ohne dass er sagen konnte, dass es seine Schuld war.

                              ~*~

Okey, ich habe es dann auch endlich mal wieder geschafft ein Kapitel hoch zu laden! Ich hoffe, es ist halbwegs annehmbar.....

KönigstochterNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ