In jedem entsetzlichen Unglück werden die großen Freuden geboren (3)

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Caphan wollte gerade wieder in sein Arbeitszimmer zurückkehren, als ihm ein Sklave in den Weg lief.

„Mein Herr." Der kleine Mann zitterte nervös und rang mit seinen Händen.

Caphan stöhnte laut auf und nahm sich vor einen neuen Barbaren zu kaufen, der nicht derart nervtötend war, denn diesen konnte er beim besten Willen nicht ausstehen. Generell waren die Botensklaven diejenigen, die er am wenigsten mochte. Sie überbrachten die schlechten Nachrichten, welche Caphan am liebsten nie zu Ohren bekommen würde.

„Rede schnell." Caphan blickte ihn erzürnt von oben herab an.

Der Sklave zuckte leicht und fing verängstigt an zu sprechen. „Ihre Frau ruft nach ihnen. Sie befindet sich im Bad."

Ein Glücksgefühl zog in ihm auf. Seine düstere Miene erstrahlte voller neuer Hoffnung. Er richtete sich wieder zu voller Größe auf und zog den Bauch etwas ein. Nach all den schlechten Nachrichten gab es doch noch gute an diesem Tag. Der Sklave setzte mit seinen Worten einen Punkt am Ende des Satzes von Caphans nie zu endenden scheinenden schlechten Nachrichten.

„Ich werde sie sogleich aufsuchen. Lösch du die Kerzen, ich werde heute hoffentlich nicht noch einmal in dieses Zimmer zurückkehren müssen." Er beobachtete noch, wie der Sklave sich geduckt ins Zimmer schlich, bevor er selbst verträumt die Gänge zum Bad ablief. Seine Gedanken schweiften zu Sophell. Warum sie ihn wohl rief?

Er hatte ihr Antlitz seit Tagen kaum zu Gesicht bekommen, rund um die Uhr war er als König gefragt. Nur abends im heimlichen Bett konnte er sie sehen, riechen und fühlen. Doch es zog sich schon länger hin, dass er sie nicht beglückte, als er wahrhaben wollte. Jede Nacht war er erneut zu erschöpft, als dass er den Liebesakt hätte vollführen können. Was sich zu seinem Glück erst seit 2 Wochen hielt. Zwar schlug ihn seine Erschöpfung nicht in den Schlaf, doch seine Kraft reichte nicht mehr aus, um seiner Frau das zu geben, was sie verdiente.

Seine Gedanken wandten sich wieder dem Botschafter zu, als wollte sich sein Verstand vom Glück abwenden und in dunklen Gedanken weiter schwählen. Caphan musste angesichts seiner neu erlangten Informationen Vorkehrungen treffen, eigene Botschafter aussenden und die Toten auflisten lassen. Zudem galt stets die Aufgabe, dass er bekannt geben musste, was sich im Nachbarland abspielte, auch wenn Lex einen Teil davon übernahm. Er konnte sich nicht vollständig auf ihn verlassen. Er musste sein Volk um jeden Preis schützen. Er unterbrach sich mitten im Gedankensatz. Das würde er alles Morgen machen, heute durfte er seinem Kopf eine Pause gönnen. Er musste es sogar, denn Sophell durfte nichts von seinen plagenden Sorgen wissen. Sie würde auf die Barrikaden gehen, wenn sie merkte, was mit ihm los war. Er seufzte. Alle Vorsicht würde dennoch nichts bringen. Sie kannte ihn zu gut. Früher oder später würde sie fühlen, dass etwas falsch lief und so lange in ihm herum bohren, bis sie von der Seuche erfuhr, wenn sie nicht vorher einen der Berater bestach oder es vom gemeinen Volk erfuhr.

Caphan verlangsamte seine Schritte und schloss seine Hand langsam um den Knauf der prunkvollen Tür zum Bad. Eiskalt kroch es ihm die Finger hinauf. Er hatte den gesamten Weg bis zu diesem Punkt nicht mehr im Kopf, als hätte er die Schritte nicht wahrgenommen. Er zog die aus den Ritzen hinausströmende Luft ein und roch den süßen Hauch des Duftes, den Sophell immer benutzte. Der Geruch, der ihren eigenen noch verstärkte und sie wie sein eigener Himmel riechen ließ. Einige Sekunden verharrte er nachdenklich auf dem Fleck vor der Tür, bevor ihn seine Starre wieder entspannen ließ. Sein Kopf flüsterte ihm Fantasien über das ein, was sich hinter dieser Tür befinden könnte. Doch er musste sich bald eingestehen, dass er nicht ewig vor verschlossenem Raum stehen konnte.

Er drehte sachte seine Hand und öffnete langsam die Tür, die Augen friedlich genießend geschlossen. Caphan erinnerte sich noch genau daran, wie es in dem vergoldeten Raum aussah. Ein riesiges verfliestes Bad, welches von unten beheizt wurde, als wäre es eine immense Badewanne. Eine neuartige Konstruktion befand sich and der rechten Seite, die seine Leute Dusche nannten, wobei sich ein Wasserfall kontinuierlich die Wand hinab schlängelte und in Teilen die Decke hinab fiel, umgeben von Pflanzen und leichten Felsen. Neben den gläsernen Türen zu dem von Stein abgegrenzten Raum hingen riesige Tücher zum Abtrocknen, die so sanft waren, als hätte man sie aus Federn gesponnen. Von Sophells Duft verführt öffnete er gespannt seine Augen, erblickte jedoch nur dichten weißen Dampf. Er schlängelte sich um seine Haut, ergoss sich in seine Nase und fiel in seine Haare ein, mit dem wunderbaren Duft von seiner Geliebten gesegnet.

KönigstochterWhere stories live. Discover now